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Das Wachberg-Kuriosum

Die Warteliste fürs Bauland im Ottendorfer Wohngebiet war lang. Doch jetzt erlebte die Gemeinde eine Überraschung.

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© Willem gr. Darrelmann

Von Sebastian Kositz

Ottendorf ist ausverkauft! So hieß es bislang. Das letzte freie Grundstück für den Traum vom Eigenheim am Wachberg hatte die Gemeinde bereits vor Monaten verkauft. Seitdem mussten sich die Interessenten im Rathaus vertrösten lassen. Wer auf eines der begehrten Baugrundstücke von der Gemeinde im Wohngebiet Wachberg-Süd geschielt hatte, durfte sich zunächst mit einem Platz auf der Warteliste begnügen. Knapp 50 Interessenten waren zwischenzeitlich dort bereits vermerkt. Inzwischen hat die Kommune am Wachberg immerhin 14 neue Parzellen erschlossen. Die sollten wegen der regen Nachfrage in einer Art Lotterie verlost werden. Doch das ist jetzt plötzlich gar nicht mehr nötig.

Die Mitarbeiter im Rathaus dürften mindestens überrascht gewesen sein, als sich nach dem Anschreiben der Interessenten von der Warteliste kaum mehr Reaktionen zeigten. Lediglich vier angehende Häuslebauer hatten weiterhin ihre Absichten für den Wachberg bekundet, einige sagten ganz ab, die meisten reagierten allerdings gar nicht mehr auf die eigentlich erfreulichen Nachrichten aus Ottendorf.

Rätseln um plötzliches Desinteresse

„Das hat uns schon verwundert“, räumt Thomas Menzel ein, verantwortlich bei der Gemeinde für die Liegenschaften. Warum das Interesse auf einmal so verhalten ausfällt, kann er sich nur schwer erklären. Dass mögliche Interessenten verprellt wurden, nachdem der Gemeinderat in letzter Minute noch einmal den Kaufpreis auf 100 Euro je Quadratmeter hochgeschraubt hatte, hält Thomas Menzel allerdings für wenig wahrscheinlich. Denn die verbliebenen Interessenten hätten mit dem Aufpreis für das Bauland kein Problem gehabt. Doch was steckt stattdessen hinter der so plötzlich vermeintlich abgekühlten Nachfrage?

Tatsächlich hatte sich die Gemeinde mangels der entsprechenden Finanzen mit der Erschließung neuer Parzellen viel Zeit gelassen. Weil es das Budget nicht hergab, wurden im vergangenen Jahr erst gar keine neuen Grundstücke am Wachberg erschlossen, welche die schon damals hohe Nachfrage hätte befriedigen können. Offenkundig hatten die meisten Wartenden einfach keine Geduld mehr und sind stattdessen anderswo fündig geworden.

Sorgen bereitet die aktuelle Situation Thomas Menzel allerdings nicht. Dass die Gemeinde jetzt auf ihren Parzellen am Wachberg lange sitzenbleiben wird, ist eher unwahrscheinlich. Neben den vier vorliegenden Zusagen war ein weiteres Grundstück in dem nun neu erschlossenen Areal bereits seit Längerem vertraglich reserviert. Und auch die übrigen neun Parzellen dürften schon bald dankbare Abnehmer finden, wie auch Experten aus der Immobilienbranche überzeugt sind.

Preise in Ottendorf vergleichsweise moderat

„Das große Interesse an Bauland im nördlichen Umland von Dresden hält unvermittelt an“, sagt Makler Steffen Koch. In den von privater Hand erschlossenen neuen Wohngebieten in der Großgemeinde an der Frankenfurt in Ottendorf und an der Bärnsdorfer Straße in Medingen seien die Bauflächen bereits so gut wie alle verkauft. Die lagen zwar im Preis einige Euro unter den Grundstücken am Wachberg. Doch auch 100 Euro je Quadratmeter sind nach Aussage von Steffen Koch noch vergleichsweise moderat zu anderen Ecken in der Region. In Klotzsche müssen angehende Hausbesitzer teilweise das doppelte zahlen, auch in Radeberg oder Langebrück wird kräftiger hingelangt. Für Familien mit einem Durchschnittseinkommen blieben Gebiete wie in Ottendorf oft erste Wahl.

„Wir haben inzwischen schon wieder eine Reihe von neuen Anfragen“, erklärt Thomas Menzel. Auch das belegt, dass der Wachberg alles andere als abgeschrieben ist. Viele Eigenheime werden dort vorerst dennoch nicht mehr hinzukommen können. Denn neben den nun auf den Markt gebrachten Grundstücken verbleibt im Planungsgebiet nur noch ein vergleichsweise kleiner Zipfel für weitere Erschließungen. Wann dort die neuen Parzellen entstehen, ist aber noch offen und auch wieder abhängig vom Haushalt für das kommende Jahr. Für den Fall, dass der Wachberg dann „voll“ ist, hat die Gemeinde aber schon neue Pläne. Derzeit ist das Rathaus bereits dran, die ersten Weichen für neue Eigenheimstandorte am oberen Ende des Hanges zu stellen.