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Der Deichbau geht weiter

Die Winterpause auf der Baustelle in Klosterbuch ist vorbei. Eine Baustraße entsteht. Die Anwohner bleiben skeptisch.

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© Dietmar Thomas/Archiv

Von Heike Heisig

Leisnig. Seit reichlich zwei Jahren wird im Leisniger Ortsteil Klosterbuch gebaut, um diesen besser vor Hochwasser zu schützen. Während der ersten beiden Bauabschnitte sind zwei Dinge entstanden: ein 250 Meter langes Deichstück am Ortseingang aus Richtung Scheergrund und ein 80 Meter langes Mauerstück unmittelbar an der Muldenbrücke in Richtung Wasserkraftwerk. Daran soll sich noch ein 370 Meter langer Mauerabschnitt bis etwa in Höhe des Gasthofes anschließen. Auf der anderen Straßenseite wird hinter den Grundstücken der Ringdeich bis zur Muldenbrücke komplettiert. Das neue Stück erstreckt sich über 750 Meter. Insgesamt misst der Deich reichlich einen Kilometer.

„Den dritten Bauabschnitt wollen wir in diesem Jahr schaffen“, formulierte Wolfgang Stützer von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) Rötha als Ziel. Einwohnern von Klosterbuch sowie Vertretern der ansässigen Firmen und des Klosters Buch stellten er und Planer Gerald Schwenecke vom Ingenieurbüro Klemm & Hensen aus Leipzig in dieser Woche vor, wie es mit der Vorsorge im Ort weitergeht. „Bis Mitte 2018 wollen wir mit dem gesamten Projekt hier in Klosterbuch fertig sein“, so Stützer.

Wann genau und wie lange woran gearbeitet wird, darauf legt sich Wolfgang Stützer nicht fest. Offen lassen sich das Baufirma und LTV als Auftraggeber auch deswegen, weil es wahrscheinlich zu Bauunterbrechungen kommen wird. Diese sind nicht nur der Witterung (Winter) geschuldet, sondern auch der Flora und Fauna im schützenswerten Muldental. Unter anderem müssen Brutzeiten eingehalten werden, darunter die des Eisvogels.

Wenn der Deich und die Mauer stehen, werden Freistaat und EU ungefähr 3,7 Million Euro in den Hochwasserschutz in Klosterbuch investiert haben. Die Einwohner sind einerseits froh darüber, weil einige erst dann wieder von Versicherungen aufgenommen werden. Andererseits war auch eine gewisse Skepsis aus den Wortmeldungen der Klosterbucher zur Einwohnerversammlung zu hören. Bei bisher jedem Hochwasser ist das Wasser von beiden Seiten in den Ort geströmt. Wie wird es sein, wenn der Damm wirkt? Bringt der die erhoffte Sicherheit? Was wird, wenn das Wasser über die Dammkronen in den Ort einbricht? Ist dann wirklich alles verloren? Viele Fragen, die die Klosterbucher mit sich herumtragen.

Wolfgang Stützer verspricht nichts. Er kann nur immer wieder sagen, dass die Ingenieure bei der Planung der Anlagen alles gegeben, so viel wie möglich bedacht haben. Wie’s letztlich kommt, kann niemand voraussagen. „Es kann funktionieren, aber es kann auch schiefgehen“, findet Horst Fischer, der im Ort einen Landmaschinenhandel betreibt. Den meisten Klosterbuchern ist durchaus bewusst, dass sie erst austesten müssen, ob und wie der neue Schutz wirkt. Möglicherweise müssen bisherige Erfahrungen von Generationen über den Haufen geworfen, neue gesammelt werden. Davon ist sogar auszugehen.

Uwe Dietrich vom Ordnungsamt hörte aus der Runde ein wenig Pessimismus heraus. „Der ist aus meiner Sicht unbegründet“, sagte er. „Der Schutz wird durch die überörtlichen Vorkehrungen und die Maßnahmen hier vor Ort so gut wie nie vorher“, meint Dietrich. „Trotzdem bleiben weiterhin Probleme und Risiken.“ Wie Stützer appellierte auch der Mann vom Ordnungsamt, wachsam kritische Wetterlagen, sogenannte Omega-Wetterlagen, zu verfolgen. Aus Dietrichs Sicht könnten die Leute bei künftigem Hochwasser relativ schnell und geordnet aus der Gefahrenzone gebracht werden. In nahezu jeder Richtung (Buchberg oder Eichberg) gebe es höhergelegene Bereiche. Sowohl die Alarmierung als auch das Zusammentrommeln von Helfern klappe mit Unterstützung der Neuen Medien wie Facebook und Twitter immer besser. „Wenn die Situation hier kritisch wird, dann ist sie das in Orten flussabwärts schon längst“, so Dietrich.

Einig waren sich die Einwohner allesamt, dass ein wichtiges Stück Deich bereits steht. Es schließt an die Stützwand an, die der Förderverein im Kloster schon vor Jahren ertüchtigt hat. „Dadurch sind wir erst einmal vor einem Frontalaufprall geschützt“, sagte Heiner Stephan, Vorstandschef des Fördervereins Kloster Buch. Das wird durch die laufenden Hochwasserschutzmaßnahmen nicht stärker geschützt als bisher. Den Schutz zu erhöhen, wäre möglich, aber nicht finanzierbar gewesen. Außerdem halten die Klostermauern dem Muldewasser schon seit Jahrhunderten stand. Daher werden durchaus Einzelschutzmaßnahmen getroffen (Fluten der Kapelle mit Klarwasser), vom Abschotten der gesamten Anlage aber abgesehen.