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Dein Müll, mein Müll

Neun Tonnen Unrat haben Helfer auf den Elbwiesen eingesammelt - darunter ein Skelett und ein kompletter Motorroller.

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© Sven Ellger

Von Kay Haufe

Wurde es angeschwemmt oder ging sein Leben an der Fundstelle zu Ende? Diese Fragen tauchten auf, als beim Elbwiesenputz ein Wildschwein-Skelett auftauchte. Es gehörte neben einem kompletten Motorroller zu den außergewöhnlichen Funden. Ansonsten dominierten Kronkorken, Glasscherben sowie weitere Picknick- und Grillreste die eingesammelten Abfälle. Rund 1150 Helfer waren am Sonnabendvormittag im 30 Kilometer große Einsatzgebiet zwischen Cotta und Zschieren unterwegs. Sage und schreibe neun Tonnen Müll und Schwemmgut sammelten sie in die roten Abfallsäcke, die von Mitarbeitern der Stadtreinigung am Elberadweg eingesammelt wurden.

Eifrig gesucht haben auch Sarah Kunze und Sandra Böhns. Zwar waren am Blauen Wunder auf der Blasewitzer Seite schon diverse Müllsammler vor ihnen unterwegs, doch Scherben fanden die beiden reichlich. Aufmerksam wurden die jungen Frauen durch ihre Arbeit auf den Elbwiesenputz. Sandra entwarf in ihrer Werbeagentur das Plakat zur Aktion. „Da wollte ich auch mitmachen“, sagt sie. Zur Stärkung bringen Mitarbeiter der Stadtreinigung belegte Brötchen vorbei. „Das ist gut organisiert, auch die Handschuhe sind hochwertig und zum Sammeln gut geeignet.“

Wenige Meter entfernt klauben Stefanie Schöneich und Sebastian Schwindhammer Kronkorken aus dem Sandweg. Dutzende sind hier noch festgetreten. „Und das direkt neben einem Papierkorb. Ich versteh die Leute nicht, drei Schritte würden reichen“, sagt Schwindhammer. Eigentlich verbringt er den Sonnabendvormittag sonst mit seiner Freundin entspannt zu Hause. „Aber ich finde die Aktion sehr sinnvoll. Sie sollte ruhig mehrfach im Jahr, vor allem nach der Grillsaison stattfinden“, sagt der 27-Jährige.

Tatsächlich gelten illegale Grillstellen als Müll-Schwerpunkte, so an den Elbwiesen, vor allem auf Neustädter Seite zwischen Waldschlößchenbrücke und Königsufer. Gefolgt von städtischen Grünanlagen wie dem Alaunplatz, dem Weißeritzgrünzug, dem Bonhoefferplatz und dem Conertplatz, wie Stadtsprecherin Anke Hoffmann sagt. Auch hier werden viele Müllablagerungen vorgefunden. Probleme gebe es auch immer wieder an Wertstoff-Container-Plätzen, wo Leute statt Papier und Gläsern ihren Müll illegal abgeladen haben.

770 Anzeigen gab es deshalb im vergangenen Jahr. Interessant dabei ist, dass sich die wenigsten die Mühe machen, ihre Anschrift von Pappen zu entfernen, die sie einfach neben die Behälter legen. So konnten immerhin 561 Verfahren mit dem Erlass eines Verwarnungs- oder Bußgeldes abgeschlossen werden. In 209 Fällen war der Täter nicht zu ermitteln, sagt die Stadtsprecherin. Dass die Bürger aufmerksamer werden, zeigt, dass auch das Wegwerfen von Papier und Zigarettenkippen angezeigt wurde. „Die Betroffenen wurden dabei direkt beobachtet, und der Sachverhalt konnte vor Ort ermittelt werden“, sagt Anke Hoffmann. Polizisten oder Mitarbeiter des Gemeindlichen Vollzugsdienstes stellten dabei die Personalien fest.

Immerhin zehn Euro Strafe kostet eine weggeworfene Zigarette. Teurer wird es bei Ablagerungen an den Wertstoffcontainern, wofür je nach Müllmenge bis zu 75 Euro zu zahlen sind. Richtig tief in die Tasche greifen müssen diejenigen, die ihren Sperrmüll illegal entsorgen und erwischt werden. Bei Mengen bis einen Kubikmeter können schon bis zu 10 000 Euro Strafe erhoben werden. Wer den Bußgeldrahmen ausschöpft, landet bei 100 000 Euro. Wie viel Geld die Stadt aus diesen Verfahren einnimmt, wird jedoch statistisch nicht extra erfasst.

Dass die Elbwiesenreinigung nötig ist, haben auch Anne Strulik und Anne Vehmann ihren Kindern am Sonnabend gezeigt. „Es ist eklig, Müll einzusammeln. Deshalb nehmen wir ihn gleich mit“, sagt der vierjährige Arthur. Kommentar

Sollten noch einige rote Müllsäcke am Elbradweg stehen, bittet das Rathaus darum, diese ab dem 10. April am Abfall-Info-Telefon 488 96 33 zu melden.