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Deichbau vorerst mit Beton

Die Ausmaße des Flutschutzes vor Kötzschenbroda sind erkennbar. Warum das Deichmaterial noch in Wilsdruff liegt.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Die Blätter fallen, und immer deutlicher wird erkennbar, was zwischen Elbufer und Radebeuler Friedenskirche entsteht. Der neue Deich. Vorerst allerdings wundern sich die Spaziergänger, weil sie nur Beton und eine riesige Freifläche sehen.

Die SZ war mit den Verantwortlichen von der Landestalsperrenverwaltung (LTV) auf dem Bauplatz: Projektleiterin Elisabeth Ludwig und Eckehard Bielitz, Betriebsleiter der LTV.

Wie der große Deichberg Stück für Stück aufgetragen wird

So groß wie ein Fußballfeld. Platt planiert ist die Fläche, vorbereitet für den eigentlichen Deich. Doch es geht nicht weiter voran – warum? „Es ist zu viel Feuchtigkeit in der Erde“, sagt Elisabeth Ludwig. Um den Deich wirklich haltbar zu machen, also das Erdreich zu verdichten zu können, muss es trockener sein.

25 000 Kubikmeter Deichbaumaterial liegen in Wilsdruff bereit für Radebeul-Fürstenhain. Wassergehalt und Verdichtungsgrad werden beim Aufbau immer wieder gemessen. „Jetzt im nahen Winter können die Bauarbeiter nicht die gewollte Qualität liefern“, sagt Eckehard Bielitz. Wenn es dann im Frühjahr losgeht, werden lagenweise die Erdmassen aufgebracht. Immer 30 Zentimeter eine Schicht. Dann folgt eine Maschine, deren Verdichtungsfüße denen von Schafshufen ähneln.

Die besten Verdichter seit jeher, sagt Bielitz. Nur dass es hier schneller gehen muss, deshalb die Maschine, die Schafsfußwalze heißt. Auch der Auenweg wird im Frühjahr höher gelegt. Die Deichscharte, also die obere Strecke, soll höher werden als in Gohlis, wo der Deich bereits am anderen Elbufer fertig steht.

360 Meter lang, 4,5 Meter hoch, das sind die Maße des Radebeuler Bauwerks. Wenn zügig hintereinanderweg geschüttet und planiert werden kann, dann brauchen die Arbeiter der beauftragten Firma Swietelsky zusammen zehn Wochen, sagt die Projektleiterin.

Was mit der Deichscharte geschieht und wozu sie dienen soll

Ein gewaltiger Beton-Vierkant ragt am Auenweg in den Himmel. Aus dem gegossenen Stein streckt sich Bewehrungsstahl. So hoch wie der Stahl ist, wird der Deich aufgebaut, zeigt Betriebsleiter Bielitz nach oben. Von den Fachleuten wird dieses Betonteil als Deichscharte bezeichnet. Hier kann der Flutschutz überquert werden, auch von Fahrzeugen.

Ganz oben drauf sind große Einkerbungen eingegossen. Im Hochwasserfall sind das die Führungsrinnen für die mobilen Wassersperren aus Edelstahl, die hier von den Radebeuler Feuerwehrleuten eingesteckt werden sollen und ansonsten ganz in der Nähe gelagert sind. Der Deich aus Erde selbst wird bis auf die Höhe der Deichscharte angeschüttet.

Warum an der Friedhofsgrenze die Mauer so gewaltig aussieht

Mancher wundert sich, wieso die Mauer an der Grenze zum alten Friedhof der Friedenskirche so gewaltig geworden ist. Der Auftrieb bei Hochwasser ist der Grund. „Unter der eigentlichen Mauer ragen außerdem Bohrpfähle bis zu acht Meter in die Tiefe. Nur so bekommt das Ganze bei Hochwasser den nötigen Halt“, sagt Bielitz.

46 Meter lang und 80 Zentimeter stark ist die neue Mauer inzwischen. Sie soll im oberen Teil noch mit Naturstein verblendet werden. Auch ein Teil der alten Friedhofsmauer wird wieder neu aufgebaut. An der Ostseite bekommt die Wand eine Böschung mit Erde, an der Westseite der Mauer wird ebenfalls Erde aufgefüllt.

Wann der Deich fertig ist und bis zu welcher Höhe dann Schutz besteht

Den höchsten Punkt wird der Deich zwischen der Scharte und entlang am Auenweg haben. Hin zur Kirche ist er dem Gelände angepasst. Vom Auenweg im Osten von Fürstenhain läuft der Deichbau mit dem ansteigenden Gelände zur Kötzschenbrodaer Straße hin aus. Eckehard Bielitz zeigt auf die Betonhöhe der Deichscharte: „Bis dorthin, wo jetzt der Bewehrungsstahl rausragt, reicht das Hochwasser beim HQ 100.“ Das ist der berechnete höchste anzunehmende Wasserstand innerhalb von 100 Jahren, wie er zuletzt 2002 und beinahe 2013 erreicht wurde. Damals brach der eilends aufgeschüttete Damm am Auenweg. Die Flut ergoss sich in den Ortsteil.

Wenn die Arbeiten normal laufen, soll der neue Deich im Spätsommer nächsten Jahres stehen. 4,5 Millionen Euro werden dafür aus dem Europafonds für regionale Entwicklung sowie aus Landesmitteln bereitgestellt.