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Der Block kommt weg

Die Abrisse in Löbau-Ost gehen weiter. Die Adresse Händelstraße wird es bald nicht mehr geben.

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© Bernd Gärtner

Von Romy Altmann-Kühr

Leere, dunkle Löcher klaffen dort, wo einmal die Fenster gewesen sind. Auch die Türen fehlen. Die Wohnblocks an der Händelstraße in Löbau Ost sind vollständig entkernt. Derzeit werden sie weiter auf ihren Abriss vorbereitet, zum Beispiel Fußböden herausgerissen, die Materialien ordnungsgemäß getrennt, erklärt Ullrich Wustmann, technischer Geschäftsführer der Wohnungsverwaltung und Bau GmbH Löbau – kurz Wobau. Die Wobau ist Eigentümer der Blöcke und lässt die Gebäude mit dem Hausnummern 1 bis 11 bald abreißen. Damit wird es künftig die Adresse Händelstraße in Löbau nicht mehr geben. „Die Straße bleibt mit dem Namen erhalten“, erklärt Wustmann, „aber es steht kein Haus mehr an der Adresse.“ Die bisherigen Mieter sind seit zwei Jahren auf den bevorstehenden Abbruch vorbereitet worden, sagt der Wobau-Geschäftsführer. Sie seien frühzeitig informiert worden und hätten Kündigungen erhalten. Manche sind in andere Wohnungen der Wobau gezogen. „Wir helfen in solchen Fällen bei der Vermittlung und beim Umzug“, versichert Wustmann.

Die Fünfgeschosser an der Händelstraße sind wie das gesamte Viertel Mitte der 1980er Jahre errichtet worden. Zirka 60 Wohneinheiten verschwinden nun mit dem Abriss. Die Wobau führt damit das Konzept zur Umgestaltung des Wohngebiets Löbau Ost fort. Ein Ziel des Gesamtkonzepts ist es, mehr Leute in die Innenstadt zu holen und damit die Altstadtsubstanz zu beleben. Hintergrund des Konzepts und der daraus resultierenden Abrisse ist auch der hohe Leerstand in den Wohnblocks.

Ende Juli, Anfang August sollen nun in Löbau Ost die Abrissbagger anrücken. Sie werden die Betonaußenhülle abreißen und zerkleinern. Sie wird recycelt und wiederverwendet. Solcher zerkleinerter Recyclingbeton wird beispielsweise als Unterbau beim Bau von Straßen, Wegen und Plätzen verwendet, erläutert Ullrich Wustmann. Damit kennt er sich aus, Wustmann kommt aus der Baubranche, war jahrelang in leitender Position in einem Baubetrieb tätig. Seit Juni ist er bei der Wobau als Geschäftsführer für den technischen Bereich angestellt. Andrea Heinke, die bisher schon Geschäftsführerin war, kümmert sich in der neuen Doppelspitze des städtischen Unternehmens um die kaufmännischen Angelegenheiten.

Eine Herausforderung beim Abriss sind die zur Bauzeit verwendeten Materialien, die sauber getrennt und entsorgt werden müssen. Beim Bau zu DDR-Zeiten sind auch giftige Materialien verwendet worden, zum Beispiel für die Fugen zwischen den Betonteilen der Außenhülle. Dieses Material muss gesondert entsorgt werden. Damit hat die Wobau eine renommierte Firma beauftragt, die viel Erfahrung auf dem Gebiet hat, sagt Wustmann. Die Firma werde sich auch darum bemühen, dass die anderen Anwohner so wenig wie möglich belästigt werden durch die Abrissarbeiten. Bei großer Hitze und Trockenheit sei es beispielsweise üblich, mit Wasser zu sprühen, damit nicht so viel Staub durch die Gegend fliegt. Nach dem Abbruch wird die Fläche begrünt, erklärt Wustmann die Pläne. Für den Abriss erhält die Wobau Fördermittel, mit 70 Euro pro Quadratmeter wird der Abbruch aus dem Städtebauprogramm bezuschusst.

Eine weitere besondere Herausforderung beim Abriss in der Händelstraße ist, dass genau gegenüber zur gleichen Zeit ein anderes Bauvorhaben läuft. An der städtischen Kita Löbau Ost werden die Außenanlagen saniert. „Wir stimmen uns mit der Baufirma dort ab“, sagt Wustmann. „Da wird es keine Schwierigkeiten geben.“ Ullrich Wustmann ist sicher, dass der Abriss auch für die Knirpse aus der benachbarten Einrichtung eine Attraktion sein wird. „Wenn der Abrissbagger kommt, gibt es für die Kleinen hier richtig was zu gucken.“