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Das Schauspiel-Talent des Dynamo-Torjägers

Justin Eilers überrascht die Fans in einer neuen Rolle. Über seine Zukunft schweigt er dagegen weiter – bis der Aufstieg sicher ist.

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© Henry Buschmann

Von Sven Geisler

Wenn einem Fußballer nachgesagt wird, er habe schauspielerisches Talent, ist das selten nett gemeint. Im Fall von Justin Eilers aber gilt das als Kompliment; spätestens seit dieser Woche. Denn der Torjäger hatte Premiere im Theater. Mit seiner Gastrolle im Stück „Dynaaamo!“ überraschte er das Publikum genauso wie die Darsteller. Die sind Laienschauspieler wie er, zwischen sechs und 54 Jahre alt, Regisseur Jan Gehler hat ihre schwarz-gelbe Leidenschaft bühnenreif inszeniert.

Vorbesprechung in der Maske: Moderatorin Stephanie Müller-Spirra schminkt Eilers vor seinem Auftritt im Staatsschauspiel, den der MDR eingefädelt hat. Der Beitrag wird Ende Februar im Fernsehen gezeigt.
Vorbesprechung in der Maske: Moderatorin Stephanie Müller-Spirra schminkt Eilers vor seinem Auftritt im Staatsschauspiel, den der MDR eingefädelt hat. Der Beitrag wird Ende Februar im Fernsehen gezeigt. © Henry Buschmann

Wie sich Eilers in das Ensemble eingefügt hat, zeigt der MDR am 26. und 27. Februar in den Sendungen „Hier ab zwei“ und „Sport im Osten extra“. Der Stürmer selbst ist überzeugt, auch auf der für ihn ungewohnten Bühne treffsicher agiert zu haben. Wie auf dem Rasen. Denn, das gibt er offen zu, auch dort sei ein gewisses Maß an Schauspielerei gefragt, und als er merkt, wie ihm das ausgelegt werden könnte, erklärt er eilig: „Nicht unbedingt nur beim Foulspiel, sondern bei Freistoß- oder Eckball-Varianten.“ Logisch.

Wobei Eilers im Hauptberuf höchstens manchmal etwas vorspielt, viel lieber bringt der 27-Jährige seine Auftritte zum perfekten Abschluss; egal ob mit rechts, links oder per Kopf – Hauptsache, der Ball ist drin. 15-mal hat er schon getroffen, aber eben noch nicht im neuen Jahr.

So sehr er es zuletzt gegen Mainz auch versuchte, es sollte nicht sein. Das ist noch lange keine Flaute und noch weiter weg von einer Krise und trotzdem irgendwie ein Thema. Dynamos Pressesprecher Henry Buschmann spricht ihn jedenfalls in der Pressekonferenz vor dem Spiel am Sonntag in Halle direkt darauf an, meint, er habe gegen Mainz viel für die Mannschaft gearbeitet. Eine neue Qualität? Eilers nehme das als Kompliment, sagt er, scheint mit dieser Einschätzung aber nicht glücklich zu sein und reagiert ein wenig schnippisch: „Ich denke schon, dass ich physisch so stark bin, 90 Minuten laufen zu können.“

Sonst sagt er, was in solchen Fällen zu sagen ist, also dass ihm der mannschaftliche Erfolg wichtiger ist als die persönliche Trefferquote. Das ist artig formuliert, aber bestenfalls die halbe Wahrheit, denn am liebsten trifft der beste Torjäger der 3. Liga natürlich selbst. Und das ist gut so, weil er nur deshalb so gut ist. Uwe Neuhaus macht sich jedenfalls keine Sorgen, weil sein treffsicherster Spieler 2016 bisher torlos geblieben ist. „Wie alt ist das Jahr?“, fragt der Trainer und bringt den Nachsatz mit der Kirche im Dorf. „Mir sind andere Dinge wichtig, nämlich dass er sich nicht selbst bemitleidet, auf dem Platz nur noch rumsteht und darauf wartet, ob ihm der Ball vor die Füße fällt, damit er ihn über die Linie drücken kann.“ Das komme von allein, wenn er weiter arbeitet. „Er braucht sich keinen Kopf zu machen.“

Macht er auch nicht – „Das wäre Schwachsinn!“ –, würde aber lügen, wenn er behauptet, er denke nicht daran. „Ich will in jedem Spiel treffen, aber das geht nun mal nicht“, meint Eilers. „Irgendwann wird das Ding auch wieder reingehen.“ Damit ist das Thema, das eigentlich keins ist, auch hinreichend diskutiert. Für den Moment jedenfalls. Doch die nächste Frage ist ihm mindestens genauso lästig, nämlich die nach seiner Zukunft. Tausendmal gestellt, tausendmal ausgewichen. Auf Eis liege die Sache nicht, sagt Eilers am Freitag. „Es werden Gespräche geführt“, aber: „Ich kann dazu nichts Neues sagen.“ Und das wolle er so beibehalten, bis das Ziel erreicht ist, das „oberste Priorität“ habe. Die Nachfrage muss erlaubt sein: Heißt das, Sie bleiben definitiv in Dresden, wenn Dynamo den Aufstieg perfekt macht? „Wir haben am Sonntag ein wichtiges Spiel in Halle, darauf liegt unser Augenmerk.“

Und in dem möchte Eilers wieder eine Hauptrolle spielen, ganz ohne schauspielerische Einlagen, aber mit dem Selbstbewusstsein eines Schauspieltalents. „Ich bin der Meinung, dass ich es souverän gemacht habe“, bewertet er selbst seinen kurzen Auftritt im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden. Der sei „eine tolle Erfahrung, ein schönes Erlebnis“ gewesen. Zwar spielte der Angreifer dort vor weniger Zuschauern als im Stadion, „aber die Anspannung war schon sehr groß“.

Das Stück über das emotionale Auf und Ab der SGD hatte am 13. September 2015 Premiere und war seitdem meist ausverkauft. In den nächsten Vorstellungen muss „Dynaaamo!“ allerdings wieder ohne den „Fußballgott“ auskommen, was Darsteller wie Fans sicher verschmerzen können. Solange er weiter für Dynamo spielt – und am besten selber trifft.

Über den Einsatz von Pascal Testroet (Entzündung im Fuß) und Marvin Stefaniak (Gehirnerschütterung) wird kurzfristig entschieden.