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Der Foto-Stadtführer

Ingo Morgenstern hat einen virtuellen Stadtrundgang durch Löbau erstellt. Davon sollen Bürger und Händler profitieren.

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© Thomas Eichler

Von Marcus Scholz

Seine Kamera hat Ingo Morgenstern immer mit dabei. So auch am Mittwoch, als er dem Löbauer Laden Ines Schuhmoden einen Besuch abgestattet hat. Dort wollte sich Morgenstern aber nicht etwa selbst beim Schuhkauf knipsen. Der gebürtige Löbauer ist dienstlich im Schuhgeschäft gewesen, um ein weiteres Puzzleteil zu seinem Großprojekt hinzuzufügen.

So sieht der virtuelle Stadtrundgang in Blickrichtung Nicolaistraße aus. Per Mausklick kann man sich quer durch die Stadt bewegen.
So sieht der virtuelle Stadtrundgang in Blickrichtung Nicolaistraße aus. Per Mausklick kann man sich quer durch die Stadt bewegen. © Screenshot virtueller Stadtrundgang

Der zertifizierte Meister des Fotografenhandwerks will für Löbau etwas auf die Beine stellen, dass es in dieser Form noch nie zuvor in der Stadt gegeben hat. Morgensterns Ziel ist es, einen virtuellen Stadtrundgang im Internet anzubieten, bei dem es einem mit nur wenigen Klicks möglich ist, sich vom Sofa aus per PC, Handy oder Tablet die Stadt anzusehen – und natürlich die Geschäfte der Löbauer Händler. Die ersten Schritte sind gemacht und der virtuelle Rundgang kann bereits genutzt werden. Komplett ist das Angebot noch nicht. Den Rundgang auszuprobieren lohnt sich trotzdem. Die Bedienung ist kinderleicht: Auf einem Stadtplan kann jeder Nutzer selbst auswählen, von wo er seine virtuelle Tour durch die Stadt starten will. Pfeile weisen anschließend den Weg in sämtliche Richtungen, wie etwa vom Altmarkt aus zur Nicolaistraße und dann weiter zur Bahnhofstraße, Sachsenstraße und wieder zurück. Überall gibt es die Möglichkeit – wie bei einem normalen Stadtrundgang auch – stehen zu bleiben, sich nach vorne, hinten, rechts und links umzusehen und dann den Rundgang je nach Belieben am Bildschirm einfach fortzusetzen. Ein Stopp lohnt sich derzeit besonders am Wettiner Platz. Dort gemachte Aufnahmen stammen nämlich noch aus der Zeit, bevor die Bäume rund um den Wettiner Brunnen der Kettensäge zum Opfer gefallen sind.

Ingo Morgenstern hat mehrere Tage gebraucht, um alle Winkel der Stadt zu fotografieren. Sein virtueller Rundgang umfasst etwa 60 000 Dateien, die er zu einem großen Ganzen zusammengefasst hat. In Zukunft sollen sogar noch mehr dazukommen. Denn so, wie sich der Rundgang derzeit im Internet präsentiert, wird er nicht ewig zu sehen sein. Aktuell liegt auf den Bildern nämlich noch Schnee. Je nach Jahreszeit will Morgenstern die Fotografien aktualisieren. Als Nächstes gibt es also das blühende Löbau im Frühjahr zu sehen, dann im Sommer, danach im Herbst. Zuerst bei Tag, irgendwann auch bei Nacht. Bis die Nachtaufnahmen zu sehen sind, dauert es aber noch. Denn das Fotografieren im Dunkeln ist aufwendig. „Für ein Nachtpanorama benötigt man schon eine halbe Stunde“, sagt Ingo Morgenstern.

Zu der Idee des virtuellen Stadtrundgangs haben ihm die aktuellen Zustände in Löbau verholfen. Durch Baustellen und damit verbundenen Sperrungen sei es seit vergangenem Jahr schwer, bestimmte Ziele im Stadtgebiet zu erreichen, so der Fotograf. Also musste eine Alternative her. Für Löbauer, für Gäste, aber auch für die städtischen Händler. „Sie haben durch die Baustellen ein Handicap“, sagt Morgenstern. Der virtuelle Rundgang soll also auch Gewerbetreibenden dabei helfen, nicht von der Bildfläche zu verschwinden. Morgenstern bietet allen Händlern an, ihren Laden in den Rundgang einzubetten. Dafür macht er Fotos von den Geschäften, so wie am Mittwoch bei Ines Schuhmoden. Wer also am heimischen Computer sitzt, sich beim Rundgang gerade auf der Nicolaistraße befindet und Lust auf neue Schuhe hat, kann bald mit nur einem Klick einen Blick in das Schuhgeschäft werfen. Gleiches ist im Löbauer Schlafstudio, bei EP: Münnich, der Wendler-Drogerie, der Brasserie Haupt und einigen weiteren Händlern möglich. Rund zehn von ihnen machen bereits für ein paar Euro pro Monat mit. Weitere Geschäfte, wie etwa Verena Moden oder die Alte Apotheke, kommen demnächst dazu. Um noch mehr Dynamik in seinen virtuellen Stadtrundgang zu bekommen, hofft Ingo Morgenstern, dass sich auch noch andere Händler entschließen, mitzumachen. Immerhin gebe es noch viel mehr Gewerbetreibende in der Stadt. „Viele haben bisher aber eher verhalten reagiert“, so der Fotograf. Dabei hätten alle die Chance, sich für Kunden im Internet stets aktuell zu präsentieren. Denn zu Morgensterns Angebot gehört nicht nur einmaliges Fotografieren der Geschäfte. Wird umdekoriert, werden neue Fotos gemacht und dann in den Internetauftritt eingepflegt.

So soll Stück für Stück das echte Löbau mit all seinen Veränderungen auch im Internet zu sehen und zu erleben sein. „Ich will damit zeigen, dass Löbau nicht schläft“, sagt Ingo Morgenstern.