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Demolieren Lastwagen die Weststraße?

Bauschutt von der Bebel-Straße wird über die Weststraße abtransportiert. Anwohner befürchten Sanierungskosten.

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Von Nancy Riegel

Neustadt. Jetzt, wo es viel regnet, sehe man es ganz eindeutig: Pfützen reihen sich auf der Weststraße aneinander. Für die Anwohner Lutz Grunert und Eberhard Paul ist das ein Anzeichen dafür, dass die Pflasterstraße Schaden genommen hat. Seit Mai wird die August-Bebel-Straße saniert. Die dort anfallenden Aushubmassen werden mit schweren Kippern über die Weststraße abgefahren. Auch Baugerät auf Ketten ist hier langgekommen, haben die beiden fotografisch dokumentiert. „Wir haben die Befürchtung, dass bei dieser Belastung unsere Straße solchen Schaden nimmt, dass sie möglicherweise zum Sanierungsfall wird.“ Sie bemängeln zudem, dass die Anwohner der Straße nicht darüber informiert wurden, dass der Aushub dort abtransportiert wird.

Diese Bedenken und Beschwerden haben die beiden Männer auch an die Stadtverwaltung in Neustadt gerichtet, und zwar schon Anfang Juni. Weil sich diese trotz Mahnung mit der Antwort Zeit ließ, wendeten sich die Anwohner von der Weststraße auch an den Landrat. Und mit beiden Antwortschreiben sind die Neustädter unzufrieden: „Wir fühlen uns nicht ernst genommen“, sagt Lutz Grunert, der kurz nach der Wende auch schon dem Bauausschuss in Neustadt vorgesessen hat.

Sowohl die Kritik an der fehlenden Aufklärung der Bürger als auch an der Beschädigung der Weststraße weisen Landratsamt und Stadtverwaltung größtenteils zurück. Im Namen des Landkreises antwortete Kommunalamtsleiter Thomas Obst auf die Anfrage der Neustädter. Die Stadtverwaltung sei ihrer Pflicht nachgegangen, die Anwohner über die Arbeiten zu informieren, beispielsweise durch einen Beitrag im Anzeiger. In diesem sei auch die Umleitungsstrecke über die Weststraße vermeldet worden. Er verweist darauf, dass sich die Bürger mit ihrer Kritik in den Sitzungen des Stadtrats hätten zu Wort melden können. Das lehnten Lutz Grunert und Eberhard Paul bisher ab. „Das würde dann höchstens als Protokollnotiz Erwähnung finden.“ Sie zogen die schriftliche Beschwerde vor.

Zum Thema Schäden äußert sich Neustadts Bauamtsleiter Michael Schmidt gegenüber der SZ. Die Weststraße wurde zuletzt 1991 grundhaft saniert und zwar ohne Tonnagebegrenzung. Das heißt, dass sie Belastungen von Baustellenfahrzeugen standhalten sollte. „Dass die Straße nach 26 Jahren nicht mehr im Ursprungszustand ist, verwundert doch nicht.“ Bereits im Jahr 2009 hätte die Stadt Absenkungen an der Weststraße bemerkt – aber keine gravierenden. Michael Schmidt will nicht ausschließen, dass sich die Schäden in den vergangenen Wochen verstärkt hätten. Einen akuten Sanierungsbedarf sehe die Stadt aber derzeit nicht. Lediglich an der Einmündung von der Rosa-Luxemburg-Straße werden nach Ende der Bauarbeiten auf der August-Bebel-Straße einige Reparaturen stattfinden.

Mängelliste ist lang

Die Einwohner befürchten, irgendwann an der Reparatur der Straße finanziell beteiligt zu werden, sagt Eberhard Paul. Offenbar ist dies die größte Sorge der Weststraßler. Straßenbaubeiträge hat es in Neustadt bisher aber noch gar nicht gegeben, bestätigt auch der Bauamtsleiter. Die Satzung der Stadt sieht diese Abgabe nicht vor. Für kleinere Reparaturen habe Neustadt Rücklagen zur Verfügung, sagt Schmidt, die dafür ausgegeben werden können.

Zufrieden sind Lutz Grunert und Eberhard Paul nach dem Schriftverkehr nicht. Sie haben noch einiges mehr an der Weststraße zu bemängeln: Die Eltern, die ihre Kinder zur Schule bringen, würden jetzt hier durchrasen; im Winter würde sich der Schnee in den Einfahrten türmen und gefahrlos ausparken könnten nur wenige Anwohner. Auf diese und mehr Punkte haben sie bis heute keine Antwort erhalten. „Ein persönliches Gespräch mit dem Bürgermeister wäre das Beste gewesen“, fassen Grunert und Paul zusammen.