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Der Elite zwei Schnippchen geschlagen

Wenn es mit dem Mountainbike bergab geht, ist Max Hartenstern in seinem Element. Der 18-Jährige gilt als großes Downhill-Talent.

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© Nathan Hughes

Von Cornelius de Haas

Es kommt selten vor, dass ein Nachwuchssportler seinen Verband über die eigenen Regeln aufklären muss. Bei Max Hartenstern war das aber der Fall. Im vergangenen Jahr fuhr der Mountainbiker bei der deutschen Meisterschaft im Downhill als Junior die beste Zeit. Doch nicht nur in seiner Altersklasse war keiner schneller als der damals 17-Jährige aus Geringswalde. Auch im Rennen der Elite gab es niemanden, der seine Zeit unterbieten konnte.

Wechselte vom BMX-Rad aufs Mountainbike: Max Hartenstern.
Wechselte vom BMX-Rad aufs Mountainbike: Max Hartenstern. © Nathan Hughes

Aber erst auf seine Intervention korrigierte der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die Meisterschaftsreihenfolge. „Das Reglement besagt, dass dem Streckenschnellsten der Titel gebührt – egal, ob Master, Elite oder Junior“, erklärt Hartenstern. Auch wenn er 2016 von für ihn günstigen Wetterbedingungen profitierte, der Erfolg war kein Zufall. Denn auch in diesem Jahr fuhr Hartenstern auf Platz eins – bei gleichen Bedingungen für alle Teilnehmer.

Dass ein Junior den Etablierten so ein Schnippchen schlägt, sei „weltweit ein Novum“, erklärt Fabian Waldenmaier, der Downhill-Koordinator beim BDR. „Dieses Kunststück zweimal in Folge hinzubekommen spricht stark für Max.“ Beim bayerischen Fahrradhersteller Cube blieb das nicht unbemerkt. Das damals gerade ein Jahr bestehende werkseigene Weltcup-Team verpflichtete Hartenstern Ende 2016 als dritten Fahrer. „Ich bin stolz darauf, dass sie mich schon beobachtet und Interesse an mir hatten“, sagt Hartenstern, der seit er denken kann auf dem Fahrrad unterwegs ist.

Wie man am besten mit dem Gelände umgeht, hat er auf dem BMX-Rad gelernt. „Auf den kleinen Bikes bin ich auch Rennen gefahren, acht Jungs gegeneinander.“ Um sich zu verbessern, wäre ein Wechsel auf die Sportschule nach Cottbus nötig gewesen, „aber der Aufwand wäre mir zu groß gewesen“.

Deswegen seinen Traum, das Radfahren zum Beruf zu machen, aufzugeben, kam für Hartenstern aber nicht infrage. „Mit zwölf bin ich im Winter nur noch Mountainbike gefahren. Danach gab es die ersten Rennen im Nachwuchs-Cup, den ich am Ende gleich gewonnen habe.“ Es folgten Wettkämpfe in Deutschland und Europa, denen sich im vergangenen Jahr die ersten Weltcup-Einsätze anschlossen – noch ohne Unterstützung eines Profiteams. „Die vergangenen Jahre haben meine Eltern finanziert. Wenn sie es einrichten konnten, sind sie mit mir zu den Rennen gefahren“, so Hartenstern, der dankbar sagt: „Das ist unbezahlbar.“

In seinem ersten Jahr als Profi durchlebte er Höhen und Tiefen. „Es war alles neu. Neues Team, neue Leute um mich rum. Ich musste mich erst mal daran gewöhnen und reinfinden. Aber es wurde mit jedem Rennen besser.“ Obwohl er beim ersten Auftritt in der Qualifikation hängen blieb, schaffte es der Junior am Ende in der Weltcup-Gesamtwertung noch in die Top Ten.

Seinen Saisonhöhepunkt hatte Hartenstern aber im September in Australien. Bei der Weltmeisterschaft in Cairns fuhr er in die Medaillenränge, wurde Dritter. Wie hoch das einzuschätzen ist, weiß Waldenmaier: „Der letzte Medaillengewinner bei den Junioren war Marcus Klausmann 1995.“ Der heute 40-Jährige wurde damals Zweiter. Nicht nur der BDR ist darum froh, Hartenstern in seinen Reihen zu wissen. Auch von Cube gibt es nur lobende Worte: „Max ist ein sehr talentierter Athlet. In der einjährigen Zusammenarbeit hat er sich extrem schnell entwickelt.“ Man sehe das jedoch erst als den Anfang einer erfolgreichen Karriere.

Die geht nun im Elitebereich weiter. Darum gibt BDR-Mann Waldenmaier zu bedenken: „Wichtig ist, dass der Druck auf ihn in den ersten zwei Jahren der Elite-Klasse nicht zu hoch ist und er sich selbst die Zeit gibt, sich dort Stück für Stück nach vorn zu arbeiten. Die technischen und athletischen Fähigkeiten dazu besitzt er.“