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Der Flickenteppich von Altleutewitz

Alt geht in neu über, Pflaster in Teer. Anwohner beschweren sich über die gestückelte Sanierung von Straßen und Gehwegen.

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© René Meinig

Von Ronja Münch

Früher gab es in Altleutewitz viele verschiedene Geschäfte und Kneipen. Doch die meisten wurden geschlossen, viele alte Gebäude wurden abgerissen. Heute ist vom historischen Ortsbild nur wenig übrig. Das stört besonders den Anwohner Ditmar Hunger. Der Dorfkern liegt in einem Gebiet der sogenannten Erhaltungssatzung. Das bedeutet, erklärt der ehemalige Stadtplaner, dass sich am historischen Aussehen des Ortes möglichst wenig verändern soll.

Hunger hatte bis 2013 sein eigenes Planungsbüro, das er nach der Wende gründete. Sein Stadtteil liegt ihm sichtlich am Herzen, weshalb er auch beim Freundeskreis Cotta aktiv ist. Und tatsächlich gleicht der alte Dorfkern einem Flickenteppich: Altes und neues Pflaster geht in Schwarzdecke über und wieder zurück, teilweise gibt es noch historische Schotterwege. Den Ingenieur Hunger stört besonders ein Straßenabschnitt über den Omsewitzer Graben. Dieser wurde erneuert und dabei komplett mit Schwarzdecke und Hochbordsteinen versehen. Die sollen verhindern, dass Autofahrer, die von der Straße abkommen, im Bach landen. Sie passen aber nicht ins historische Bild und schränken die Barrierefreiheit ein, so Hunger. Und er hält sie nicht für nötig. „Die Autos dürfen hier sowieso überall nur 20 fahren.“

Das Stadtplanungsamt verteidigt das Vorgehen auf SZ-Anfrage. Der Straßenabschnitt sei entsprechend der Erhaltungssatzung genehmigt worden. Teile der Fußwege seien bereits geteert gewesen. Deswegen sei auch der Asphaltierung der Brücke über den Graben zugestimmt worden. Der Leutewitzer Hunger schüttelt darüber den Kopf. „Die Schwarzdecke auf den Gehwegen war doch schon nicht rechtmäßig.“

Anwohner Hans-Jürgen Pietzsch holpert auf dem Fahrrad über die Straße und sagt trotzdem: „In so dörflichen Kernen habe ich lieber Pflaster.“ Das solle aber ordentlich gemacht werden. Anders sieht das Stefan Schmidt, er hätte lieber alles geteert. „Pflaster ist zu laut.“ Und Petra Schneider findet Pflaster vor alten Gebäuden gut, möchte aber sonst lieber geteerte Wege. Die teils huckeligen Straßen findet sie gefährlich. „Erst heute Morgen hat sich da eine mit dem Fahrrad hingelegt.“

In einem sind sich alle einig: Der Flickenteppich an Belägen stört. Und auch Hunger sagt: „Man kann ja alles machen, aber mit Konzept!“ Das habe das Stadtplanungsamt für den alten Dorfkern Leutewitz aber nicht.