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Daumendrücken

Die Dortmunder stehen heute im Pokalfinale – und Frank Pohl und Heike Batman aus Neukirch wie immer voll hinter ihrem BVB.

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© Steffen Unger

Von Carolin Menz

Gar nicht so leicht, schwarze Sommerblumen zu finden. Doch Heike Batman hatte Glück, ergatterte Pflanzen mit kleinen, dunkelvioletten Blüten. Im Wechsel mit den munteren in der gängigeren Farbe gelb werden sie jetzt im Blumenkasten drapiert. „Wenn schon, denn schon. Wir ziehen das im gesamten Haus durch“, sagt Heike Batman und meint damit ihre Affinität zu schwarz und gelb, den Farben ihres absoluten Lieblingsfußballvereins BVB 09 aus Dortmund, der am Sonnabend um den DFB-Pokal kämpft. Nachdem seine Kicker die Bayern abgewatscht haben im rutschigen Elfmeterkrimi im Halbfinale. Frank Pohl und seine Partnerin Heike Batman aus Neukirch sind mehr als nur Fans. Ihre Liebe für den BVB geht über das gewöhnliche Fan-Sein hinaus. Logisch fiebern sie mit bei den Spielen am Fernseher daheim auf der Couch oder alle zwei Wochen mittendrin unter 80 000 im Stadion in Dortmund. Doch das ist nicht genug. Sie lieben und streiten mit dem BVB, wohnen quasi mit den Insignien ihres Vereins. Der BVB ist im ganzen Haus, das sie seit vier Jahren in Eigenregie renovieren. Schwarz und gelb überall. „Na klar sind wir verrückt“, sagt Frank Pohl, der seit 1990 Fan ist und seine Partnerin mit seinem unheilbaren Fieber für den BVB vor zehn Jahren mit dem Kennenlernen ansteckte. Er gewährt stolz Einblick ins Schlafzimmer. Schwarz-gelber Farbstreifen ringsum und ein überdimensionales Vereinslogo an den Wänden – gemalt von Frank Pohl. Ein Rollo in Schwarz, eines in Gelb, der Bettüberwurf in Schwarz. In der Küche Sticker am Geschirrspüler, im Arbeitszimmer Bilder und Fotos und die Trinkbecher mit den Porträts der Spieler als Sammlung aufgereiht. Es gibt sie im Stadion. Alle zwei Wochen fahren Frank Pohl und Heike Batman nach Dortmund. 590 Kilometer hin, 590 Kilometer zurück. Und dazwischen pure Euphorie. Immer wieder. „Wenn da 80 000 Menschen jubeln, ist das einfach ein irres Gefühl. Wildfremde liegen sich in den Armen oder singen gemeinsam. Das ist wunderbar“, sagt Heike Batman, die wie ihr Freund ebenso gehüllt in Fan-Shirt und Fan-Schal aufläuft als Zuschauer und sich nicht ziert, aufzuspringen und zu grölen, wenn ein Tor fällt oder auch mal ein Tränchen weint, wenn’ nicht so rund läuft für den BVB. Sie könnten so einiges erzählen aus der Zeit, als es schlecht lief für Dortmund. Platz sieben in der Tabelle deshalb ein versöhnlicher Abschluss. Der Pokal freilich wäre die Krönung.

Ihr Kleinbus ist gleichzeitig Schlafstätte, wenn sie in Dortmund sind – natürlich verziert mit Fahne, Logo, Maskottchen „Emma“ und einem Foto der größten Fankurve überhaupt. Ein Hotel wäre zu teuer, ohnehin sind die Ausflüge für ihn, der auf Jobsuche ist, und sie, die als Pflegerin arbeitet, der Luxus im Leben und der Jahresurlaub. Ein Ticket kostet 37 Euro. „Eine Dauerkarte haben wir leider noch nicht, aber wir stehen auf der Warteliste. Bis zu vier Jahre muss man warten“, sagt Heike Batman. Beim BVB in Dortmund kennen sie die beiden Oberländer gut. Denn eine ihrer verrückten Gestaltungsideen wollten sie sich dann doch genehmigen lassen: Logo und Maskottchen an der Neukircher Fassade direkt an der B 98. „Wir haben lange geträumt von diesem Bild, eine Fassadenmalerin hat es dann für uns in den originalen Schwarz- und Gelbtönen aufgemalt und wetterbeständig imprägniert. Wir haben es sogar feierlich enthüllt. Viele waren ja neugierig, was sich hinter der Plane tat“, so Frank Pohl. Die Entwurfsskizze fürs Hausbild hatten die Verantwortlichen beim BVB vorher abgesegnet. Nur die Sponsoren, zwei Sportartikelhersteller, mussten weg bleiben von Biene Emmas Kleidung.

Keine Chance auf Karten fürs Spiel

Gemeinsam mit dem Logo prangt das Tierchen nun an der Fassade, lässt das Dorf und ganze Busladungen staunen. Heute werden Frank Pohl und Heike Batman der Bitte nach gemeinsamen Fotos nicht nachkommen können. Dann sitzen sie auf der Couch, vor sich jeweils eine BVB-Tasse voll Kaffee. Dann geht’s drum. Dann steigt das Pokalfinale gegen Wolfsburg. Eine Chance auf Karten fürs Stadion hatten selbst die totalen Neukircher Fans nicht. „Das letzte Mal Kloppi, er wird uns fehlen“, sagt Heike Batman, die eine Partie mit super Pässen und hoffentlich vielen Toren erwartet. Wenn das kleine Häuschen an der Wehrbrücke wackelt, hüpfen die Fans auf und ab und liegen sich in den Armen. Verrückt.