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Der Erfinder des Holzschliffs

Friedrich Gottlob Kellers Methode zur Holzverarbeitung setzte sich vor gut 100 Jahren in der Region durch. Ein Rückblick.

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© Zschiedrich

Von Heinz Gliniorz

Krippen/Kirnitzschtal. Noch bis zum 31. Oktober ist im Technischen Denkmal Neumannmühle im Kirnitzschtal eine Sonderausstellung aus Anlass des 200. Geburtstages zu sehen. Die Besucher erfahren so noch einiges mehr über die Geschichte und das Wirken von Friedrich Gottlob Keller, dem Erfinder und Wegbereiter der modernen Papierproduktion. Der Förderverein hatte ihm zu Ehren eine solche Sonderausstellung in diesem Jahr auf den Weg gebracht. Doch nicht nur im Technischen Denkmal Neumannmühle wurde Holz geschliffen, sondern auch anderswo hat Friedrich Gottlob Keller seine Spuren hinterlassen. Mittlerweile ist in Vergessenheit geraten, dass zum Beispiel am „Dörren Wasser“, einem Nebenfluss der Gottleuba, über Jahrhunderte eine Mahlmühle in Betrieb war, heute als Schleife bekannt. Das Wasser der Bahra reichte aus, um Getreide und ähnliche Feldfrüchte mithilfe von Mühlsteinen zu zerkleinern und für die Weiterverarbeitung bereitzustellen. Diese Anlage, auch als Mahl- und Schneidemühle an der Bahra bekannt, wurde im Jahr 1880 aufgegeben. Ein neuer bis dahin unbekannter Industriezweig, der Holzschliff, wurde für die am Wasser liegenden Fabriken interessant. Holzschliff ist die mechanische Aufbereitung des Holzes. Dabei wird das entrindete Holz mit Unmengen Wasser gegen rotierende Schleifsteine gepresst. Das Resultat ist ein Gemisch aus Fasern und Wasser, das unter anderem im Zeitungsdruck Verwendung findet. Kein Geringerer als der geniale Erfinder Friedrich Gottlob Keller aus Krippen wollte auch hier seine Entdeckung industriell umsetzen. Der Unternehmer Eduard Hartmann erkannte die Gunst der Stunde und baute auf seinem ehemaligen Mühlengelände eine über Jahrzehnte arbeitende Holzschliffanlage mit einer 250-PS-Wasserturbine. Durch die jahrelange beispielhafte Waldwirtschaft im Elbsandsteingebirge stand den Holzschleifereien genügend Fichtenholz zur Verfügung. Die tonnenschweren Schleif- oder Zerfaserungssteine wurden in den Sandsteinbrüchen in unmittelbarer Umgebung gefertigt oder von der Firma H. Schmidt, dem europaweit bekannten und erfolgreich arbeitenden Schleifsteinhersteller aus Pirna, bezogen.

Friedrich Gottlob Keller revolutionierte die Papierherstellung.
Friedrich Gottlob Keller revolutionierte die Papierherstellung. © Sammlung Steinmann

Nach mehreren Besitzerwechseln kam der Betrieb an der Bahra im Jahre 1945 zum Erliegen. Die Firma Toltzmann stellte auf dem Gelände an der Bahra später Artikel aus Pappe her. Noch einmal machte die Schleife zu DDR-Zeiten von sich reden. Fleißige Frauen aus den umliegenden Dörfern montierten hier mit großem Ehrgeiz Schallplattenabspielgeräte in hoher Qualität für den Export nach Holland, Frankreich und in die Bundesrepublik. (mit SZ/aw)

Die Neumannmühle in der Kirnitzschtalstr. 5 sowie die dortige Keller-Sonderausstellung sind noch bis zum 31. Oktober täglich von 11 bis 17 Uhr, außer montags, geöffnet.