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Deckel gegen Kinderlähmung

Bei einer Sammlung sind 111 111 Deckel zusammengekommen. Dafür gibt es so viel Geld, dass mehr als 220 Kinder geimpft werden können.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Großweitzschen. Mit wenig Aufwand kann jeder etwas Gutes tun und dazu beitragen, dass es bald keine Kinderlähmung mehr auf der Welt gibt. Wer die Kunststoffdeckel von Plastikflaschen und Tetrapacks abschraubt, diese sammelt und im Architekturbüro Zache in Großweitzschen abgibt, trägt dazu bei, dass Kinder in Nigeria, Afghanistan und Pakistan gegen Kinderlähmung geimpft werden können. Denn Polio ist nur noch in diesen drei Ländern ein Problem. Wichtig ist, die sogenannte Übertragungskette zu durchbrechen.

Möglich ist die Aktion, weil es sich bei den Deckeln, deren Durchmesser nicht größer als vier Zentimeter sein darf, um einen höherwertigen Kunststoff handelt, der an Verwerter weiterverkauft wird.

Der Erlös kommt dem weltweiten Rotary-Projekt „End Polio Now“ zugute. Alle Spenden, die für Polio-Impfungen gesammelt werden, stockt die Bill & Melinda Gates Foundation um 200 Prozent auf. Nur mithilfe der Spenden kann Rotary sein Ziel erreichen, die Ansteckungskette zu unterbrechen.

Was ist Polio?

Kinderlähmung oder Polio ist eine hoch ansteckende Krankheit, die vor allem Kleinkinder, aber auch Erwachsene, bekommen können.

Das Virus verursacht dauerhafte Lähmungen und Verkrüppelungen. Die Infektion kann tödlich verlaufen.

Polio ist unheilbar. Mit einer Impfung kann ein lebenslanger Schutz vor Polio erreicht werden.

Weitere Informationen unter www.deckel-gegen-polio.de oder www.endpolio.org/de

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„Wir Rotarier vom Club Döbeln-Mittelsachsen finden diese Aktion gut und wollen sie unterstützen. Deshalb haben wir die Deckelsammel-Aktion auch hier im ehemaligen Landkreis und darüber hinaus organisiert“, so der Sekretär des Clubs Oliver Zache. Bisher beteiligen sich der Döbelner Sportclub (DSC), die Käferbande, die Regenbogenschule, die Mitarbeiter des Architekturbüros Zache, der Physiotherapie und die des Finanzamtes in Oschatz an der Aktion. Ab sofort ist auch der Döbelner Anzeiger dabei. „Es gibt auch anonyme Deckel-Spender“, erzählt Oliver Zache und zeigt zum Beispiel auf einen Papierbeutel, auf dem „heimlich“ steht.

Oliver Zache übergab Gerold Münster, ebenfalls Rotarier und Geschäftsführer der Becker Umweltdienste GmbH, 111 111 Deckel. Mehrere Male mussten der Architekt und seine Helfer in den Keller gehen, bis alle Tüten, Säcke und Kartons mit Kunststoffdeckeln am Fahrzeug der Entsorgungsgesellschaft Döbeln (EGD), die eine Tochtergesellschaft von Becker Umweltdienste ist, standen. Gerold Münster kümmert sich nun um die weitere Vermarktung.

Immerhin kommt mit dieser Anzahl von Deckeln so viel Geld zusammen, dass mindestens 220 Mädchen und Jungen gegen Kinderlähmung geimpft werden können. „Das ist ein tolles Ergebnis und ich freue mich, dass schon so viele Leute für diese Aktion begeistert werden konnten“, sagte Münster. Er schlug vor, künftig die Deckel in Kartons zu sammeln, die nicht wie Kunststoffbeutel zusätzlichen Müll produzieren.

Die beiden Rotarier hoffen, dass sich nach der ersten großen Übergabe künftig noch mehr Leute an der Aktion beteiligen und mehr Kindern geholfen werden kann. Die Deckel müssen nicht mühsam gezählt werden. Ein Eimer, der mit einem Kilogramm Deckeln gefüllt ist, entspricht etwas einer Anzahl von 500 und damit einer Kinderlähmungsimpfung.

Oliver Zache, sein Team und die Familie wollen weitermachen. Wer ebenfalls dazu beitragen will, dass weniger Kinder an Polio sterben, kann die Deckel im Architekturbüro in Großweitzschen abgeben. „Wir sind eine registrierte Sammelstelle. Wer will, wird notiert und erhält eine Urkunde“, so Oliver Zache.