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Defekter Akku löst Großeinsatz aus

Beißender Geruch verrät: Bei der B&W Handelsgesellschaft in Bischofswerda sind Gefahrenstoffe ausgetreten.

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© Rocci Klein

Von Ingolf Reinsch und Rocci Klein

Bischofswerda. Rund 30 Feuerwehrleute aus Bischofswerda, Frankenthal, Geißmannsdorf, Schönbrunn und Weickersdorf sowie Rettungskräfte mussten am Freitagvormittag zum Industriegebiet an der Bautzener Straße ausrücken. Grund: Beim Online-Händler B &W Handelsgesellschaft, seit knapp zwei Jahren Eigentümer der Immobilie des einstigen Solarzellenherstellers Arise, war in einem Lager ein beißender Geruch festgestellt worden – Ursache zunächst unklar.

Bilder vom ABC-Alarm in Bischofswerda

„Wir lösten Großalarm aus, weil wir uns nicht sicher waren, ob möglicherweise Gas aus der Heizungsanlage oder Kohlendioxid aus einer der beiden Brandschutzanlagen, die wir vom vorherigen Besitzer übernommen haben, ausströmt. Wir wollten auf Nummer sicher gehen“, sagte Ulrich Buder, Eigentümer und Geschäftsführer der B&W Handelsgesellschaft, am Freitag auf Anfrage. Doch keine der beiden Vermutungen traf zu. Der beißende Geruch hatte eine andere Ursache. Aus mindestens einem Bleigelakku, dessen Gehäuse beschädigt war, strömten Gase aus, die möglicherweise giftig sind. B & W vertreibt diese und andere Zubehörteile der Elektro- und Elektronikbranche europaweit.

Bleiakkus können Verursacher sein

Mitarbeiter bemerkten den stechenden Geruch in einem Lager im Erdgeschoss gegen 10 Uhr. Das Gebäude wurde daraufhin für etwa zwei Stunden komplett evakuiert. Die Beschäftigten warteten auf einem Platz auf dem Betriebsgelände, bis das Haus wieder freigegeben wurde. Gefahr für die Umgebung bestand nicht, sagte der diensthabende Kreisbrandmeister René Beddies, der selbst vor Ort war. „Vom Gasaustritt war nur ein Teil des Gebäudes betroffen. Menschen kamen nicht zu Schaden“, sagte er. Augenzeugen berichteten, das Industriegebiet sei zeitweilig bis zur Straße Bischofswerda – Bautzen für Fahrzeuge abgesperrt gewesen. Auf der Staatsstraße, die beide Städte verbindet, gab es durch den Einsatz jedoch keine Behinderungen. Der Verkehr rollte normal.

Feuerwehrleute in Schutzkleidung führten zunächst Messungen in den betreffenden Räumen durch. Anschließend brachten sie die Kisten mit den Bleiakkus nach draußen, sperrten das Areal ab und führten dort noch einmal Messungen durch. Ergebnisse dieser Untersuchungen lagen am Freitag noch nicht vor. Bis zu zwei Monate haben die Behörden Zeit, die Messergebnisse auszuwerten und zum Beispiel zu prüfen, ob zulässige Grenzwerte möglicherweise überschritten wurden.

Akkus vom Markt genommen

Die B &W Handelsgesellschaft zog noch am Freitag Konsequenzen. „Wir nehmen die Bleiakkus vorerst aus dem Verkauf und lassen sie überprüfen, wahrscheinlich durch den Tüv, mit dem wir bereits zusammenarbeiten“, sagte Ulrich Buder. Am Umsatz des Unternehmens machen die Akkus etwa ein Prozent aus. Darüber hinaus wurde festgelegt, dass Mitarbeiter vorerst nur zu zweit die betreffenden Räume betreten dürfen, um reagieren zu können, sollte wieder etwas passieren. Diese Regelung gilt, bis es Klarheit über das wirkliche Gefährdungspotenzial gibt.

Unter der Marke VHBW verkauft das Unternehmen Elektronikzubehör im Internet. „Wir haben uns auf Marktplätzen wie Ebay und Amazon etabliert“, sagt der Geschäftsführer. Er beschreibt das Angebot als „preiswertere Alternative zu den A-Marken“. Produziert wird in Asien, die Ware größtenteils per Schiff, in dringenden Fällen auch mit dem Flugzeug importiert. Die Handelsgesellschaft beschäftigt rund 25 Mitarbeiter in Bischofswerda und weitere 15 in Dresden.

Mit der Arise-Immobilie übernahm das Unternehmen auch einen Teil von Altlasten und investierte seitdem in die Sicherheit. So mussten noch einige Anlagen der Solarfabrik, darunter eine mit Säure, fachgerecht ausgebaut werden. Die zwei CO2-Brandschutzanlagen, bei denen Kohlendioxid als Löschgas genutzt wird, waren für die Solarzellenproduktion notwenig. Sie stehen auch jetzt noch im Betriebsgebäude und werden nach Aussage von Ulrich Buder regelmäßig überprüft.