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Das Treffen der Zipfelmützen

Neustadt hat mit Rewe gewettet, 75 Nikoläuse zu versammeln. Viele kamen – aber waren es auch genug?

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© Steffen Unger

Von Carina Brestrich

Neustadt. Mädchenhaft mit Puppenwagen, russisch mit Schapka, lässig mit Sonnenbrille oder klassisch mit Rauschebart: Der Nikolaus hat viele Gesichter. Aber sind es tatsächlich auch mindestens 75? Unzählige rot-weiße Mützen tummeln sich am Sonnabend wenige Minute vor 11 Uhr auf dem Parkplatz des Rewe-Supermarkts an der Maxim-Gorki-Straße in Neustadt. Aus den Lautsprecher-Boxen schallen altbekannte Weihnachtshits und in so mancher Hand dampft der erste Glühwein. Schnell huscht noch eine Mutti mit Mini-Santa an der Hand unter dem Absperrband hindurch. Jeder Nikolaus zählt an diesem Tag.

Niklas und Papa Maik Berge wollten ihren Nikolaus unterstützen.
Niklas und Papa Maik Berge wollten ihren Nikolaus unterstützen. © Steffen Unger

Der Grund für das ungewöhnliche Zipfelmützen-Treffen ist eine Wette: Rewe wettet gegen Neustadt, dass die Stadt es nicht schafft, bis 11 Uhr mindestens 75 Nikoläuse auf dem Parkplatz zu versammeln und gemeinsam „O Tannenbaum“ zu singen. Tut sie es doch, winkt dem Fitness- und Aerobicverein Neustadt/Sachsen 93 eine Spende von 500 Euro. Der Verein ist erst wenige Jahre alt, zählt rund hundert Mitglieder, der Großteil sind Kinder und Jugendliche. Für sie stehen gerade jetzt in der Weihnachtszeit, viele Tanzauftritte an. Auch für Kostüme, Turniere und Fitnessgeräte wäre der Wetteinsatz hilfreich, sagt Vereinsvorsitzende Sheila Peters. In den vergangenen Tagen haben sie und die anderen Mitglieder ordentlich die Werbetrommel gerührt. Aber auch gut genug?

„Neustadt hält zusammen“

„Natürlich schafft es Neustadt nicht“, sagt Marktmanagerin Kathrin Bräuer ins Mikro – mit einem unübersehbaren Augenzwinkern. Dann beginnt sie, jeden Einzelnen durchzuzählen. Sie selbst hatte in den zurückliegenden Tagen noch Stammkunden angerufen und sie gebeten, zum Einkauf am Sonnabend eine Nikolausmütze aufzusetzen, erzählt sie. Viel mehr braucht es an diesem Tag auch nicht, um als Nikolaus durchzugehen. Da werden selbst Frau Holle und der kleine Engel mitgezählt, die sich unter die Nikoläuse gemogelt haben: „Im Vordergrund steht doch der Spaß und die gute Sache“, sagt Kathrin Bräuer.

Wegen der guten Sache ist auch Familie Berge da. Söhnchen Niklas ist wie viele der Nikoläuse, die sich versammelt haben, Mitglied im Fitness- und Aerobicverein. Der Fünfjährige schiebt sich die viel zu große Nikolausmütze aus dem Gesicht und ist schon mächtig aufgeregt. „Der Verein ist sehr rührig“, sagt Papa Maik Berge. Für ihn und für den Rest der Familie sei es deshalb selbstverständlich, an diesem Tag die rot-weiße Mütze aufzusetzen. Dass sich in Neustadt genug Nikoläuse finden, davon ist die Familie überzeugt. „Neustadt hält zusammen“, sagt Mutter Christin Berge.

Die Neustädter haben gewonnen

Und tatsächlich: Wenige Minuten später verkündet Kathrin Bräuer das Ergebnis: 103 Nikoläuse hat sie gezählt. Die erste Strophe von „O Tannenbaum“ können anschließend auch alle mitträllern. Die Zuschauer applaudieren.

Beruhigt die Nikolausmütze wieder abnehmen, kann jetzt auch Matthias Mews (CDU). Der zweite stellvertretende Bürgermeister freut sich über den Zusammenhalt der Neustädter. „Wir haben hier mehr als 100 Vereine. Jedes Jahr unterstützt die Stadt sie mit mehr als 100 000 Euro“, sagt er. Da sind die 500 Euro willkommen. „Thomas Gottschalk wusste schon, warum er nicht nach Neustadt kommt“, sagt Mews. „Hier gibt es keine Wetten zu gewinnen.“