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Dem Lausitz-Luder droht Gefängnis

Die Fernsehmoderatorin Natalie Langer war einst Miss Bautzen. Seit Montag steht sie in Berlin vor Gericht. Wegen Fahrerflucht und versuchtem Mord.

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© dpa

Von Mirko Kolodziej

Berlin/Hoyerswerda. 15 Jahre jung war die Hoyerswerdaerin Natalie Langer, als das Mädchen aus dem Stadtzentrum 1996 als Miss Lausitzring ihre Model- und Fernsehkarriere startete. Das ist verdammt lange her. Zwanzig Jahre später steht die nunmehrige Fernsehmoderatorin (unter anderem bei 9Live, im Bayerischen Fernsehen und im Deutschen Musikfernsehen) wegen einer Sache vor Gericht, die ebenfalls, wenn auch in einem anderen Sinne mit schnellen Autos zu tun hat: Seit Montag muss sich die 34-Jährige in Saal 500 am Landgericht in Berlin-Moabit verantworten, weil sie im Sommer 2013 in einem Mercedes in Treptow einen Mann angefahren haben soll, ohne sich danach um seine schweren Verletzungen zu scheren.

Sie reklamierte zum Prozessauftakt für den fraglichen Morgen einen Filmriss, sie könne sich nicht erinnern. Die Anklage hat es in sich: es geht, weil sie betrunken einen Unfall gebaut haben soll, um Gefährdung des Straßenverkehrs mit fahrlässiger Körperverletzung als Folge. Als zweiten Tatkomplex wirft ihr die Staatsanwaltschaft Unfallflucht unter vorsätzlicher Trunkenheit sowie versuchten Mord (Tatmotiv: Verdeckung einer Straftat) durch unterlassene Hilfeleistung vor. Dazu kommt das Vortäuschen einer Straftat. Denn dass ihr Verlobter, der Berliner Stefan K. (43), den beschädigten Wagen nach Polen brachte und sie ihn dann als gestohlen meldete, räumte Natalie Langer vor Gericht ein. Stefan K. sitzt in Berlin mit ihr auf der Anklagebank.

Angeklagte kann sich nicht erinnern

Wie eine Gerichtssprecherin sagte, schilderte die ehemalige Miss Westlausitz (1997) und frühere Miss Bautzen (1998), in der Nacht vor dem in Rede stehenden Unfall in einem Restaurant und mehreren Bars gewesen zu sein. Sie habe erklärt, sich nicht daran erinnern zu können, wie sie nach Hause gekommen sei. Sie wäre allerdings im Bett aufgewacht, ohne abgeschminkt gewesen zu sein – laut ihrer Aussage untypisch für sie. Als sie später bei einem Spaziergang von einem Unfall erfuhr, habe sie zur Polizei gehen wollen, Stefan K. habe davon abgeraten. Der erste Verhandlungstag fand unter großem Medien-Interesse statt. In zahlreichen Berichten wird darauf Bezug genommen, dass Natalie Langer 2004 in der RTL-II-Show „Big Brother“ mitgewirkt hat und ziemlich freizügig agierte. Für das Verfahren sind sieben Tage anberaumt. Das Urteil wird für Anfang Mai erwartet. Vertreten wird die 34-Jährige von Strafrechtler Robert Unger, der vor knapp zwanzig Jahren den vorletzten DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz im Politbüro-Prozess verteidigt hat. Weitere Mandanten waren Alexander Schalck-Golodkowski und der Schauspieler Günther Kaufmann.