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Mut zur Mitte

Die Thälmannstraße als Mitte: Das soll die Zentrumsmanagerin entwickeln. Dabei wusste sie selbst nicht, wo es sich befindet.

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© Kristin Richter

Die Ernst-Thälmann-Straße heißt in Heidenau noch immer so. Daran hat sich so richtig auch noch niemand gestört. Schon eher daran, dass Heidenau eigentlich gar kein richtiges Zentrum hat. Zentrumsmanagerin Katrin Geißler soll seit nunmehr drei Jahren dafür sorgen, dass das anders wird. Wie es gelingt, was sie dabei hindert, was ihr hilft und wie es weitergehen soll, verrät sie im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung.

Als Sie vor drei Jahren das erste Mal nach Heidenau kamen, haben Sie das Zentrum gleich gefunden, Frau Geißler?

Ehrlich: nein. Ich habe mir von Kollegen einen Plan geben lassen. Ich kannte Heidenau vom Durchfahren wie die meisten. Wo sollte da das Zentrum sein? Zwischen Müglitz und Süd verdichtet sich ja einiges. Ich habe damals gesagt, man kann Heidenau gut kennen, ohne zu wissen, wo das Zentrum ist. Das sehe ich jetzt natürlich anders.

Heidenau und Zentrum sind zwei Begriffe, die schwer zusammenzubringen sind. Wie viel Zentrum hat Heidenau denn wirklich?

Die beiden Begriffe sind in der Tat noch nicht deckungsgleich, werden es aber immer mehr. Viele versuchen, das Zentrum aufzuwerten. Sei es durch ihre Geschäfte, unsere Veranstaltungen, die Gestaltung. Ich denke, man sieht, es geht voran. Auch dass immer mehr etwas zusammen machen wollen. Ein Beispiel ist die DLRG, die auf uns zukam und uns die Aktion mit den Bad-Eintrittskarten und den Gutscheinen für Geschäfte im Zentrum anbot. Veranstaltungen wie die Vereinsmeile etablieren sich und erfahren immer mehr Zustimmung. Am Ende sagen die Leute, bis nächstes Jahr. Das ist auch ein gutes Zeichen.

Als Sie Ihre Arbeit in Heidenau begannen, sprachen Sie von den speziellen Bedingungen hier. Wie speziell sind sie?

Jede Stadt tickt anders. Heidenau hat die Größe, in der man sich schnell kennt und das Zentrum keine Insel ist. Eigentlich gibt es kurze Wege, die zwischen Süd und Nord sind jedoch in den Köpfen oft noch weiter als tatsächlich. Die Müglitz, die S 172 und die Bahn sind da doch immer trennend.

Geschäfte sind das Herz eines Zentrums. Einige auf der Thälmann- und der Bahnhofstraße haben geschlossen, andere neu geöffnet. Den Herzschlag zu erhöhen, ist schwer. Pirna und Dresden und die großen Märkte sind nah …

Derzeit ist es schwer, den Anfragen zu entsprechen. Oft sind die vorhandenen Angebote zu klein. Im Moment sind die Geschäfte aber auch so weit belegt. Gut ist die Wiederbelebung des ehemaligen Rossmanns, in den Anfang des Jahres eine Kinderärztin und eine Logopädin einziehen. Ich denke, die, die jetzt da sind, bleiben auch auf Dauer, und das Herz schlägt weiter so, ohne Aussetzer oder Infarkt.

Wofür gab es denn Anfragen?

Mode, Änderungsschneiderei, auch der Euronics-Laden sucht ein neues Domizil. Alle Anfragen weiß ich nicht, da viele auch über die privaten Hauseigentümer laufen.

Kinderärztin, Hörgerätezentrum, Apotheke – wird die Ernst-Thälmann-Straße zur Gesundheitsmeile?

Vielleicht ist da ja das Neue. Medizinische Dienstleistungen sind auf jeden Fall gefragt und eine Folge der demografischen Entwicklung. Wenn es sich so ergibt, warum nicht.

Zweiter Schwerpunkt ist die Gestaltung des Zentrums. Ein Ergebnis nach den Windspielen und Hinweisschildern ist das Bodenrelief mit dem Stadtplan und den Kurzbeschreibungen von wichtigen Firmen. 2017 sollen die Berufsbilder auf der Thälmannstraße folgen. Reicht das, um mehr Leute ins Zentrum zu locken?

Das Relief und die Mitmachmodelle reichen nicht, die Geschäfte reichen nicht, die sanierten Häuser reichen nicht, die Veranstaltungen reichen nicht – alles für sich allein reicht nicht, aber zusammen sorgt es dafür, dass das Zentrum stärker wahrgenommen wird.

Wie geht es weiter, wenn Sie in drei Jahren nicht mehr Heidenau managen?

Ich habe keine Sorge und sehe für die Zukunft wenig Probleme, wenn denn baulich im Zentrum noch einiges getan wird.

Woran denken Sie dabei?

Vor allem an die Bahnhofstraße 5/7, das Grundstück gegenüber dem Stadthaus.

Das Gespräch führte Heike Sabel.