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Dem Wild East droht das Aus

Der Vermieter TLG hat dem Inhaber des Sportladens gekündigt. Mit der Alternative gibt es jedoch Probleme.

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© Sven Ellger

Von Juliane Richter

Nach der erfolgreichen Karriere als Profisurfer wollte Jan Diestel dem Sport treu bleiben. Vor mehr als 20 Jahren hat er deshalb das „Wild East“ eröffnet. Das Fachgeschäft für Wasser- und Wintersportarten ist für ihn eine Herzensangelegenheit.

Doch der bekannte Laden steht plötzlich vor dem Aus. Vor drei Monaten hat Diestel für seine Geschäftsräume in der Schandauer Straße 60, die er im Jahr 2005 bezogen hat, die Kündigung erhalten. Zum 30. November, also schon an diesem Sonntag, muss er die 560 Quadratmeter große Fläche räumen. „Auch wenn das für uns sehr kurzfristig war, hat unser Vermieter, die TLG, fristgerecht gekündigt. Wir haben auch vom ersten Tag an nach einer Alternative gesucht“, sagt der 48-Jährige. Die Suche sei jedoch schwierig gewesen, weil es im niedrigen Preissegment kaum noch Angebote auf dem Markt gebe. Zudem ist Diestel auf den Dresdner Osten fixiert, weil sein Laden von jeher hier angesiedelt ist.

Lösung im ehemaligen Finanzamt

Schließlich ist er nur 300 Meter entfernt fündig geworden: Im ehemaligen Finanzamt Dresden I, in der Lauensteiner Straße 37, könnte er eine Fläche beziehen, die mit 520 Quadratmetern fast genauso groß ist. Doch anders als erwartet, liegt für diese Räume noch keine Einzelhandelsgenehmigung vor. Dafür muss der Vermieter zunächst einen Bauantrag stellen, dessen Bearbeitung nach Auskunft der Stadt im Schnitt etwa acht Wochen dauert. Das ist bisher jedoch nicht geschehen.

Anhand der genauen Betriebsbeschreibung, dem angebotenen Warensortiment und der Konzeption würde die Stadt schließlich beurteilen, ob die Einzelhandelsgenehmigung erteilt werden kann, sagt Doris Oser, persönliche Referentin von Baubürgermeister Jörn Marx (CDU). An diesen hatte sich Jan Diestel schriftlich gewandt, und um Hilfe bei seinem Problem gebeten. Denn ohne Genehmigung kann er die neuen Räume nicht eröffnen, die alten muss er aber eigentlich verlassen.

Einen Aufschub hat ihm sein jetziger Vermieter, die TLG Immobilien AG, bisher nicht gewährt. Auf Anfrage der Sächsischen Zeitung bestätigt das Unternehmen die Kündigung aufgrund von witterungsbedingten Schäden. Mehrmals war bei Starkregen Wasser in die Souterrainräume eingedrungen. Eine Neuvermietung ist nicht vorgesehen. Dennoch verneint Sprecher Christoph Wilhelm einen Aufschub für den Sportladen: „Wir sehen von einer weiteren Nutzung ab“, sagt er. Zwar hat das Stadtplanungsamt laut Jan Diestel noch am Freitag eine mündliche Zusage gemacht, dass der nötige Bauantrag wohl positiv beschieden wird. Aber dennoch kann er die neuen Räume noch nicht beziehen, weil sie noch großflächig umgebaut werden müssen. „Derzeit sind das Lagerräume mit weißen Betonwänden. Der Ausbau wird wohl auch anderthalb Monate dauern“, sagt er. Frühestens am 1. Februar könnte der Laden am neuen Standort eröffnen.

Sein Geschäft bis dahin ruhen zu lassen, kann er sich aber nicht leisten. Die wichtige Skisaison steht vor der Tür. Schon seit Jahren übernehme er auch den Ski- und Snowboardservice für Karstadt. „Ein Stillstand von zwei oder drei Monaten wäre für uns tödlich.“ Ohne Einnahmen müsse er dann wohl auch zwischenzeitlich seinen drei Mitarbeitern kündigen. Diestel hofft deshalb, dass sich die TLG doch noch kulant zeigt und ihm eine Verlängerung genehmigt. Schließlich würde die Fläche sonst ja ohnehin nur leer stehen.

„Wenn das nicht der Fall ist, werde ich es wohl auf eine Zwangsräumung ankommen lassen müssen“, sagt er. Das Wochenende wolle er nicht dafür nutzen, die ganzen Sportartikel auszuräumen.