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„Denn ich fahr‘ einen Käfer...“

Für das 25. Käfertreffen wurde der Käfersong neu aufgelegt. Doch, wie kommt es eigentlich zu dem Hype?

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© Dietmar Thomas

Von Marcus Moeller

Döbeln. Glänzend polierte Armaturen, der Schaltknüppel grazil wie ein Dirigentenstab. Tachoanzeigen, so hochwertig anmutend wie teure Uhren und ein charmanter Retrolook – nur eben nicht verstaubt, sondern wie frisch aus der Fertigung: In Dirk Kneppers VW Bus, ein T2A Baujahr 1969, lässt es sich aushalten. Auch wenn es im Auto an diesem hitzigen Tag gefühlte 400 Grad hat, weil es auf einem sonnigen Stellplatz steht. Zum Dahinschmelzen ist für Liebhaber wohl ohnehin schon der Anblick des Vier-Gänge-Gefährts, das immerhin 140 Kilometer pro Stunde schafft. Knepper, Mitglied der Käferbande Döbeln, hat daneben noch einen Käfer stehen. Wo der Schlüssel dafür ist, weiß er gerade nicht – wurde irgendwem verliehen. Zum 25. Käfertreffen in Döbeln stehen seine beiden Lieblinge mal wieder auf dem Präsentierteller. Doch was macht sie eigentlich aus, diese putzigen Oldtimer, die jährlich mehr als 5000 Besucher nach Döbeln locken? Und wie kommt man dazu, sich ein so teures Schmuckstück zuzulegen?

Alexander Fester fährt mit seinem Käfer Beschleunigungsrennen und hat sich deshalb von jeglichem Ballast getrennt.
Alexander Fester fährt mit seinem Käfer Beschleunigungsrennen und hat sich deshalb von jeglichem Ballast getrennt. © Dietmar Thomas
Nico (3) nutzt die Gelegenheit und hilft bei der farblichen Gestaltung eines weißen Käfers.
Nico (3) nutzt die Gelegenheit und hilft bei der farblichen Gestaltung eines weißen Käfers. © Dietmar Thomas

„Wir hatten halt keine Lust mehr auf Trabis“, scherzt Dirk Knepper: „Bei uns kam damals aus der Berufsschule dieser Trend.“ Es sei eben ein Spleen, eine Vorliebe oder gar Fetisch. In jedem Falle aber ein Hobby. Für den Alltagsgebrauch sei ein Käfer nämlich zu schade. Das sehen wohl die meisten so. Knepper nutzt allerdings seinen VW-Bus für Urlaubstouren mit der Familie. Vorzugsweise England. Für ihn sei das ein weiterer Vorteil dieser Autos: Familientauglichkeit. Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb Käfer deutlich größere Sympathieträger seien als PS-strotzende Sportwagen. „Ich weiß nicht genau, warum,“ sagt Knepper. Aber Käferfahrer erführen eher Anerkennung, Grinsen und nach oben zeigende Daumen, als Ferrarifahrer: „Der Neidfaktor ist weniger hoch.“

Dass Käfer eher Freude als Missgunst hervorrufen, zeigt sich am Erfolg des Döbelner Käfertreffens. Es sei einiges der wenigen Käfertreffen in Deutschland, das sich stetig wachsenden Zulaufs erfreue. 300  Fahrzeuge aus ganz Deutschland, ja sogar aus Tschechien und Polen, tuckern dieses Jahr durch Döbeln. Doch das ist eben nicht nur für die Fahrer selbst ein Event. Mit den Tausenden Gästen wird über das Wochenende satt gefeiert – das hat beinahe Festivalcharakter. Wer über das gesamte Treffen auf den Klostergärten campen möchte, bezahlt dafür 20 Euro. Inklusive des Programms: Tombola, Bierkistenstapeln, Kinderfest, Partys, Picknickfahrten und Spritztouren.

Dazu noch jede Menge Musik: Neben den Milkauer Schalmeien, die am Herrentag den Auftakt machten, gibt es in diesem Jahr ein besonderes Highlight: Die Flemming Band aus Hartha hat gemeinsam mit DJ Olli ihren Käfersong neu aufgelegt. Neben einer Live-Darbietung bekommen die Gäste deshalb eine CD mit dem alten und dem neuen Käfersong sowie einer Karaokeversion. Das Kultlied trällern hier zu fortschreitender Stunde nicht Wenige.

Für die 17-jährige Seline Forbriger ist es mit Sicherheit ein Song, den sie von Kindesbeinen an oft zu hören bekommen hat. Schließlich ist sie die Stieftochter von Alexander Titz, dem Veranstalter des Käfertreffens. Selbst hat sie zwar noch keinen Käfer, da sie im Moment zunächst einmal ihren Führerschein erwerben muss. „Danach bekommt sie ein ganz normales Anfängerauto“, sagt Alexander Titz.