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Der Ford kommt fort

Nieschütz hat das älteste Fahrzeug aller drei Ortswehren der Gemeinde. Doch damit soll es bald vorbei sein.

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© Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Diera-Zehren. Bis vor Kurzem hielt die Ortsfeuerwehr Zehren einen Rekord, auf den sie nicht stolz war. Sie besaß das älteste Löschfahrzeug einer Feuerwehr aus dem Landkreis Meißen. Das Auto vom Typ MAN hat 50 Jahre auf den Reifen. Der Oldie wurde 1991 aus den alten Bundesländern geliefert. Dort war das Löschfahrzeug schon damals aus Altersgründen ausgemustert worden. Für den Osten war es aber noch gut genug. Doch zuletzt gab es große Probleme mit den Ersatzteilen. Zum Hochwasser 2013 Jahr ging der Motor kaputt. In der Werkstatt wurden die allerletzten Teile verbaut, die noch aufzutreiben waren.

Im November vorigen Jahres bekam die Wehr nun ihr lange erwartetes nagelneues Löschfahrzeug. Das kostete 382 000 Euro, davon gab es 164 000 Euro Fördermittel. Das älteste Feuerwehrfahrzeug der Gemeinde steht nun in Nieschütz in einem gerade gebauten neuen Gerätehaus. Es ist ein Ford Transit, Baujahr 1973, ebenfalls aus den alten Bundesländern in den Osten gebracht. Trotz seines Alters hat der Oldie gerade mal 32 000 Kilometer auf dem Tacho.

Doch mit der Sicherheit sieht es mau aus. Airbag, Antiblockiersystem und den Spurhalteassistenten ESP gab es 1973 noch nicht. Doch der Ford hat nicht mal Sicherheitsgurte. Auch besonders komfortabel ist das Fahrzeug, das sechs Leuten Platz bietet, nicht. Vier Mann müssen auf kleinen, harten Holzstühlen Platz nehmen. Jeder Gartenstuhl ist da bequemer. Und besonders sparsam ist der Benziner auch nicht gerade. Mit weniger als zehn Liter Benzin auf 100 Kilometer kommt er nicht aus. Eher mit deutlich mehr.

Lkw-Führerschein nötig

Auch hier gibt es zunehmend Probleme, Ersatzteile zu bekommen. Zudem hat es keinen Wassertank, ist nur ein sogenannter Geräteträger. Aber es gibt wohl bald eine Lösung. Die Gemeinde will für die Nieschützer Wehr, die noch über ein 13 Jahre altes Löschfahrzeug vom Typ Iveco verfügt, ein neues Auto spendieren. Das Löschfahrzeug soll einen Wassertank von 1 000 bis 1 200 Litern haben. „Damit ist es vor allem für den Erstangriff bei Wohnungsbränden geeignet“, sagt Ortswehrleiter Jochen Voigt.

Allerdings ist das anzuschaffende Fahrzeug schwerer als 1,5 Tonnen, darf nur mit Lkw-Führerschein gefahren werden. Ein Problem ist das aber für die Wehr nicht. Die Gemeinde finanziert Feuerwehrleuten diesen Führerschein. „Das hat bisher gut funktioniert. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Feuerwehrleute lange bei der Wehr bleiben, wenn sie derart ausgebildet sind“, sagt Bürgermeisterin Carola Balk (parteilos).

Das Problem sind auch hier die Kosten für das Fahrzeug, die mit 198 000 Euro veranschlagt werden. Davon hofft die Gemeinde, 120 000 Euro als Fördermittel zu erhalten. Dennoch dauert es noch eine Weile, bis das neue Mitglied der Feuerwehr im Gerätehaus stehen wird. Allein die Ausschreibung kann sich bis zu zwei Jahre hinziehen. Finanziell hat die Gemeinde das Geld für den Eigenanteil für die Jahre 2018 und 2019 in den Haushalt eingeplant. Nicht nur, was die Ausrüstung betrifft, steht die Nieschützer Feuerwehr gut da. In der Ortswehr sind derzeit 26 Kameraden aktiv, davon drei Frauen. Damit ist die Soll-Stärke von 30 zwar nicht ganz erreicht, die Einsatzbereitschaft jedoch gewährleistet.

Mit der Anschaffung eines neuen Fahrzeuges erfüllt die Gemeinde auch eine Forderung aus dem Brandschutzbedarfsplan, der überarbeitet wurde. „Im Wesentlichen sind unsere drei Ortsfeuerwehren gut aufgestellt, auch weil die Gemeinde in den vergangenen Jahren viel Geld in die Feuerwehr gesteckt hat“, so die Bürgermeisterin. Autos aus DDR-Zeiten wie B 1000, Robur oder W 50 gibt es in den Diera-Zehren Ortsfeuerwehren schon lange nicht mehr. Die letzten Oldtimer wurden 2013 ausgemustert.

So hatte die Niederlommatzscher Feuerwehr einen B 1000. Weil der nicht ausreichte, bekamen die Niederlommatzscher von der Zehrener Wehr einen ausgemusterten Robur. Das betagte Stück hielt nicht lange durch. Nach einem dreiviertel Jahr schied der TÜV das gerade erst begonnene Verhältnis. Jetzt gab es Hilfe aus Nieschütz, einen B 1000, der noch 13 Jahre älter war als der eigene. Nach zwei Jahren kam hier das Ende. Wenn der Nieschützer Ford fort kommt, steht das älteste Feuerwehrfahrzeug in Zehren. Es ist ein Löschfahrzeug vom Typ Mercedes aus dem Jahr 1992. Immerhin erst 25 Jahre alt.