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Dax springt über 12 000 Punkte

Der deutsche Aktienmarkt kennt in diesem Jahr bisher nur eine Richtung: nach oben. Fast täglich stellt der Dax einen Rekord auf. Wie lange kann das noch gut gehen?

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© Reuters

Frankfurt/Main. Die Geldflut der Notenbanken hat den Dax erstmals über die Marke von 12 000 Punkten getrieben. Der deutsche Leitindex kletterte am Montag nach einer mehr als neun Wochen anhaltenden Gewinnserie auf das Allzeithoch. Die Rallye ist atemberaubend: Erst am 13. Februar, also vor gerade mal einem guten Monat, war der Deutsche Aktienindex (Dax) erstmals über 11 000 Punkte gesprungen. Auch der MDax der mittelgroßen Unternehmen hatte zuletzt wiederholt Höchststände erreicht.

Triebfeder der Rekordrally ist vor allem die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB), die mit ihrem Anleihekaufprogramm Billionen in die Märkte pumpt. Zudem hilft der Verfall des Euro: Die Gemeinschaftswährung ist kurz davor, mit dem US-Dollar vom Wert her gleichzuziehen. Das hilft der Exportwirtschaft, weil deutsche Waren dadurch im Ausland günstiger werden. Und: Weil die EZB die Zinsen quasi abgeschafft hat, haben Investoren kaum noch Alternativen zu Aktien.

Ungewöhnlicher Anstieg

Allerdings wurden zuletzt auch die mahnenden Stimmen lauter, die einen Rückschlag auf dem Aktienmarkt fürchten. Zu Jahresbeginn hatte der Dax erst bei rund 9800 Punkten gestanden - seitdem hat er weit mehr als 20 Prozent zugelegt. Ein derart starker Anstieg ist ungewöhnlich.

Analyst Christian Kahler von der DZ Bank warnte in der vergangenen Woche vor einer Blasenbildung. „Die Kursrally am Aktienmarkt ist nicht mehr gesund“, schrieb er in einer Studie. Nichtsdestotrotz geht Kahler davon aus, dass die Kurse mittelfristig weiter steigen. Er traut dem Dax bis zum Jahresende 12 500 Punkte zu.

Auch die Experten des Frankfurter Analysehauses Sentix treten auf die Euphoriebremse: „Beeindruckend ja, gesund nein“, schreiben die Analysten zur Entwicklung am deutschen Aktienmarkt. Unter den Investoren steige mittlerweile die Bereitschaft, Gewinne mitzunehmen. Das gelte sowohl für institutionelle als auch für private Anleger.

Nur eine Minderheit profitiert

Allerdings profitiert nur eine Minderheit der deutschen Privatanleger von dem Börsenboom. Allein 2014 kehrten nach früheren Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) rund eine halbe Millionen Deutsche dem Aktienmarkt den Rücken. Demnach waren 2014 lediglich 8,4 Millionen Deutsche - rund 13 Prozent der Bevölkerung - noch in diesen Papieren engagiert.

Auch deshalb wollen die Deutsche Börse und mehrere Direktbanken die Aktie bei Privatanlegern populärer machen - just zum Rekordstand des Dax warben sie am Montag mit einem „Tag der Aktie“ für diese Form der Geldanlage. „Eine Aktie bietet auf Dauer eine sehr vernünftige Rendite bei überschaubarem Risiko und hat als unternehmerische Beteiligung Sachwertcharakter“, sagte der stellvertretende DAI-Geschäftsführer Franz-Josef Leven. Wichtig seien eine breite Streuung und ein langfristiger Anlagehorizont.

Wohin sich die Kurse weiter bewegen, wird auch davon abhängen, wie sich die wirtschaftlichen und politischen Krisen in Griechenland und der Ukraine entwickeln. Diese hatten die Anleger in der Vergangenheit immer wieder verschreckt. Zudem schauen die Investoren auf die Entwicklung in den USA: Experten gehen davon aus, dass die US-Notenbank Fed in den kommenden Monaten zum ersten Mal seit der Finanzkrise den Leitzins anheben wird - damit würde der Treibstoff teurer, der die Börsen rund um den Globus seit Jahren befeuert. (dpa)