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Dem Traumberuf ein Stück näher

So fühlt sich Katrin Schöngart im Bischofswerdaer Krankenhaus. Wie ihr die Station 37 dabei hilft, das ist vorbildlich.

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© Steffen Unger

Constanze Knappe

Bischofswerda. Katrin Schöngart bereitet eine Infusion vor. Für die angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin im dritten Ausbildungsjahr ist es nicht das erste Mal, Routine aber noch lange nicht. Aufgeregt ist sie aber nicht. Auch nicht wegen des prüfenden Blicks von Mentorin Diana Irrgang, die jeden ihrer Handgriffe aufmerksam beobachtet. Seit zehn Jahren betreut die Fachkrankenschwester für Intensivmedizin auf der Station 37 im Krankenhaus Bischofswerda Auszubildende der Oberlausitz-Kliniken (OLK). Jetzt wurde die Intensivtherapiestation oder kurz ITS als zweitbeste Ausbildungsstation (hinter der Notaufnahme in Bautzen) geehrt. Seit Jahren ermittelt die Jugend- und Auszubildendenvertretung in beiden Krankenhäusern, wie die Schüler auf den Stationen akzeptiert und in die Teams integriert werden, wie sie den Lernfaktor und ihren Einsatz einschätzen. Die Bewertung erfolgt getrennt nach normalen und Sonderstationen. Nach Aussage von OLK-Geschäftsführer Reiner E. Rogowski zeigt der Wettbewerb den hohen Stellenwert der Ausbildung und deren Qualität.

Katrin Schöngart arbeitet seit Beginn des Jahres auf der ITS. Sie wurde herzlich aufgenommen und fühlt sich wohl auf der Station, wo der Arbeitstag für alle mit einer großen Übergabe vom Nacht- an den Frühdienst beginnt. „Von Anfang an werden die Azubis in die Runde einbezogen“, erzählt Mentorin Diana Irrgang. Es werde das Befinden der Patienten besprochen und alles, was sonst für den Tag wichtig ist. 18 Schwestern und Pfleger in Voll- und Teilzeit versorgen die schwer kranken Patienten in den sieben Betten.

Jeden Einzelnen im Blick behalten

Die ITS im Bischofswerdaer Krankenhaus arbeitet interdisziplinär. Aufgenommen werden alle Patienten, die intensivmedizinisch zu betreuen sind. Aus den Fachbereichen Chirurgie und Innere Medizin ebenso wie aus Gynäkologie oder Urologie. Für die Azubis ein Vorteil. Sie bekommen es mit Krankheitsbildern aus verschiedenen Bereichen zu tun. Auf einer Station, wo die Apparatemedizin im Vordergrund steht. Und dennoch ist es der „Rundumblick“, der den Azubis auf der ITS in Fleisch und Blut übergehen soll. „Die Technik überwacht die Patienten und zeichnet ihre Vitalfunktionen auf. Wir müssen trotzdem jeden Einzelnen genau im Blick behalten. Es könnte ja sein, dass sich zum Beispiel eine Elektrode am Körper gelöst hat und ein falscher Wert angezeigt wird“, erklärt Schwester Diana.

Die Abläufe sind den Qualitätsnormen des Krankenhauses entsprechend standardisiert. Und dennoch kommt es gerade auf der ITS vor, dass etwas nicht nach Plan geht. Muss ich einen Patienten waschen, obwohl er eine Herzfrequenz von 150 hat, ist so eine Frage, die sich plötzlich stellen kann. Diana Irrgang trainiert mit den Azubis Hintergrundwissen und wie sie dieses praktisch umsetzen. „Viele Handgriffe wie das Anlegen der Infusionen sind mehrfach am Tag erforderlich, gehören auf anderen Stationen aber nicht zum Alltag. Dort sind die Patienten auch selbstständiger“, stellt Katrin Schöngart fest.

Das Selbstvertrauen stärken

Der Aufwand bei der Pflege ist auf der ITS größer als anderswo. Man müsse bewerten können, warum ein Patient plötzlich unruhig wird. Wann ruft man einen Arzt hinzu, wann reicht es, einer Fachschwester Bescheid zu sagen oder was darf man im dritten Lehrjahr selbst entscheiden?

Die Mentorin übt mit den Azubis, wie man mit Angehörigen spricht, wie man einem Patienten die erste Angst nimmt, wenn er von einer schlimmen Diagnose überrascht wurde. „Bei sehr jungen Patienten bewegt einen ihr Schicksal schon“, sagt die 53-Jährige. Es sei aber wichtig, die Probleme nicht mit nach Hause zu nehmen. Seit 1986 arbeitet die Arnsdorferin auf der ITS, anfangs noch im alten Krankenhaus auf der Stolpener Straße in Bischofswerda. Sie liebt ihren Beruf. Wissen und Erfahrungen gibt sie gern an den Berufsnachwuchs weiter. Wie auch die anderen Mitarbeiter der Station. Deshalb belegt das Team der ITS seit Jahren vordere Plätze im Wettbewerb um die beste Ausbildungsstation. Der zweite Platz jetzt sei wiederum Motivation und Ansporn.

Diana Irrgang hat bereits etliche Azubis auf die Prüfungen vorbereitet. Es sei wichtig, ihnen nicht zusätzlichen Druck zu machen, dafür ihr Selbstvertrauen zu stärken. Bis zu Katrin Schöngarts Abschlussprüfung im Juni ist es nicht mehr lange hin. Die Gödaerin wollte immer Krankenschwester werden. Weil das nach der Schule nicht klappte, wurde sie Bürokauffrau. Doch ihr Berufswunsch hat sie nie losgelassen. Sie bewarb sich doch noch bei den Oberlausitz-Kliniken. „Mit Familie und zwei Kindern hat die Ausbildung zwar Nerven gekostet, aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe“, sagt die 38-Jährige. Ihrem Traumberuf ist sie damit ein ganzes Stück näher.