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Der Einkauf kommt bis an die Tür

Beutel schleppen kann mühsam sein, wenn Kraft oder Zeit fehlen. Kaufmann Hendrik Förster bietet Bernstädtern Hilfe.

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© Nikolai Schmidt

Von Nadine Franke und Susanne Sodan

Bernstadt. Wenn bei Hendrik Förster in Bernstadt das Telefon klingelt, stehen die Chancen nicht schlecht, dass er eine Dame mit Einkaufszettel am Hörer hat. Margot Mühlmann aus Görlitz ruft zum Beispiel gern bei ihm an. Oder auch Christa Kramer aus Dittersbach. Etwa alle 14 Tage meldet sich die Dame aus dem Bernstädter Ortsteil bei ihm und gibt ihre Bestellungen durch. Lebensmittel, Schreibwaren, Briefmarken. „Bei ihm bekomme ich alles, was ich brauche“, erzählt die Seniorin. Dann läuft Hendrik Förster durch die Regalreihen in seinem Cityshop, packt die gewünschten Waren ein und liefert den Einkauf zu Christa Kramer nach Hause.

Den Cityshop am Bernstädter Markt gibt es bereis seit 25 Jahren. Förster hat das Geschäft vor 15 Jahren übernommen. „Angefangen haben wir als reines Lebensmittelgeschäft“, erzählt er. Mittlerweile kann man hier auch seine Post aufgeben und Elektroartikel wie Kaffeemaschinen oder Fernseher kaufen. Was ebenfalls von Anfang an dabei war: Die Möglichkeit, sich seine Einkäufe nach Hause liefern zu lassen. Längst nimmt nicht mehr nur Christa Kramer diesen Service in Anspruch. „Es hat sich über die Jahre herumgesprochen“, erzählt Förster. In seiner Filiale Görlitz bietet er ebenfalls den Lieferservice an.

Mit der älter werdenden Bevölkerung in der Region gibt es zunehmend Bedarf an solchen Lieferdiensten. Einige Anbieter hat der Landkreissüden bereits, zum Beispiel die Gärtnerei Jung aus Hilbersdorf, den Mobilshop Heimdienst aus Schöpstal, ebenso wie Nahkauf Eibau und Naturkost Dienel in Herrnhut. „Es ist ein Angebot an die Kunden, die es nicht schaffen, selbst einkaufen zu kommen“, sagt Hendrik Förster. So geht es auch Christa Kramer. „Ich komme nicht mehr oft nach Bernstadt“, erzählt sie. „Auf Herrn Förster kann ich mich verlassen.“

Jeden Mittwoch und Freitag liefert er in Bernstadt aus, in Görlitz jeden Dienstag und Donnerstag. Telefonische Bestellungen nimmt er bis zum jeweiligen Vortag an. „Wenn ich zeitig genug am Liefertag eine Bestellung bekomme, versuche ich sie noch mit einzupacken“, erzählt er. Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Manche Kunden kommen selber zum Einkaufen in den Cityshop, nehmen die Waren aber nicht sofort mit, sondern lassen sie sich nach Hause bringen. „Wer nicht Auto fährt, für den ist es schwer, zum Beispiel Getränkekisten nach Hause zu bekommen.“ In Bernstadt fährt Förster pro Liefertag etwa sieben Bestellungen aus. „Da müssen alle Mitarbeiter mitziehen.“ Die Kosten sind in Zehnerschritte gestaffelt, fangen bei einem Einkauf unter zehn Euro mit fünf Euro an und ab einem Einkaufswert von 50 Euro ist die Lieferung kostenlos.

Dabei gehören neben Senioren auch Firmen oder Privatpersonen wie Kai Budich und Yvonne Pfeiffer zu den Kunden. Das Ehepaar betreibt die Görlitzer Gold- und Silberschmiede. „Wir sind so mit der Arbeit eingespannt, dass einfach die Zeit fehlt, um selbst einkaufen zu gehen. Da kommt uns der Lieferservice gelegen“, erklärt Kai Budich. Eigentlich hatten sie damals nur ein Lieferangebot rausgesucht, um sich Getränke in das Geschäft liefern zu lassen. Kurz darauf standen auch die größeren Privateinkäufe mit auf dem Bestellzettel. „Was in der Mittagspause nicht in den Beutel passt, bestellen wir“, sagt Kai Budich und ist dankbar für das Angebot.

Hendrik Förster übernimmt diesen Weg gern als Service, wie er sagt. Meistens verweilt er sogar noch kurz, um ein Gespräch über die neusten Ereignisse zu führen. „Das ist genau wie im Laden“, erklärt Förster. „Vor allem die älteren Leute nutzen Einkäufe für Unterhaltungen.“ Das würde durch das Liefern wegfallen. Deswegen übernimmt das Hendrik Förster. Dabei, so sagt er, lerne er die Kunden besser kennen und bekomme ein Gefühl für ihre Wünsche. „Er sagt mir zum Beispiel immer, was er gerade im Angebot hat“, erzählt Christa Kramer.

Aber damit hört der Service des Cityshops noch nicht auf. Da Förster früher Rundfunkfernsehtechniker war, hilft er auch mal beim Einstellen des Fernsehers, nimmt Briefe zum Frankieren mit oder fährt eine Kundin zum Arzt, wenn es sich einrichten lässt. Das ist vor allem eine Görlitzer Sache, in Bernstadt komme das weniger vor, erzählt Förster. „Nach meinem Eindruck ist ländlichen Bereich die Nachbarschaftshilfe noch größer.“