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Der Fall-Mist

In Kreba-Neudorf wird Landwirt Ladusch verdächtigt. Doch das Ärgernis rutscht anderen vom Hänger. Nicht mehr lange.

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© P. Sosnowski

Von Carla Mattern

Kreba-Neudorf. Neuerdings fährt bei Steffen Ladusch immer ein Fotoapparat mit. Den braucht der Landwirt aus Kreba-Neudorf aber nicht, um seine Galloway-Rinder oder Sonnenuntergänge zu knipsen. Er will gewappnet sein, um zu dokumentieren, was in seinem Ort vielen Mitbewohnern stinkt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn in Kreba-Neudorf liegt an Stellen Mist herum, wo er nicht hingehört. Auf der Straße, auf dem Gehsteig, auf der Parkfläche vor Schuberts Einkaufsmarkt. Gute Beobachter stellen fest, dass der Mist meist dort landet, wo die Straße einen Bogen macht.

Manch ein Dorfbewohner hatte Landwirt Steffen Ladusch im Verdacht, für den Fall-Mist zu sorgen. Doch der wehrt sich. „Ich bin nicht der Verursacher“, sagt er. Er kann auch erklären, wie es zu den Verunreinigungen kommen kann. Die Ladung sei nicht richtig gesichert, sagt er. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind die Fahrer so schnell unterwegs, dass in den Kurven Fliehkräfte dafür sorgen, dass der obenauf liegende Mist heruntergeschleudert wird. Das erklärt auch, warum es immer wieder bestimmte Grundstücke betrifft, die unfreiwillig gedüngt werden.

Mit den ungeliebten Haufen will sich Simone Schubert von Schuberts Einkaufsmarkt in Neudorf, zu dem auch ein Party- und Veranstaltungsservice gehört, nicht abfinden. Das erklärt sie jedenfalls den Gemeinderäten und dem Bürgermeister. Sie nutzt im Januar die Bürgerfragestunde im Gemeinderat, um sich zu erkundigen, was sie dagegen tun kann. Denn Schuberts Gäste sollen sauberen Schuhs aus dem Auto über den Parkplatz ins Haus gelangen. Wenn aber der ordentlich hergerichtete und gefegte Platz zum Mistplatz wird, dann ärgert das Simone Schubert sehr, berichtet sie. Da helfe nur, das Geschehene zu dokumentieren, das Nummernschild des Mistverteilers aufzuschreiben, Zeugen anzusprechen und das Ganze bei der Ortspolizeibehörde anzuzeigen. Das rät Bürgermeister Dirk Naumburger und sagt, dass dann der Verursacher im Falle eines mehrfach nachgewiesenen Verstoßes sogar mit einem Bußgeld bestraft werden könne.

Doch um das Bestrafen geht es den Kreba-Neudorfern weniger, wird in der angeregten Diskussion der Gemeinderäte deutlich. Sie wollen keinen Fall-Mist auf Straßen und Gehwegen. Steffen Ladusch, der auch Mitglied des Gemeinderates ist, hat deshalb versucht, mit dem Mist verlierenden Fahrer zu sprechen. Denn natürlich ist vielen im Dorf bekannt, woher der Mist stammt und welchen Weg er durch den Ort nimmt. „Der Fahrer kommt an meiner Koppel vorbei. Da hab ich ihn angehalten und ihm gesagt, dass ich im Dorf Ärger gehabt habe“, erzählt Steffen Ladusch. Doch auf die Frage nach der Adresse oder der Telefonnummer bekommt der Kreba-Neudorfer Landwirt keine Antwort. „Der Chef weiß Bescheid“, soll der Fahrer gesagt haben und dass er überlege, andere Hänger einzusetzen.

Damit gibt sich Steffen Ladusch aber nicht zufrieden. Als das Thema jetzt im Gemeinderat öffentlich angesprochen wird, unterstützt er den Vorschlag des Bürgermeisters, beim nächsten Mal Ärger mit Fall-Mist Ort, Zeit, Nummernschild und eventuelle Zeugen zu notieren und zum Beweis außerdem ein Foto zu machen. Ob sich dann der zuständige Ortspolizist damit beschäftigt oder das Ordnungsamt, das sei am Ende egal. Hauptsache, es hört auf.

Die Chancen stehen gut. Denn das Thema ist mittlerweile auch bei Anett Wloka und Lorenz Eskildsen in Grimma angekommen. Dort hat die Firma Eskildsen ihren Hauptsitz, zu der auch die Lorenz Naturhöfe GmbH gehört. Am Ortsausgang von Kreba in Richtung Reichwalde werden auf dem Hof Hähnchen gemästet. Von dem Biohof stammt auch der Mist. Transportiert wird er von einem Vertragspartner der Lorenz Naturhöfe GmbH, sagt Anett Wloka. Ein Biobauer aus Meuselwitz bringt das Stroh und holt auch den Mist wieder ab.

Dass es im Dorf Verstimmungen gibt, darüber hat sie mit dem Biobauern gesprochen. Er hätte angekündigt, den Hänger umzuarbeiten und aufzuplanken, sagt Anett Wloka. Auch den Hinweis langsamer zu fahren, habe sie weitergegeben. Die Eskildsen-Mitarbeiterin hätte sich gefreut, sagt sie der SZ, wenn die Kritik direkt mit ihr besprochen worden wäre. „Wir wollen nicht in schlechten Ruf kommen als Biohähnchenmäster.“

Auch Geschäftsführer Lorenz Eskildsen findet den Ärger bedauerlich. „Das muss nicht sein. Wir werden uns darum kümmern“, sagt er.