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Der ewige Kampf um den Bus

Der Schülerverkehr morgens aus Großerkmannsdorf und Ullersdorf nach Dresden ist oft einfach nur nervig.

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© Thorsten Eckert

Lisa-Marie Delcuvé

Wer morgens an der Bushaltestelle in Großerkmannsdorf vorbeikommt, könnte man denken, dass hier Dynamo Dresden gerade Autogramme verteilt…

Aber nein, an diesem Morgen warten an der Haltestelle Alte Hauptstraße nur mal wieder – wie jeden Tag – jede Menge Schüler auf den Bus in Richtung Bühlau. Und wie ebenfalls fast jeden Tag kommt der zu spät. Da steh ich also mit meinem Freund an der Haltestelle und warte und warte. Es ist warm, sonnig und ich will eigentlich nur noch in den gekühlten Bus. Der Blick auf die Uhr, der Bus ist schon sieben Minuten zu spät …

Endlich kommt er um die Ecke gefahren. Es ist der Rote. Zum Glück, denn die Busse auf dieser Linie sind unterschiedlich ausgestattet. Die Rotlackierten sind groß und klimatisiert, so wie dieser, und die Grauen sind kleiner – und haben vor allem keine Klimaanlage. Wir steigen ein, zeigen unsere Fahrkarten und setzen uns auf einen freien Zweierplatz. Der Bus ist kühl und schon jetzt richtig gut gefüllt, dabei steigen auch an den nächsten Haltestellen noch jede Menge Leute ein. Ich stecke mir die Kopfhörer in die Ohren und höre Musik, schau nebenbei aus dem Fenster und fahre in die Oberschule am Körnerplatz nahe der Elbe. Und natürlich wird es mal wieder ein bisschen zu spät sein …

Einen Bus eher fahren?

Meistens sind die Lehrer nicht sehr erfreut, wenn wir nicht pünktlich zum Unterricht kommen. Mitschüler von uns müssen uns in diesen Fällen entschuldigen – wir haben sie bereits über Whatsapp informiert. Und dann ist das Thema meistens gegessen. Oder es kommt der schlaue Satz: „Dann fahrt doch einfach einen Bus eher.“ Aber das ist eben leichter gesagt, als getan – da wir dann schon um 6 Uhr in der Schule wären …

Als ich mit Freunden dann nach Unterrichtsschluss aus der Schule komme, warten wir erst mal eine gefühlte Ewigkeit auf den Bus. Denn zwischen Schulschluss und der Abfahrt des Busses Richtung Großerkmannsdorf liegt jede Menge Zeit. Aber wir vertreiben uns das Warten in den Geschäften der nahen Schillergalerie … Auf die Frage, ob mit den Verkehrsbetrieben deswegen schon einmal gesprochen wurde, antwortet unser Schulleiter regelmäßig: „Nein, mit den Verkehrsbetrieben haben wir nicht gesprochen.“ Schade eigentlich.

Stickiger Bus

Dann kommt der Bus, und wir sehen, dass wir diesmal nicht so viel Glück haben. Es ist ein kleiner, älterer – und schon überfüllt. Außerdem ist es ziemlich warm im Bus. Dieses Problem haben wir sehr häufig. Wir bahnen uns den Weg zwischen der Menge, damit wir überhaupt noch hinein passen. So voll war es schon lange nicht mehr. Ein stickiger Bus, und an einen Sitzplatz ist sowieso nicht zu denken. An jeder Haltestelle quetschen wir uns jedes Mal in die Menge, damit andere Leute aussteigen können. Endlich – in Rochwitz – wird der Bus dann etwas leerer und wir bekommen sogar einen Sitzplatz. So ähnlich muss es sein, wenn man im Lotto gewinnt … Und auch die Gefahr, ständig von Rucksäcken geschubst zu werden, die die Schüler auf ihren Rücken tragen, ist nun gebannt. Der Bus hält gerade am Ullersdorfer Platz in Bühlau – und eine Gruppe von Schülern versucht noch eilig, die Haltestelle zu erreichen. Tja, aber da haben sie die Rechnung ohne den Busfahrer gemacht, der sich strikt an den Fahrplan hält …

Mehr Busse wären die Lösung

Der Bus ist nun wieder etwas voller, sodass nicht jeder einen Sitzplatz hat. Und in solchen Momenten lässt sich bestens beobachten, mit welchen Methoden hier um einen der begehrten Plätze „gekämpft“ wird: Eine ältere Dame hat kein Problem, sie fragt höflich, ob der Rucksack wirklich hier „sitzen“ müsse, muss er natürlich nicht, und sie kann sich setzen. Eine andere, etwas jüngere Frau, stellt sich neben einen Sitzplatz, auf dem ebenfalls ein Rucksack steht. Als der Junge nicht gleich reagiert, wird er leicht angehustet, damit er Platz macht. Sitzplätze sind eben sehr begehrt … Wobei es auch dieses Problem wohl nicht geben würde, wenn einfach mehr Busse fahren würden.

Endlich zurück in Großerkmannsdorf. Ich hole tief – frische – Luft und hoffe, dass es morgen besser wird. Vielleicht …

Der Text entstand im Rahmen des Projektes SchülerSZ