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Der Eigentümer ist sauer

Eine halbe Million Schaden und kein Ergebnis: Noch immer laufen die Ermittlungen zum Brand an der Panzerhalle.

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© Anne Hübschmann

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Jochen Dreetz hat aufgehört, die Wochen zu zählen. Für den Architekten aus Kaiserpfalz in Sachsen-Anhalt sind es schlicht und ergreifend einfach zu viele. Immerhin: Anfang Juli vergangenen Jahres ist es gewesen, dass sein Grundstück ein Opfer der Flammen geworden ist. Bei tropischen Temperaturen um die 40 Grad brannte das 5 600 Quadratmeter große Areal stellenweise lichterloh.

Über Stunden hinweg, versuchten zwar mehrere Feuerwehren des Landkreises den Brand so schnell als möglich einzudämmen. Am Ende wurden aber doch gut 2 000 Quadratmeter der ehemaligen Panzerwerkstatt auf der Elsterwerdaer Straße vernichtet. Der Schaden, so rechnete Jochen Dreetz bereits zwei Tage danach auf, gut eine halbe Million Euro. Eine Summe, die der Inhaber einer Hausverwaltung, nicht mal eben aus der Portokasse bezahlen kann. Und Geld, was ihm keine Versicherung erstatten wird, denn das ruinöse Grundstück war nicht brandversichert.

Keine neuen Erkenntnisse

Alles in allem recht unglückliche Umstände, die Jochen Dreetz nicht zuletzt deshalb langsam ärgerlich werden lassen: Seit jenen verhängnisvollen Julitagen habe er nämlich nichts mehr von der sächsischen Polizei gehört. Zwar sei ihm zu Ohren gekommen, dass die Beamten wegen Brandstiftung ermitteln und möglicherweise die Überwachungskamera der gegenüberliegenden Aral-Tankstelle eine verdächtige Person aufgezeichnet habe. Aber neue Erkenntnisse gebe es wohl bisher keine.

„Ich finde es wirklich richtig traurig. Wenn ein Flüchtling irgendwo eine Wurst mitgehen lässt, dann werden gleich alle Hebel in Bewegung gesetzt und die Nachrichten befüllt. Aber wenn ein krimineller Deutscher ganz offensichtlich ein großes Grundstück abfackelt, passiert überhaupt nichts“, schimpft Jochen Dreetz. Der Grünenpolitiker, der sich 2014 im heimatlichen Burgenlandkreis um das Amt des Landrates beworben hatte, ist sauer. Nicht, dass ihn der aufgestellte Bauzaun zur Sicherung der Fläche und die Beräumung des entstandenen Brand-Schutts finanziell ruiniert hätten. Nein, ihm ginge es in erster Linie ums Prinzip. Und natürlich auch darum, dass sich jemand für die Tat verantworten muss.

Burg Wendelstein gekauft

„Es ist tatsächlich so, dass die Akte noch nicht bei der Staatsanwaltschaft Dresden liegt und immer noch ermittelt wird“, bestätigt Ilka Rosenkranz. Wie die Polizeisprecherin auf SZ-Anfrage erklärt, seien Befragungen und Vernehmungen im näheren Umfeld des Brandortes durchgeführt worden. Zum Ergebnis könne aber noch nichts gesagt werden. Für Jochen Dreetz alles andere als befriedigend.

Dem Ruf eines Architekten mit Hang zum Ruinösen gerecht werdend, – er kaufte 1998 die Burg Wendelstein an der Unstrut und wohnt seit 2004 darin – habe er seinerzeit auch die Großenhainer Fläche erworben. Einen Handel mit Oldtimern nebst Werkstatt und originalgetreuen Bauelementen schwebte ihm darauf vor. „Deshalb habe ich anfangs auch intensiv nach Interessenten gesucht und tatsächlich zwei gefunden. Leider hat sich das Projekt bei ihnen dann zerschlagen und das Grundstück stand über die Jahre hinweg leer.“ Ein Umstand, der nicht unbemerkt blieb.

Bei jedem seiner Besuche in der Röderstadt, so Jochen Dreetz, habe er Bauschutt, Müll, herausgerissene Teppichböden und allerlei anderen Unrat gefunden. An Reifen oder ähnlich leicht entflammbaren Materialien könne er sich zwar nicht erinnern. Aber die Dachpappe oder der in der Vergangenheit auf die alten Bauten aufgebrachte Teer seien sicher eine gute Nahrungsgrundlage für das Feuer gewesen.

Spekulationen, die für die Weiterentwicklung der Brache nicht ausschlaggebend sind. Ginge es nach dem Willen der Großenhainer Stadtväter, sollte sie nach Abriss der noch vorhandenen maroden Gebäude durchaus aber wieder einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden. Wann das so weit sein wird, steht indes noch nicht fest. „Nach dem Brand haben sich drei Interessenten bei mir gemeldet. Aber etwas Konkretes kann ich da jetzt noch nicht sagen.“