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Der Funkmast ist weg

Der Metallturm auf dem Kottmar wurde demontiert. Auf den Berg kam er einst in einer spektakulären Aktion.

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© Matthias Weber

Von Romy Kühr

Der Mast ist weg. Vor wenigen Wochen noch ragte der Funkturm aus Gitterstahlgeflecht über die Baumkronen auf dem Kottmar. Nun ist er verschwunden, wie Anwohner verwundert festgestellt haben. Uwe Berndt ist Miteigentümer des Arreals um die Kottmarbaude, zu dem auch der Aussichtsturm auf dem Berg gehört. Der Funkmast stand bisher neben dem Aussichtsturm. Uwe Berndt bestätigt, dass das Bauwerk abmontiert wurde. Die Besitzer des Baudengrundstücks hatten in einem Rechtsstreit erwirkt, dass der Mastbetreiber den Funkturm rückbauen muss.

Am Landgericht Görlitz hatten Baudenbesitzer und die Deutsche Funkturm GmbH als Betreiber des Funkturms Anfang 2016 einen Vergleich geschlossen. Die Baudenbesitzer argumentierten, dass der Metallmast die Sanierungspläne für das Areal behindere, sie forderten den Abriss und eine Entschädigung. Vor Gericht einigte man sich schließlich, seit dem 6. Juni ist der Mast nun fristgerecht weg.

Ältere Einwohner erinnern sich derweil noch daran, wie der Funkmast einst auf den Kottmar kam. Denn das war durchaus spektakulär: Er wurde per Hubschrauber auf den Kottmar gebracht. Im Sommer 1982 war das. Viele solcher Bauteile wurden in den 1970er und 1980er Jahren per Hubschrauber an ihren Bestimmungsort gebracht und montiert, weiß Egbert Wünsche, der sich schon lange für den Luftverkehr interessiert und früher das Heimatmuseum in Neugersdorf leitete. Heute ist das so nicht mehr üblich, weil es andere Krantechnik gibt, als damals. Auf dem Luftweg gelangte laut den Aufzeichnungen von Egbert Wünsche zum Beispiel auch das 65 Meter hohe Rohr einer Absauganlage für die Möbelfabrik Neugersdorf an ihren Bestimmungsort. Auch andere Masten, zum Beispiel auf das Zittauer Rathausdach, wurden per Hubschrauber transportiert. Das übernahm die Flotte von Interflug, der staatlichen Fluggesellschaft der DDR.

Auch über den Transport des 46 Meter hohen Gittermastes auf den Kottmar hat Wünsche Aufzeichnungen. Am 31. August 1982 sind die Gitter-Elemente für den Sendemast auf den Berg geflogen worden. Zum Einsatz kam auch hier eine Maschine der Interflug, ein Hubschrauber vom Typ MI-8. Er startete an der Fliegerhalle am Eibauer Hänschberg, wo er die Teile aufnahm. An dieses Ereignis kann sich auch der Walddorfer Ortschronist Klaus Kneschke noch gut erinnern. Er schoss damals selbst Fotos vom Start des Hubschraubers und davon, wie die Maschine mit der schweren Last über dem Ort schwebte.

Damals diente der Mast für den Fernsehempfang. Das erste Programm von DDR1 wurde auf Kanal 41 übertragen. Später wurde der Kanal zur Ausstrahlung von der ARD genutzt. Alle Programme wurden über den Empfangskanal vom Schafberg aus Löbau bezogen, schreibt Wolfgang Lill in einem der Chronikblätter zur Geschichte von Neueibau, Eibau und Walddorf über die Historie des Fernsehempfangs vom Kottmar. Mit dem neuen Mast auf dem Kottmar konnte auch das Programm 2 empfangen werden. Auch nach der Wende wurde der Mast für den Fernsehempfang genutzt. Mit der Einführung von DVB-T – also dem digitalen Fernseh-Empfang im Jahr 2007 wurde der Mast dann außer Betrieb genommen. Inzwischen war auch Kritik laut geworden, dass der Gittermast, den historischen Aussichtsturm aus roten Backsteinen verschandele. Auch den Turm- und Baudenbesitzern war er ein Dorn im Auge.

Der Abbau sei nun ein wichtiger Schritt, weitere Pläne umzusetzen, wie Miteigentümer Uwe Berndt gegenüber SZ sagt. Er und sein Kompagnon möchten nun gern den Turm sanieren und für Besucher zugänglich machen. Mittels einer Bezahlfunktion soll der Aufstieg künftig wieder möglich sein. Berndt spricht auch davon bei entsprechender Nachfrage und Besucherzahl eventuell einen Imbiss für Wanderer und Spaziergänger auf dem Kottmar anzubieten. Wann die Pläne konkret werden und starten können, ist noch offen. „Wir hoffen sehr, dass das klappt“, so Uwe Berndt.