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Der Abriss am Postplatz beginnt

In der alten Dresdner Oberpostdirektion entstehen Wohnungen. Zwar fallen bald die Seitenflügel, die Hauptgebäude werden jedoch saniert.

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© Sven Ellger

Von Peter Hilbert

Rund um den Postplatz bestimmen immer mehr Bagger und Kräne das Bild. Die werden in Kürze auch im Komplex der einstigen Oberpostdirektion stehen, die seit 20 Jahren leer steht und einen jämmerlichen Anblick bietet.

Das Projekt am Postplatz

Der Dresdner CG-Chef Bert Wilde in der ehemaligen Oberpostdirektion am Postplatz.
Der Dresdner CG-Chef Bert Wilde in der ehemaligen Oberpostdirektion am Postplatz.
Innerhalb der nächsten drei Monate sollen die beiden Seitenflügel der früheren Oberpostdirektion abgerissen werden.
Innerhalb der nächsten drei Monate sollen die beiden Seitenflügel der früheren Oberpostdirektion abgerissen werden.
So wird die Mischung von Alt- und Neubauten künftig aussehen - ein Blick von der Marienstraße in Richtung Postplatz.
So wird die Mischung von Alt- und Neubauten künftig aussehen - ein Blick von der Marienstraße in Richtung Postplatz.

In den 1870er-Jahren war sie dort errichtet worden. Bis 1928 wurde noch das Telegrafenamt gebaut. Die Berliner CG-Gruppe hatte vor zwei Jahren das 10 000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Marien- und Annenstraße gekauft. Zwar sind die alten Häuser nicht denkmalgeschützt.

Dennoch hat Firmenchef Christoph Gröner den Anspruch, die Hauptgebäude weitgehend zu erhalten. „Die Altbauten geben dem Gesamtensemble eine Seele“, erklärt der Dresdner CG-Niederlassungsleiter Bert Wilde. Rund 62 Millionen Euro will das Unternehmen für den Komplex investieren.

Der Abriss: Altes Telegrafenamt muss zum Auftakt geköpft werden

Seit wenigen Tagen hat Wilde die Baugenehmigung. Die alten Gebäude sind seit Sommer vergangenen Jahres entkernt worden. Sprich, die Bauleute haben Einbauten, Tür- und Fensterrahmen sowie vieles andere herausgerissen. Doch jetzt können die Dresdner Fachmänner der Firma Dreßler Bau so richtig loslegen. Binnen drei Monaten fallen die beiden Seitenflügel unter den Armen der großen Abrissbagger (siehe Grafik). In dem Zuge muss aus statischen Gründen auch das Obergeschoss des Telegrafenamtes abgetragen werden, das sonst jedoch erhalten bleibt, erklärt Wilde.

Parallel zum Abriss beginnen die Bauleute die Grube auszuheben. Um die vor nachrutschender Erde zu sichern, errichten sie bis zu 14 Meter tiefe Wände aus Stahlträgern und Holzbohlen.

Der Plan: Die alte Oberpostdirektion erhält drei zusätzliche Geschosse

Auf den Abrissflächen sind zwei Neubauten mit bis zu sieben Geschossen geplant. Zwei zusätzliche Stockwerke kommen auf das alte Telegrafenamt. „Die alte Putzfassade bleibt erhalten und wird am Neubauteil nachgestaltet“, nennt Wilde ein Detail. Die niedrigere Oberpostdirektion erhält drei Zusatzgeschosse. Insgesamt sind in der künftigen Residenz am Postplatz auf knapp 19 000 Quadratmetern 242 Eineinhalb- bis Fünfraumwohnungen und in den Erdgeschossen einige Gewerberäume geplant.

Die erste Hürde: Desolater Untergrund beschert Bauleuten Zusatzaufwand

Die Bauleute müssen erhebliche Hürden meistern, da alte Gebäude stehen bleiben. Um deren Fundamente zusätzlich zu verstärken, werden sie mit weiteren Wänden aus Betonpfählen gesichert. Die entstehen im sogenannten Hochdruck-Injektionsverfahren. Dabei werden Zement, Wasser und Luft mit hohem Druck in den Untergrund geblasen. „Dadurch entsteht eine sehr tragfähige Gründung“, sagt Wilde.

Die zweite Hürde: Telegrafenamt wird durch Spezialtechnik deutlich stabiler

Das Problem Nummer zwei liegt im alten Telegrafenamt. Dafür gibt es keine statischen Unterlagen mehr. Also hat eine Spezialfirma den Bau untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Längs- und Querträger unter den Decken aus Stahlbeton sowie die tragenden Säulen für den sanierten Bau nicht mehr stabil genug sind. Sie werden ebenfalls mit einem speziellen Verfahren verstärkt. Zuerst umhüllen Eisenflechter die Träger mit einer zusätzlichen Lage Stahlbewehrung. Auf die wird dann eine dicke Betonschicht aufgespritzt, so Wilde. Daran werde deutlich, wie aufwendig es ist, das alte Gebäude zu erhalten. „Wir hätten auch komplett neu bauen können“, sagt er. „Das hätte uns 1,5 Millionen Euro und viel Arbeit erspart.“ Das Ziel der CG-Gruppe sei jedoch, Altbauten zu erhalten.

Das Finale: Anfang 2018 soll der gesamte Bau geschafft sein

Direkt vor dem Komplex soll es entlang der Marienstraße künftig schöner werden. Dort ist der Promenadenring um die Altstadt geplant. Die Firma hat der Stadt dafür den vorderen 25-Meter-Streifen des Grundstücks geschenkt. Für die Gestaltung dieses Abschnitts gibt es derzeit einen Wettbewerb. Baustart soll 2018 sein. Schon zuvor will die CG-Gruppe Anfang 2018 ihre Postplatz-Residenz übergeben.

Die Mieten: Bewohner zahlen bis zu 12,50 Euro für Blick zum Kronentor

Das Unternehmen hat den Komplex bereits an einen Pensionsfonds verkauft. „Die Wohnungen werden wir aber alle selbst vermieten“, sagt Wilde. Schon jetzt gebe es eine Liste mit Mietinteressenten. Die Kaltmieten werden bei 10,50 bis 12,50 Euro je Quadratmeter liegen. „Schließlich gibt es auch einen unverbauten Blick zum Zwinger“, nennt er einen Vorteil.