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Dauerlicht am Fahrrad gefordert

Radfahrer in Dresden leben gefährlich, und es werden immer mehr. Das zeigen auch die Unfallzahlen.

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© Roland Halkasch

Von Christoph Springer

Drei Tote, 160 Schwerverletzte und 863 Leichtverletzte: Das ist die Radfahrer-Unfallbilanz aus dem vergangenen Jahr. Insgesamt 1 026 Fahrradfahrer sind 2016 in Dresden verunglückt. Drei von vieren wurden dabei verletzt, lässt sich aus der Statistik der Polizei lesen. Polizeipräsident Horst Kretzschmar rechnet damit, dass diese Zahlen weitersteigen. „Vor zehn Jahren wurden acht Prozent aller Wege in Dresden mit dem Fahrrad zurückgelegt, heute sind es etwa 16 Prozent“, sagte der Polizeichef am Donnerstagabend bei einer öffentlichen Sitzung des Kriminalpräventiven Rates der Stadt. Weil die Zahl der Radfahrer zunimmt, wird auch die Zahl der Unfälle steigen, ist er überzeugt.

Thema des Abends im Plenarsaal des Rathauses war die Sicherheit in Bus und Bahn sowie beim Radfahren. Neben dem Polizeichef standen Lars Seiffert, Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB), die Radfahrbeauftragte der Stadt Nora Ludwig und Klaus Kummer vom Seniorenbeirat der Stadt Rede und Antwort. Nicht viel mehr als zwei Dutzend Zuhörer kamen zu diesem Treffen. Sie beschäftigten vor allem Gefahren beim Fahrradfahren, eigene Erlebnisse auf zwei Rädern standen im Vordergrund.

Volker Redetzky fährt jedes Jahr etwa 9 000 Kilometer Fahrrad. Er beschwerte sich unter anderem über die Bodenbacher Straße. „An Engstellen, wo die Haltestellen sind, hört der Radstreifen immer auf“, schimpfte der Dresdner. Gerade dort müsste es die weiße Strichellinie aber geben, damit Autofahrern klar ist, dass sie sich die Spur mit den Fahrradfahrern teilen, sagte Redetzky. Christiane Hennig monierte, dass es zu viele Varianten gibt, den Platz für Fahrradfahrer auszuweisen. „Und dann gibt es auch noch 100 000 Ausnahmen“, beklagte sie sich und forderte stattdessen wenige, klar verständliche Regeln.

Nora Ludwig bemühte sich, auf solche Hinweise konkret zu antworten, musste aber immer wieder auf rechtliche Hürden und bundesweit geltende Bauregeln verweisen. So müssen Straßen zum Beispiel Mindestbreiten haben, um mit einer Strichellinie den Platz für Radfahrer markieren zu dürfen. Die Engstellen der Bodenbacher seien dafür nicht breit genug.

Das Beste wären Kennzeichen für Fahrräder, stellte ein Zuhörer fest, ähnlich den Versicherungskennzeichen bei Mopeds und Rollern. Ex-Generalstaatsanwalt Klaus Fleischmann, der den Abend moderierte, forderte daraufhin Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU) dazu auf, diese Anregung „in den politischen Prozess einzuspeisen“. Nora Ludwig appellierte an das Selbstbewusstsein der Radfahrer. „Sie sollten abgeklärt unterwegs sein“, sagte sie und erklärte ihr eigenes Verhalten: „Auf der Bodenbacher fahre ich immer in der Fahrbahnmitte.“ Zwar würden manche Autofahrer schimpfen und sie dafür beleidigen, das sei aber die sicherste Variante an den Engstellen.

DVB-Vorstand Lars Seiffert, der regelmäßig auch selbst als Straßenbahnfahrer arbeitet, übte Selbstkritik. „Ich staune über mich selbst, wie schnell ich mich in die unterschiedlichen Rollen einfüge“, sagte Seifert. Dann stören ihn als Radfahrer die Autos, als Fußgänger die Radfahrer, und als Straßenbahner muss er stets mit Fehlern anderer Verkehrsteilnehmer rechnen.

Die Polizei setzt weiter auf ihre Fahrradstreife. Das sind ein Dutzend Beamte, die regelmäßig selbst mit dem Fahrrad unterwegs sind. Unter anderem dort, wo häufig Unfälle mit Radfahrern passieren. Das sind unter anderem der Schlesische Platz und die Antonstraße, der Pirnaische Platz, der Schillerplatz, die Leipziger Straße, die Großenhainer Straße und die Winterbergstraße. Dazu gehören aber auch die Elbbrücken, auf denen Radfahrer häufig auf der falschen Seite den Fluss überqueren.

Außerdem hat der Polizeipräsident noch einen neuen Vorschlag, der für mehr Sicherheit von Radfahrern sorgen könnte. Ähnlich wie bei Motorrädern und Rollern wünscht er sich eine „Lichtpflicht“ für Radfahrer rund um die Uhr.