Merken

Der Eisriese von Wittgendorf

In einem Garten steht jeden Winter eine Skulptur, die immer anders aussieht. Die Idee dazu kam aus dem Winterurlaub.

Teilen
Folgen
© Matthias Weber

Von Jan Lange

Wittgendorf. Während andere die wärmenden Sonnenstrahlen im Februar genießen, würde sich Siegfried Hasse etwas mehr Kälte wünschen. Denn die riesige Eisskulptur, die in seinem Garten steht, beginnt schon zu schmelzen und ist gar nicht mehr so wuchtig wie an eiskalten Tagen. Über eine Leitung wird das Wasser nach oben geleitet und dann sprühen es mehrere kleine Düsen über eine Granitkonstruktion.

Bei niedrigen Temperaturen bilden sich längere Eiszapfen, die bei anhaltender Kälte zu einen richtigen Eismantel werden. Bis zu sechs Meter hoch und mehrere Meter breit kann der Eisriese werden. Und wenn Wind dazukommt, können sogar figurenähnliche Gebilde entstehen. So sah der Eisriese einmal wie eine Hexe mit Besen aus, ein anderes Mal wie ein Weihnachtsmann mit Rucksack, berichtet Siegfried Hasse.

Derartige Figuren locken auch Schaulustige an. Fotos des Wittgendorfer Eisriesen verbreiten sich jeden Winter wie ein Lauffeuer in den sozialen Netzwerken im Internet. In diesem Winter war es bisher aber nur an wenigen Tagen richtig kalt. Deshalb hat der Eisriese auch nicht die Ausmaße vergangener Jahre erreicht.

Jetzt, wo es wieder wärmer ist, stellt der Wittgendorfer die Wasserzufuhr ab. Nur zur Demonstration wird der Hahn für kurze Zeit aufgedreht. Das Wasser kommt aus einem alten Brunnen, der sonst nicht genutzt wird. Anders könnte der 81-Jährige den Eisriesen auch gar nicht wachsen lassen – angesichts der Wasserpreise. Für einen richtigen Eisriesen werden schon mehrere Kubikmeter Wasser verbraucht.

Schon bei Temperaturen von ein bis drei Grad Celsius geht es los. Wenn die Temperaturen unter null fallen, wird es noch schöner, meint der Wittgendorfer. Seit mehr als 15 Jahren gestaltet Siegfried Hasse die Eisfiguren in seinem Vorgarten. Die Idee ist ihm im Winterurlaub in Südtirol gekommen. Dort hatte er Eisfiguren in den Bachläufen entdeckt und sich sofort gedacht, so etwas auch zu Hause in der Oberlausitz zu machen. Während das Wasser in der norditalienischen Region an die entsprechenden Stellen gepumpt wird, befördert Siegfried Hasse das flüssige Element nur durch seinen Selbstdruck nach oben.

Verwendet hat der Wittgendorfer für den Unterbau verschiedene Lausitzer Granitarten. Wichtig sei vor allem, so erklärt der 81-Jährige, dass alles wasserdicht ist. Denn andernfalls würde das eindringende Wasser die Steine auseinandertreiben.

In guten Wintern hielten die Eisskulpturen auch schon mal bis Ende März durch. Das ist in den letzten Jahren, in denen die Winter fast alle milde waren, aber nicht mehr vorgekommen. Von seinem „Hobby“ lässt er sich deswegen nicht abbringen. Dann halten die Skulpturen eben nicht so lange. Zeitweise standen sogar drei Eisskulpturen im Garten von Siegfried Hasse, zwei vor dem Haus und eine im Forellenteich. Doch das ist schon ein paar Jahre her und sei zu kompliziert geworden, sagt der 81-Jährige. Und so sind nun noch zwei übrig geblieben, eine im Vorgarten und die im Teich.

Den Unterbau der Eisskulptur im Teich hat der Wittgendorfer etwas verstärkt, damit sie nicht bei jedem starken Wind umkippt. Wenn das passiert, kann schon ganz schöner Schaden entstehen. Das weiß Siegfried Hasse aus Erfahrung. Der Eisriese im Vorgarten war schon mal ungleichmäßig geschmolzen. Während er unten bereits sehr stark abgetaut war, ist das Eis im oberen Bereich noch recht stark gewesen. Und kippte auf den Zaun. Dabei wurden nicht nur die Zaunlatten beschädigt, sondern auch die Eisenhalterung, erzählt Siegfried Hasse. Nun hat er die Konstruktion auch hier verstärkt, damit so etwas nicht noch mal passieren kann.