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Der Buchstaben-Mann

Jeremy Cope hat eine ungewöhnliche Zittau-Karte geschaffen – aus Worten.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Zittau. Die Zittau-Karte von Jeremy Cope ist nicht nur originell, sondern auch dekorativ. Anders, als in herkömmlichen Karten sind die Straßen nicht beschriftet, sondern die Buchstaben selbst bilden die Straße. Der in Jonsdorf lebende Brite erstellt am heimischen Computer grafischen Buchstabensalat, der an Schlagwortwolken erinnert, wie sie heutzutage von Software zur Visualisierung von Informationen produziert werden und fügt alles zu einer Grafik zusammen, vorzugsweise zu Landkarten. Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) darf ein Exemplar der Zittau-Karte schon sein eigen nennen, demnächst soll Copes Karte auch im Tourismuszentrum Naturpark Zittauer Gebirge erhältlich sein.

Noch spektakulärer und vor allem witziger als die Zittau-Karte ist die „freche Euro-Karte“ des Briten, die er „für alle, die stolz sind, Europäer zu sein“, schuf. Dort finden sich von deutscher Wurst über litauische Kugelstoßerinnen bis hin zu irischem Riverdance alle Vorurteile und Stereotypen Europas. „Mit viel Euro-Bürokratie auf weißem Karton gedruckt“, heißt es spitzbübisch auf der Internetseite, auf der Cope seine Ländergrafiken anpreist. Bevor er die Euro-Karte kreierte, befragte er Freunde und Bekannte: Was fällt Dir ein, wenn du an Europa denkst? Das Ergebnis ist aufschlussreich, so finden sich auf dem Gebiet von Deutschland Worte wie: socks and sandales, beer, stollen und angie (Socken und Sandalen, Bier, Stollen, Angie).

Mit Buchstaben hat Jeremy Cope auch beruflich zu tun, er ist an der Hochschule Zittau/Görlitz tätig, hilft dort ausländischen Studenten, die deutsche Sprache zu erlernen. Außerdem gibt er Englisch- und Spanisch-Kurse in der Volkshochschule Dreiländereck. Nach wenigen Worten Konversation wird dem aufmerksamen Gesprächspartner klar: Dem Mann sitzt der Schalk im Nacken. Er beherrscht den trockenen Humor, der den Briten zugeschrieben wird und hat immer ein Lächeln übrig. Nur wenn es um den Brexit geht, wird er wütend und möchte gar nicht darüber reden. Die Entscheidung seiner Landsleute, die Scheidung von Europa einzureichen, kommentiert er mit einem Satz: „Ich fühl mich nicht besonders englisch.“

Kein Wunder, denn der Mann ist ein Europäer, wie er im Buche steht, ein Kosmopolit, der keine nationalen Grenzen kennt. 1967 in London geboren und zur Schule gegangen, studierte er nahe London Sprachwissenschaften, spezialisierte sich auf Deutsch und absolvierte kurz vor dem Fall der Mauer ein Praktikum in Westberlin. Nach dem Studium ging Cope einige Jahre als Englischlehrer nach Madrid, wechselte später nach Lissabon und 1993 nach Berlin.

1999 wurde Jeremy Cope in London als PR-Manager für Osteuropa beim US-amerikanischen Softwareunternehmen Adobe eingestellt. Sieben Jahre blieb er dabei, kaufte danach eine Ruine im südspanischen Almeria, um sie zum Wellness-Hotel umzubauen. „Mitten in der Wüste“, erinnert er sich an das Kapitel. 2007 zog es den Briten aber wieder nach Berlin. Er wohnte in Neukölln und arbeitete als Übersetzer und Sprachlehrer. Ein Urlaub führte ihn in die Oberlausitz. Das Dreiländereck gefiel ihm so gut, dass er in Jonsdorf das ehemalige Betriebsferienheim des VEB Motorenwerk Cunewalde am Kroatzbeerwinkel kaufte. Idyllisch am Waldrand gelegen, finden Gäste in den 2015 komplett neu entstandenen Ferienwohnungen alles, was Sie für einen entspannenden Urlaub brauchen. Internationale Gäste sind willkommen. Auf der Internetseite wirbt der Sprachlehrer mit seinen Kenntnissen: We also speak English, también hablamos español, mluvíme také trošku cesky.

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