Von Maik Brückner

Oberfrauendorf. Amiri folgt brav Paula Liebig auf den Reitplatz. In den letzten Jahren hat die Oberfrauendorfer Reitlehrerin dem Wallach viel beigebracht. Er gilt als einer der Hoffnungsträger, die beim diesjährigen Reit- und Springturnier des Glashütter Pferdesportvereins starten werden. Paula Liebig wird ihn aber nicht reiten. Sie wird am Rand des Platzes stehen und ihrem Freund Henry Tögel die Daumen drücken. Traurig werde sie nicht sein, versichert die junge Frau. Schließlich sei sie schon bei vielen Turnieren gestartet und war dabei in der Klasse L siegreich. Doch diesmal lässt sie ihrem Lebenspartner den Vortritt. „Er ist der bessere Reiter.“ Deshalb verzichtet sie.

Zeit, diese Entscheidung zu bereuen, wird sie in den nächsten Tagen nicht haben. Denn sie ist einer der Hauptorganisatoren des Turniers. Sie kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und um Plakatierung, arbeitet am Programmheft mit und hält den Kontakt zu etwa 30 Helfern, die das Turnier am Laufen halten werden. Die sind in den letzten Jahren zu einem eingeschworenen Team geworden. Dennoch gibt es immer etwas zu regeln. Und dafür ist Paula Liebig bis zum Sonntag zuständig.

200 Reiter werden erwartet. Viele von ihnen bringen mehrere Pferde mit, mit denen sie in verschiedenen Kategorien antreten werden. „Es gibt Reiter, die 15-mal starten werden“, sagt die 32-Jährige. Manche werden sich auch der schwersten Prüfung stellen, dem Zwei-Sterne-S-Springen. Dabei sind bis zu 1,40 Meter hohe Hindernisse zu überwinden. Das ist das Besondere am Oberfrauendorfer Turnier, erklärt Paula Liebig. Im Osterzgebirge gibt es kein vergleichbares Turnier. Ähnlich anspruchsvolle Veranstaltungen gibt es in Dresden-Gompitz, Baschütz bei Bautzen und Burgstädt bei Chemnitz. Nie und nimmer hätte Paula Liebig gedacht, dass sich das Oberfrauendorfer Turnier zu so einer großen Pferdesportveranstaltung mausern werde.

Sie kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. Die ersten Turniere waren viel kleiner. Sowohl 2008 als auch 2009 fanden diese noch in der Reithalle statt. „Damals stand noch das Showprogramm im Vordergrund“, erzählt sie. Das habe man über all die Jahre beibehalten. Doch der sportliche Aspekt ist deutlich stärker geworden. Und das freut sie persönlich auch. Schließlich starten bei dem Turnier immer mehr Pferdesportler, die sie als Reitlehrerin selbst ausgebildet hat. Denn Paula Liebig hat sich über die Jahre nicht nur in das Organisieren der Veranstaltung reingefuchst, auch als Pferdesportlerin ist sie gewachsen.

Ihre Leidenschaft für den Sport hat die gebürtige Dresdnerin als Mädchen bei einem Österreich-Urlaub mit ihren Eltern entdeckt. Jede freie Minute war sie auf dem Reitplatz. Nach der Rückkehr nach Dresden nahm sie dann Reitunterricht und kaufte sie sich ihr erstes Pferd. „Es war gar nicht so teuer“, erinnert sie sich. 1 700 Euro wollte der Vorbesitzer haben. Später ebbte das Interesse am Pferdesport ab. Das änderte sich ausgerechnet nach einem Diskobesuch. Hier traf sie Henry Tögel, ihren jetzigen Partner. Schnell sei man ins Gespräch gekommen. Schließlich war der Oberfrauendorfer damals dabei, zusammen mit seinem Vater einen Reiterhof aufzubauen. Nach dem Diskotreffen bahnte sich eine Beziehung an. Paula Liebig begeisterte sich wieder für den Pferdesport, und sie zog sie nach Oberfrauendorf. Ihren Job im Hotelgewerbe hängte sie an den Nagel, um Reitlehrerin zu werden. Nach und nach arbeitete sie sich nach oben, machte erst den Trainerschein C, erwarb nach weiteren Qualifikationen den Schein B. „Für 2018 habe ich mir vorgenommen, den A-Trainerschein zu machen“, erzählt sie.

In den letzten drei Jahren wurde Paula Liebig von Wallach Amiri begleitet. Auch der hat sich entwickelt. Denn gekauft wurde er als Reitpferd. Er hatte keine Turniererfahrungen. Erst durchs Training wurde er zum Springpferd. Wie gut er geworden ist, kann Amiri in den M-Spring-Prüfungen zeigen. Diese finden von Donnerstag bis Sonntag auf dem Reiterhof Tögel statt.