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Den Tieren treu geblieben

Einmal Geflügel – immer Geflügel, sagt Morris Tillig. Auch als 28-Jähriger hat er mit der Rassezucht nicht aufgehört.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Naunhof. Soll man sich einen Rassegeflügelzüchter vorstellen, denken die meisten sicher an ältere Dörfler jenseits der 50. Morris Tillig aus Naunhof durchbricht mit seinen 28 Jahren allerdings das Klischee. Er ist außerdem einer, der diesem ungewöhnlichen Hobby seit Kindesbeinen treu geblieben ist. 2002 porträtierten wir ihn in der SZ mit seinem damaligen Schulfreund (kleines Foto). Als wir Morris jetzt besuchten, stellten wir fest: Er tut es immer noch. Wenn andere Gleichaltrige am Computer sitzen, kümmert er sich mit seinem 30-jährigen Freund um Hühner, Gänse, Enten. „Einen eigenen Hof zu bewirtschaften, war schon immer mein Traum“, sagt der Wareneingangsprüfer, der in Dresden-Klotzsche arbeitet.

Vor 14 Jahren nahmen Morris Tillig (l.) und Schulfreund Dennis Schulze an einer Geflügelausstellung für Nachwuchszüchter teil.
Vor 14 Jahren nahmen Morris Tillig (l.) und Schulfreund Dennis Schulze an einer Geflügelausstellung für Nachwuchszüchter teil. © SZ-Archiv/Peter Kuner

Auf dem ausgebauten Hof des Großonkels hat er genügend Platz, sich bedrohten Tierrassen zu widmen. „Seit ich als Kind Eier zum Ausbrüten bekam, hat mich diese Beschäftigung fasziniert“, sagt Morris. Schon viele Jahre macht er im traditionsreichen Ebersbacher Rassegeflügelzuchtverein mit. Mit Zwerghühnern fing es an. Heute hat der Naunhofer Gänseputen, zum Beispiel die seltenen Diepholzer, Pommernenten, bedrohte Amrocks-Hühner, Tauben, dazu eine Katze, Kaninchen, robuste Husumer Sattelschwanz-Schweine, Schafe, Ziegen und ein Rind. Die schweren Amrocks-Hühner hat der Züchter gewählt, „weil der Greifvogel bei uns doch eine große Angriffsfläche hat“, sagt er.

In natürlicher Haltung

Was fasziniert ihn daran, besonders schöne und seltene Tiere hervorzubringen und auf Ausstellungen zu zeigen? „Wir erhalten hier Rassen in natürlicher Haltung, damit sie nicht überzüchtet werden“, argumentiert Morris. Außerdem liebt er Tiere, seit er mit ihnen als Holzfiguren spielte. „Als junger Züchter habe ich sogar einen Pokal gewonnen“, berichtet Tillig stolz. Heutzutage bräuchte er noch mehr Zeit zum Selektieren, um wirklich preiswürdige Tiere in den Wettbewerb zu bringen.

Ein riesiges Grundstück mit Wiese bewirtschaften die beiden jungen Männer. Besonders schön finden sie es, wenn sie Besuch von Familien mit Kindern bekommen. Dann werden alle Tiere natürlich gestreichelt. Einen Rasenmäher brauchen die Naunhofer aber nicht, das erledigen die Tiere. Allerdings sind Morris und Alexander seit sechs Jahren nun zum ersten Mal wieder im Urlaub gewesen. Da mussten die Eltern die Tiere füttern. Bei der nächsten Ebersbacher Rassegeflügelschau im Januar werden wieder Naunhofer Tiere dabei sein.