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Denkmalschützer halten an weißblühenden Kastanien fest

Die Kastanienminiermotte setzt den Bäumen seit Jahren zu. Eine andere Nachpflanzung könnte perspektivisch für eine bessere Optik sorgen. Ein Beispiel gibt es.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Moritzburg. Die teilweise 100 Jahre alten Rosskastanien an der Allee zwischen Reichenberg und Moritzburg sind derzeit alles andere als eine Augenweide. Grüne Blätter sind rar. Die meisten sind vertrocknet und braun, viele sind sogar schon heruntergefallen. Ein paar Bäume präsentieren sich sogar in zwei Jahreszeiten: Sie tragen fast reife Früchte und haben gleichzeitig neue Blätter und Blüten ausgetrieben.

Die Bäume an der Staatsstraße zwischen Reichenberg und Moritzburg bieten dagegen seit Jahren bereits im Spätsommer diesen traurigen Anblick.
Die Bäume an der Staatsstraße zwischen Reichenberg und Moritzburg bieten dagegen seit Jahren bereits im Spätsommer diesen traurigen Anblick. © Norbert Millauer

Schuld an diesem Dilemma ist die Kastanienminiermotte. Die legt ihre Eier in die Blätter, die daraus schlüpfenden Raupen fressen sich durch das Chlorophyll. Zu einem massenhaften Absterben der Rosskastanien, wie beim ersten Auftreten in Sachsen vor rund 20 Jahren noch befürchtet wurde, hat der Befall glücklicherweise nicht geführt. Die Folgen sind eher der eingeschränkte Schmuckwert der Bäume.

Doch gerade auf den sollte es doch bei einer unter Denkmalschutz stehenden Allee, wie der zwischen Reichenberg und Moritzburg, auch ankommen. Könnte man zumindest annehmen. Daher verwundert es, dass in den vergangenen Jahren bei zahlreichen Nachpflanzungen immer wieder auf die weißblühende Kastanie zurückgegriffen wurde. Denn es gäbe eine Alternative, die nach den bisherigen Erkenntnissen offenbar weniger anfällig für den Befall durch die Miniermotte ist – die rotblühende Kastanie.

Als 2004 der Dammweg zum Schloss Moritzburg neu bepflanzt wurde, blieben mit Zustimmung des Denkmalschutzes nur zwei alte Rosskastanien als Leitbäume für den speziellen Schnitt der Baumkronen stehen, während die anderen durch rotblühende Kastanien ersetzt wurden. Das Ergebnis ist auf dem Foto oben zu sehen. Obwohl beide Alleen nur ein paar Kilometer voneinander entfernt sind, sehen die Blätter der Bäume komplett anders aus.

Als an der Straße vor einigen Jahren 44 Bäume gefällt wurden, übrigens ohne Genehmigung, wie es aus dem Landratsamt heißt, hat der Denkmalschutz 2014 angeordnet, dass weißblühende Kastanien nach zu pflanzen sind, weil diese Baumart charakteristisch für die Geschichte der Baumallee ist. Die Miniermotte, so heißt es weiter von der Denkmalbehörde des Kreises, mag ein Problem sein, aber sie lässt die Bäume nicht absterben. Wie man damit umgehen kann, zeige die Schlossallee in Neuhirschstein. Diese wird vom dortigen Heimatverein gepflegt, der das Laub regelmäßig entfernt. „Man muss nicht gleich auf die Hybridform zwischen der Nordamerikanischen und der Europäischen Kastanie zurückgreifen, um das vermeintliche Problem in den Griff bekommen zu können.“ Wie solch eine Pflege an einer Staatsstraße praktiziert werden soll, bleibt allerdings das Geheimnis des Amtes.

Und auch die Stellungnahme der Untere Naturschutzbehörde des Landkreises wirf Fragen auf. In dieser heißt es, dass sich die Miniermotte bereits auf dem Rückzug befinde. Es geben Kastanien, die sich inzwischen sehr erfolgreich gegen die Motte wehren oder – was ebenso wahrscheinlich ist – es gibt natürliche Fressfeinde. Diese Aussage deckt sich allerdings nicht mit der anderer Experten, die die Effektivität von natürlichen Gegenspielern untersucht haben und dabei zu der Erkenntnis gekommen sind, dass deren Wirkung kaum Einfluss auf die Ausbreitung der Motte hat.

Allerdings geben die Naturschützer auch zu bedenken, dass es an der Staatsstraße mehrere Faktoren gibt, die es den Bäumen nicht eben leichter machen: Abgase und in der kalten Jahreszeit die Auftaumittel – also Salze. Es gebe daher keine Garantie, dass es bei rotblühenden Kastanien nicht zu ähnlichen Konflikten kommt.