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Denkmalpfleger nutzen Görlitz

Das Nationalkomitee Denkmalschutz tagt in der Stadt. Doch die Promis bleiben fern.

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© nikolaischmidt.de

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Die Gerüste am Biblischen Haus auf der Neißstraße sind gerade rechtzeitig gefallen. Die Stadt hatte in den vergangenen Monaten für 50 000 Euro die Fassade reinigen und Witterungsschäden beheben lassen. Denkmalpfleger aus allen Teilen Deutschlands können daher am Montag einen unverhüllten Blick auf Adam und Eva, den Apfel und die Schlange werfen, auf jene Urszene der Menschheit. An der wohl figurenreichsten Fassade in der Görlitzer Altstadt kommen die Denkmal-Experten gewiss nicht vorbei, wenn sie ab diesem Sonntag zur Jahrestagung des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz in Görlitz zusammenkommen.

Es ist der wichtigste Kreis in Deutschland, in dem sich Politiker und Fachleute treffen, um über Denkmalschutz zu sprechen. Bundesminister wie Heiko Maas und Frank-Walter Steinmeier, Landesminister, Denkmalexperten, Vertreter von Verwaltungen und der Wirtschaft sind unter ihnen. Die wenigsten Träger der prominenten Namen aber werden den Weg nach Görlitz finden. Wenn sich eine Diskussionsrunde am Sonntagabend in der früheren Görlitzer Synagoge mit der Frage beschäftigt, welche Antworten die europäische Geschichte und Kultur zur Belebung der europäischen Idee beitragen können, dann sitzen eine frühere polnische Kulturministerin, der amtierende Chef der tschechischen Nationalgalerie und der Sprecher aller Landesdenkmalpfleger Deutschlands im Podium.

Für Görlitz ist es vor allem eine Ehre, Gastgeber für die wichtigste Veranstaltung im Jahr des Nationalkomitees zu sein. Die Stadt als Kulisse. So gibt Oberbürgermeister Siegfried Deinege am Sonntagabend in der Synagoge auch einen Empfang. Für den Görlitzer Denkmalchef Peter Mitsching ist die Tagung zugleich ein Höhepunkt und (Fast-)Abschlusses seines Wirkens. Im Frühjahr nächsten Jahres wird er aus dem Amt scheiden. Schon beim MDR-Film über Görlitz oder bei der Eröffnung der Fotografie-Schau auf dem Dresdner Flughafen genoss Mitsching das Interesse für die Denkmalstadt Görlitz.

Das wird sich auch während der Tagung wiederholen. Selbst wenn die Fachleute nur wenig Zeit für Exkursionen durch die Altstadt, die Gründerzeit und Zgorzelec haben. Eine Journalistenreise führt zugleich Fachautoren nach Görlitz und Wroclaw. Sie alle kommen vor allen nach Görlitz, weil am Montag im Theater die diesjährigen Preise des Nationalkomitees vergeben werden. An Menschen, die sich für den Erhalt von Gebäuden und Stadtvierteln, von Klöstern und Adelssitzen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen eingesetzt haben. Noch sind sie einer breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt, wie Preisträger aus den Vorjahren: die Görlitzer Ehrenbürger Gottfried Kiesow und Hans Nadler sind darunter, aber auch die Umgebindehaus-Experten Karl Bernert aus Löbau und Peter Dorn aus Großschönau sowie der Görlitzer Denkmalpfleger Horst Kranich.