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Denkmal für sowjetische Partisanin verschwindet

Für das Gymnasium Süd-West wird die Plattenbauschule nebenan abgerissen. Für den Gedenkstein bleibt kein Platz.

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Der Stein ist unauffällig, Passanten gehen achtlos vorbei, kaum einer liest die Inschrift. Das Denkmal vor der Plattenschule an der Leubnitzer Straße zieht keine Blicke auf sich. Zur Steinplatte gehören zwei Pflanzschalen. Einst wurde das Ensemble für die sowjetische Partisanin Soja Anatoljewna Kosmodemjanskaja aufgestellt. Die 46. Oberschule, die bisher das Gebäude genutzt hat, trug vor der Wende den Namen der Russin. Die Einrichtung war damals eine von wenigen Schulen in Dresden, in der die Kinder schon ab der dritten Klasse Russisch lernen konnten.

Den Namen trägt die Schule schon lange nicht mehr. Vor wenigen Wochen hat sie auch ihren Sitz verlassen. Lehrer und Schüler sind an die Andreas-Schubert-Straße gezogen. Bald soll der alte Plattenbau abgerissen werden. Die Stadt benötigt die Fläche, um eine Vierfeld-Turnhalle zu bauen. Die gehört zum Gymnasium Süd-West, das hier in der Südvorstadt 2018 öffnen soll.

Mit dem Abriss der Halle verschwindet auch das Denkmal. „Bis zur endgültigen Klärung wird der Stein sicher im Lapidarium der Landeshauptstadt Dresden verwahrt“, sagt Falk Schmidtgen, Leiter im Schulverwaltungsamt. Das Denkmal aus Naturstein befindet sich demnach noch in einem guten Zustand. Seine Zukunft ist dennoch unsicher. Zum einen, weil die 46. Oberschule den Namen Kosmodemjanskaja nicht mehr trägt. Zum anderen, weil auch das neue Gymnasium Süd-West keine historische Verbindung mit dem Denkmal oder der Namensgebung hat.

Soja Anatoljewna Kosmodemjanskaja starb 1941 mit 18 Jahren. Kurz nach ihrem 18. Geburtstag meldete sie sich freiwillig zum Dienst in einer Partisaneneinheit. Dort sabotierte sie mit Gleichgesinnten das Vorrücken der deutschen Truppen. Als sie in einem Dorf Feuer legen wollte, wurde sie erwischt und später hingerichtet. Sie wurde in Moskau beerdigt und galt in der Sowjetunion als Heldin. Unter anderem gab es Briefmarken mit ihrem Porträt. (acs)