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Der Energie-Pionier

Rainer Woywod aus Zehista hat sein Haus energetisch aufgepeppt. Grund dafür ist nicht nur die Geldersparnis.

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© Katja Frohberg

Von Mareike Huisinga

Pirna. Von der Straßenseite sieht das hübsche Einfamilienhaus wie jedes andere aus: der gelbe Anstrich wirkt freundlich, das Dach glänzt rötlich, eine Pergola begrüßt die Gäste am Eingang.

Dennoch ist das Haus der Familie Woywod in Zehista ein besonderes Gebäude. Denn Rainer Woywod und seine Frau Anett haben sich mit cleveren Modernisierungsmaßnahmen ihre persönliche Energiewende realisiert. 1998 erwarb das Ehepaar das Haus, das zehn Jahre vorher gebaut wurde. Fest stand von Anfang an, dass man möglichst viel Energie sparen wollte. So ließ Rainer Woywod zunächst die alten Holztüren ausbauen, um sie durch Aluminiumtüren mit modernen Dichtungen zu ersetzen. 2006 erfolgte die Dachsanierung mit einer Dämmung. Fünf Jahre später erneuerten Fachleute die komplette Heizungsanlage im Haus. Statt Ölkessel sorgt ein Brennwertkessel für Wärme und arbeitet sparsam. Außerdem wurden ein Warmwasserspeicher sowie thermische Kollektoren eingebaut.

Der jüngste energetische Coup der vierköpfigen Familie ist die Fotovoltaikanlage auf dem Dach sowie der Stromspeicher im Keller. Mit Hilfe von Sonnenkollektoren wird Strom erzeugt und bei Überschuss in einem Speicher im Keller eingespeist. Die Ersparnis ist enorm. Die letzte Stromrechnung belief sich auf 1 600 Kilowattstunden. „Davor hatten wir 4 500 Kilowattstunden“, sagt Rainer Woywod. Für die Fotovoltaikanlage gab es übrigens Fördermittel von der Sächsischen Aufbaubank. Der Pirnaer weiß, dass diese Programme in etwas veränderter Form immer noch laufen.

Die Gesamtkosten für die energetische Sanierung des Hauses schätzt der Diplom-Ingenieur auf knapp 100 000 Euro. Eine Summe, die ihm nicht leidtut. „Bei der derzeitigen weltweiten Finanzlage ist die Investition in ein Haus der nachhaltigste Weg, sein Geld sinnvoll anzulegen“, urteilt Woywod. Demzufolge nennt er die Sanierungsmaßnahmen eine vorausschauende Altersvorsorge. Schließlich senken sich dadurch die laufenden Betriebskosten. „Ich fühle mich wohl mit der Entscheidung“, lautet Woywods Fazit.

Weitere Investitionen sind übrigens schon geplant. Die Familie überlegt, das Dachgeschoss mit einer Klimaanlage zu versehen. Angedacht ist ebenfalls der Kauf eines Elektroautos. „Den Strom, den wir für die Autobatterie benötigen, könnten wir selber erzeugen“, meint der 50-Jährige. Dabei geht es dem 50-Jährigen nicht nur ums Geld und eine mögliche Ersparnis. Hinter dem Engagement für umweltfreundliche Technologien steht eine Haltung. „Tschernobyl habe ich selbst erlebt“, sagt er mit leiser Stimme.

Da das DDR-Fernsehen nicht sofort umfassend berichtete, wurde ihm das gesamte Ausmaß der Katastrophe erst später klar. „Ich habe mich gefragt, was passiert mit den Menschen hinter dem Eisernen Vorhang.“ Spätestens nach der Nuklearkatastrophe in Fukushima im Frühjahr 2011 war Woywod klar, dass man andere Wege beschreiten sollte, um Energie zu gewinnen. Die Woywods sind konsequent. Schon vor einiger Zeit haben sie ihren Energieanbieter gewechselt und beziehen jetzt ausschließlich atomfreien Strom.

Unterdessen stößt die „hausgemachte“ Energiewende der Familie auch in ihrer Umgebung auf Interesse. „Mit meinem Nachbarn habe ich bereits gesprochen und ihm meinen Solarteur empfohlen“, sagt Rainer Woywod. Wer weiß, vielleicht werden ja bald Sonnenkollektoren auf weiteren Dächern in Zehista für grünen Strom sorgen.