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Das Spiel mit den Mieterhöhungen

Laut neuestem Mietspiegel sind die Wohnkosten gestiegen. Immobilienunternehmen können nun mehr Geld verdienen – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.

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© Sven Ellger, Montage: SZ-Bildstelle

Von Tobias Winzer

Dresden wächst, und die Wohnungen werden knapp. Eine Folge dieser Entwicklung lässt sich im Dresdner Mietspiegel nachlesen, den die Stadtverwaltung gestern präsentiert hat: Die Mieten sind in den vergangenen beiden Jahren um fünf Prozent gestiegen. Welche Folgen hat der neue Mietspiegel?

Wo in Dresden ist das Wohnen am teuersten?

In Blasewitz und Loschwitz werden im Durchschnitt 8,06 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete gezahlt. Auch Niederpoyritz, Hosterwitz, Pillnitz, der Wilde Mann oder die Radeberger Vorstadt gehören zu den teureren Wohnlagen. Am tiefsten in die Tasche greifen müssen Wohnungssuchende dabei für Wohnungen, die vor 1918 oder nach 1990 gebaut wurden. Am vergleichsweise günstigsten ist das Wohnen in Gorbitz und Prohlis mit einer Durchschnittsmiete von 3,59 pro Quadratmeter.

Für die Berechnung der Miethöhen werden Daten aus den vergangenen vier Jahren herangezogen. Derzeit müssen Neu-Mieter zum Teil deutlich mehr zahlen.

Welchen Einfluss hat der Mietspiegel auf die Mietpreise?

Wenn der Vermieter die Miete erhöhen will, muss er sich an der Spanne orientieren, die im Mietspiegel als ortsüblich dargestellt ist. Für eine gutgelegene Gründerzeitwohnung mit luxuriöser Ausstattung können laut neuem Mietspiegel nun zum Beispiel bis zu 8,06 Euro pro Quadratmeter verlangt werden. Für eine mittelmäßig ausgestattete Plattenbauwohnung sind bis zu 6,50 Euro möglich. Der Vermieter einer solchen Wohnung hat nun die Möglichkeit, die Mieten zu erhöhen.

Die Geschäftsführerin des Mietervereins Petra Becker geht davon aus, dass „dieser oder jener Vermieter davon Gebrauch machen wird“. Nach dem letzten Mietspiegel vor zwei Jahren habe es bei ihr sechs Monate lang doppelt so viele Beratungsgespräche wegen geplanter Mieterhöhungen gegeben als sonst. Exakte Zahlen, auf wie viele Mieter nun höhere Wohnkosten zukommen, gibt es nicht.

Wann kann der Vermieter die Miete erhöhen?

Der Vermieter darf die Miete nicht in jedem Fall an den Mietspiegel, der für die nächsten zwei Jahre gültig ist, anpassen. So muss der Einzug in die neue Wohnung mindestens ein Jahr her sein. Außerdem muss die letzte Mieterhöhung mindestens 15 Monate zurückliegen – sofern es keine Modernisierungen in der Wohnung gab. Zudem darf die Mieterhöhung nicht größer als 20 Prozent im Vergleich zum Mietpreis vor drei Jahren sein.

Hat der Mietspiegel auch Einfluss auf neue Mietverträge?

Nein, bisher darf die Miete beliebig hoch sein, wenn ein neuer Mietvertrag vereinbart wird. Künftig könnte sich das ändern. Die Bundesregierung hat im Herbst einen Plan für eine Mietpreisbremse vorgelegt. Diese soll im ersten Halbjahr 2015 in Kraft treten. Demnach könnten die Mieten bei Neuverträgen nur noch zehn Prozent über der im Mietspiegel benannten ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Ausgeschlossen sind allerdings Neubauten.

Eine zweite Mietpreisbremse ist schon in Kraft getreten. Bestandsmieten sollen demnach in besonders angespannten Wohnungsmärkten nur noch um 15 statt um 20 Prozent innerhalb von drei Jahren steigen dürfen. Ob diese Regelung auch für Dresden gilt, entscheidet der Freistaat voraussichtlich im kommenden Jahr. Noch im Dezember wird das Rathaus einen entsprechenden Antrag stellen. Der Stadtrat hatte dies im Frühjahr gefordert.

Wo ist der neue Mietspiegel erhältlich?

Die Mietspiegelbroschüre ist ab Januar in allen Rathäusern, Ortsämtern, Ortschaften, Bürgerbüros und beim Dresdner Mieterverein für zwei Euro zu haben. Im Internet steht die Mietspiegeltabelle kostenlos unter www.dresden.de/mietspiegel schon ab 1. Dezember bereit.

Wer die angemessene Miete für seine Wohnung herausfinden will, muss sich allerdings durch eine recht komplizierte Tabelle kämpfen. Andere Städte, wie zum Beispiel Berlin, haben im Internet einen Online-Mietspiegel geschaltet, mit dem man Schritt für Schritt zur ortsüblichen Vergleichsmiete gelangt. Die Stadt hat sich bislang aus Kostengründen dagegen entschieden.