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Dem Wolf in die Schnauze geschaut

Auch bei den großen Tieren im Wildgehege ist regelmäßig ein Gesundheitscheck erforderlich. Pfleger und Tierarzt müssen dabei ein eingespieltes Team sein.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Moritzburg. Donnerstag ist Tierarzt-Tag im Wildgehege Moritzburg. Dr. Mathias Ehrlich hat da keine Patienten in seiner Praxis, damit er sich den großen und kleinen Bewohnern des Wildgeheges widmen kann. Falls das erforderlich ist. Der Langebrücker ist der Vertragstierarzt der zum Forstbezirk Dresden gehörenden Einrichtung.

Manchmal muss der Veterinär bei seinen Besuchen akute Fälle begutachten und behandeln. Was manchmal gar nicht so leicht ist. Wie im Vorjahr, als der Elchbulle eine Verletzung am Kopf hatte. Einfach hingehen und angucken, geht nicht. Also gilt es genau abzuwägen, ob es notwendig ist, das Tier für eine Behandlung zu immobilisieren oder ob das Risiko einer Narkose zu groß ist. Oft sind aber auch Termine für Routineuntersuchungen geplant. So wie gestern bei den beiden Wölfen Lilly und August.

Obwohl es hier in der Region schon lange keine Tollwutfälle mehr gab, werden die Tiere regelmäßig gegen diese gefährliche Krankheit geimpft. „Eine Spritze reicht für drei Jahre“, sagt Tierpfleger Florian Hanisch. Der Impftermin wird aber auch gleich noch für einen Gesundheitscheck genutzt. „Zu unserer täglichen Arbeit gehört zwar auch, dass wir schauen, ob die Tiere gesund aussehen, aber anfassen, um zu überprüfen, ob sie ordentlich ernährt sind, geht bei den Wölfen natürlich nicht“, ergänzt der Tierpfleger.

Damit der Tierarzt-Besuch erfolgreich wird, müssen Lilly und August erst einmal dazu gebracht werden, von ihrem großen Bereich der neuen Wolfsanlage in das ganz kleine Gehegeteil zu wechseln. Das befindet sich direkt neben dem Tierarzthaus. „Dort, wo sie sonst leben, hätten wir kaum eine Chance, sie gleichzeitig zu betäuben.“ In dem kleinen Areal sind sie dagegen immer in Sicht- und Reichweite. Mathias Ehrlich und Florian Hanisch haben schon oft zusammengearbeitet. Sie sind ein eingespieltes Team. Während der Tierarzt ein Gewehr in den Händen hält, versucht es der Tierpfleger mit dem Blasrohr. Mit beiden können Betäubungspfeile verschossen werden. „Das Blasrohr funktioniert zwar nur auf kurze Distanz, es ist aber variabler einsetzbar“, sagt Florian Hanisch.

Die „Abschüsse“ gelingen sehr schnell. Das klappt nicht immer so gut. Wenig später kann der Tierarzt die achtjährige Lilly und den ein Jahr älteren August begutachten. Auch ein Blick ins Maul ist jetzt gefahrlos möglich. Mathias Ehrlich schaut sich zudem Lillys linke Vorderpfote genau an. Nach dem kräftigen Biss eines alten Rüden hatte sie vor drei Jahren operiert werden müssen. Seit dem fehlt eine Zehe und auch eine Sehne ist etwas zu kurz. Darum hinkt die Wölfin. „Ein Problem ist das für sie nicht, sie muss ja nicht jagen“, sagt Florian Hanisch. „Aber ich hatte den Eindruck, dass es mehr geworden ist.“ Doch der Tierarzt kann Entwarnung geben. Nun noch die Spritzen und dann geht es zurück ins Gehege.

Nicht immer verlaufen die Routineuntersuchungen so glatt. Als kürzlich die beiden elfjährigen Rüden ihren Termin bei Dr. Ehrlich hatten, entdeckte der bei einem der beiden einen schon stark in Mitleidenschaft gezogenen Zahn. Eine Woche später wurde der Übeltäter entfernt. Dem Patienten geht es inzwischen wieder gut.