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Das verlassene Gorbitzer Einkaufszentrum

Das Kess-Center hat seine besten Zeiten hinter sich. Unvermietete Läden und wenige Kunden prägen das Bild.

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© Christian Juppe

Von Laura Catoni

Einkaufsgalerien schießen wie Pilze aus dem Boden. Jedoch wird nicht jede zur Erfolgsgeschichte. Das Kess-Center am Amalie-Dietrich-Platz versucht sein Glück seit 1995. Nun ist fragwürdig, wie lange noch. Im Erdgeschoss herrscht zwischen Ladenbesitzern Kommen und Gehen. Zwar sind dort derzeit alle Räume besetzt. In der oberen Etage stehen allerdings drei von fünf Läden leer. Das AWG-Modegeschäft ist seit Beginn mit im Haus. Bislang kommen noch genug Kunden in den Laden, so die Filialleiterin Silke Martin. Sie beobachtet jedoch, dass das Kess an manchen Tagen beinahe menschenleer ist. Martin denkt, dies liegt daran, dass es dort keinen Supermarkt mehr gibt. „Früher hatten wir hier einen Konsum. Aber seitdem dieser verschwunden ist, kommt niemand mehr für den täglichen Bedarf her. Und das merken die anderen Läden eben“, sagt sie.

Auch das Fitnessstudio All Inclusive im Obergeschoss ist noch ausreichend besucht. Dank eines festen Kundenstamms rentiert sich das Sportstudio. Und durch Aktionen kommen immer neue Kunden hinzu, sagt Trainer Jörg Dalbert. Er bemerkt jedoch auch, dass das Kess zeitweise menschenleer ist.

Derzeit teilt sich das Fitnessstudio die obere Etage mit dem Nagelstudio von Natalia Schreiok. Sie zog erst im Mai in den größeren Laden nebenan. Die alten Räume stehen seitdem leer. Schreiok ist mit ihrem Studio seit drei Jahren im Kess und zufrieden. Sie hat ihre Stammkunden und der Umsatz wird jeden Monat besser. Jedoch merkt auch die Geschäftsfrau, dass in der Galerie nichts los ist. Über die Jahre bekam sie mit, wie einige Ladenbesitzer aufgegeben haben.

Ein Geschäft, das erst vor Kurzem im Kess seine Türen geöffnet hat, ist der Antik-Möbel-Verkauf im Erdgeschoss. Da große Räume und eine dennoch günstige Miete Voraussetzung waren, verschlug es die Antikhändler ins Kess. Angela Beyer ist zwar mit dem Kundenzulauf zufrieden. „Es könnte jedoch besser sein“, sagt die Verkäuferin. „Aber da unsere Kunden meist gezielt vorbeikommen, sind wir zum Glück nicht abhängig von der Laufkundschaft.“

Die leer stehenden Räume und der häufige Ladenwechsel schrecken jedoch viele Kunden ab. Sebastian Woßlick kommt zwar aus Gorbitz, setzt jedoch so gut wie nie einen Fuß ins Kess. „Heute muss ich nur etwas umtauschen für meine Frau.“ Ansonsten geht er immer ins Einkaufscenter Sachsenforum in seinem Stadtteil. „Hier ist ja nichts los“, sagt er.

Eine Passantin aus Cotta sieht das ganz ähnlich. Wenn sie mal vorbeikommt, dann nur, um zu sehen, ob es wieder einen neuen Laden gibt. „Ansonsten ist das hier ja nicht der Renner“, sagt die junge Frau. Auch Waldemar Schirkin kommt nur aus einem Grund ins Kess –  wegen des russischen Supermarkts. Als Landsmann deckt er sich dort ab und an mit heimischen Lebensmitteln ein. „Die restlichen Läden interessieren mich nicht“, sagt der Gorbitzer.

Die Kess-Hausverwaltung versucht alles, die Galerie wieder zu beleben. „Derzeit rentiert sich das Konzept noch. Aber wir wissen nicht, wie lange“, sagt Natalie Klimov vom Mieterservice. „Momentan haben wir 85 Prozent der Ladenfläche verpachtet.“ Demnächst soll ein Lampenhändler ins Obergeschoss einziehen. Für die restlichen Räume wartet Klimov noch auf Interessenten. Durch neue Geschäfte erhofft sich die Hausverwaltung auch neue Kunden. Nun wird sich zeigen, ob dieser Plan aufgehen wird. Nageldesignerin Natalia Schreiok ist skeptisch. „Ich denke, als Dienstleister kann man hier Glück haben. Ich würde hier jedoch niemals ein Geschäft eröffnen“, sagt die Nageldesignerin.