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Der Bio-Weihnachtsbaum

Der Pretzschendorfer Land- und Forstbetrieb Mette hat sich spezialisiert. Schafe spielen beim Anbau eine wichtige Rolle.

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© Egbert Kamprath

Von Stephan Klingbeil

Klingenberg. Die Shropshire-Schafe suchen das Weite. Außer Höppel, sie bleibt stehen. Ihre dunklen Augen glotzen neugierig durch das dichte Fell in Richtung Ingo Mette. Der Förster und seine Familie haben das Schaf groß gezogen, nachdem sich Höppels Mutter nicht um sie gekümmert hat. Das vier Jahre junge Schaf hat Führungsqualitäten entwickelt. Höppel rennt vorneweg. Die anderen Tiere folgen ihr, wenn sie auf ein neues eigens eingezäuntes Teilstück des Land- und Forstbetriebs Mette in Pretzschendorf umgesetzt werden sollen.

Die kleine Herde grast dort Tag ein Tag aus auf zwei Hektar Land inmitten von Hunderten Weihnachtsbäumen. Auch auf den zusätzlichen Anbauflächen der Pretzschendorfer Familie im Bahretaler Ortsteil Gersdorf, die mit acht Hektar insgesamt fast so groß sind wie elf Fußballplätze, kommen die Tiere zum Einsatz. Sie fressen Gräser und Unkraut und sorgen für eine natürliche Düngung. Fast 10 000 Bäume gedeihen bei den Mettes – dank der Shropshire-Schafe, die keine Nadelbäume fressen.

Und jedes Jahr, zur Adventszeit, kann man sich am Hof in der Dresdner Straße seinen Lieblingsweihnachtsbaum schlagen. Zehn verschiedene Arten wachsen hier. Fichten, Tannen, Kiefern, so weit das Auge reicht. Schmale, breite, große, kleine Gewächse – aber eines haben sie alle gemeinsam: Es sind Bio-Weihnachtsbäume.

„Wir verzichten auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und auf Kunstdünger, auch die Schafe sind bio“, erklärt Ingo Mette. „Im vorigen Jahr haben wir uns diese ökologische Landwirtschaft zertifizieren lassen, um diese Wirtschaftsweise herauszustellen.“ Zusätzlich produziert der Land- und Forstbetrieb nach den Bioland-Kriterien. Dabei stehen der Schutz von Boden und Trinkwasser sowie der schonende Umgang mit natürlichen Ressourcen im Fokus, erklärt der studierte Forstingenieur.

Darüber hinaus arbeitet der Betrieb als Einziger in Ostdeutschland in der Initiative Bio-Weihnachtsbaum mit sechs weiteren Produzenten aus Nordrhein-Westfalen und Bayern zusammen. Sie tauschen sich über Erfahrungen beim Anbau aus, haben eine gemeinsame Vermarktung. Seit 2015 bewerben Mettes ihre Nadelbäume als bio. Und das Geschäft brummt.

„Es gibt immer mehr Leute, die explizit einen Bio-Weihnachtsbaum wollen“, sagt der 40-jährige Mette, der in den 1990er-Jahren aus Niedersachsen zu seiner Frau und deren Familie nach Pretzschendorf zog. Diese Kunden sind überzeugt von ökologischer Landwirtschaft oder sorgen sich wegen Allergien. „Oft werden wir gefragt, was bio ist, man könne die Weihnachtsbäume doch nicht essen.“ Mette beantwortet dann auch solche Fragen geduldig, erklärt Gründe für den Bio-Weihnachtsbaumanbau.

„Jeder kann anbauen, wie er möchte. Aber wir sind überzeugt, dass das, was wir hier tun, der richtige Weg ist, um zu wirtschaften – auch wenn es schwieriger und teurer ist“, erklärt Ingo Mette. Die „zwei bis drei Euro“ mehr, die diese Bio-Bäume für den Kunden kosten, würden ihm zufolge den zusätzlichen Aufwand decken.

Mette verkauft nicht nur Weihnachtsbäume. Der Förster geht auch zur Jagd. Das Wildfleisch wird im Hof verkauft. Dort gibt es auch Weihnachtsfeiern für Firmen. Doch jetzt steht an den Wochenenden der Weihnachtsbaumverkauf im Vordergrund. Viele Leute kommen, um selbst ihren Wunschbaum zu schlagen. Auch Unternehmen wie die Technischen Werke Freital hatten Bäume von dem Pretzschendorfer Bio-Betrieb bestellt. Favorit der meisten Kunden ist laut Mette übrigens die Nordmanntanne – bio, natürlich.

Weihnachtsbäume beim Land- und Forstbetrieb Mette kosten je nach Größe und Baumart 15 bis 35 Euro. Man kann sie am Hof in der Dresdner Straße 19 in Pretzschendorf schlagen oder sägen lassen. Der Betrieb ist für den Baumverkauf sonnabends und sonntags sowie am 22. und 23. Dezember, jeweils von 9 bis 16 Uhr, geöffnet.