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Die Handball-Bienen des Rödertals

Der Überraschungsaufsteiger freut sich auf die Bundesliga, die mehr als nur Abenteuer sein soll.

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© Lutz Hentschel

Von Tino Meyer

Rund um Großröhrsdorf und Radeberg haben sie seit dem unerwarteten wie verspäteten Bundesliga-Aufstieg des HC Rödertal ganz andere Themen, doch alle anderen fragen sich: Wer sind eigentlich diese Handballerinnen, die sich Rödertalbienen nennen? Und wo liegt denn das Rödertal überhaupt?

Andreas Zschiedrich, ein stets gut gelaunter Mann, hat dafür sowohl Verständnis als auch ein Lachen parat. „Wir sind natürlich der große Unbekannte, noch dazu geografisch tiefster Osten“, sagt der Präsident des erst 2009 gegründeten Handballvereins, der sich jedoch zumindest in der Branche längst einen Namen gemacht hat mit ehrgeizigen Zielen, einer klaren Strategie sowie guter Nachwuchsarbeit. Da passt die im Sport inzwischen gezielt gesuchte Verbindung ins Tierreich: zu den Bienen.

Die gelten schließlich als besonders fleißig, wissen sich aber auch zu wehren und im Ernstfall zuzustechen – also so wie die Rödertalbienen. Als sich die Aufstiegschance ergeben hat, waren sie da, wenn auch erst im zweiten Anlauf. Als Zweitliga-Dritter sportlich qualifiziert, hatte der Verein im Mai noch auf den Aufstieg verzichtet. „Wir wollten zwar, aber kein finanzielles Risiko eingehen. Das haben wir immer gesagt“, erklärt Zschiedrich.

Dass sein HC Rödertal nun trotzdem erstklassig spielt, liegt vor allem an der sich seit Monaten schon abzeichnenden und doch erst seit zwei Wochen feststehenden Insolvenz des HC Leipzig. Dadurch entstand eine ungeahnte Aufbruchsstimmung verbunden mit der Etat-Erhöhung durch den Hauptsponsor, was wiederum Sogwirkung hatte. Auch andere Partner erweiterten ihre Unterstützung, neue Sponsoren kamen dazu. Immerhin ist durch den Aufstieg ein plötzlicher Mehraufwand von rund 100 000 Euro zu bewältigen.

Insgesamt bis zu 400 000 Euro lässt sich der Verein die erste Liga kosten, die jedoch weder finanziell noch sportlich ein Abenteuer werden soll. „Der Etat ist abgesichert“, betont Zschiedrich. Und auch die Personalplanungen sind nun abgeschlossen – was ebenfalls mit dem HC Leipzig zusammenhängt.

Fünf Spielerinnen des insolventen Rekordmeisters wechselten nach dem Lizenzentzug ins Rödertal, darunter die österreichische Nationalspielerin Tamara Bösch. Darüber hinaus verpflichtete man sechs weitere Neuzugänge, an diesem Samstag abschließend noch die Zwillinge Stefanie und Jaqueline Hummel vom bisherigen Ligakonkurrenten Halle. Neu ist schließlich auch der Trainer. Karsten Knöfler, früher Trainer in Zwickau und zuletzt in Eisenach tätig, steht jetzt vor der Aufgabe, in sechs Wochen Vorbereitung eine Mannschaft zu formen, die dann Anfang September auch noch mit zwei Auswärtsspielen beim Dritt- und Viertplatzierten des Vorjahres in die Saison startet.

Spielkultur, taktische Ausrichtung, Angriffs- und Abwehrsysteme – de facto muss alles angepasst werden. „Das ist unsere größte Herausforderung“, sagt Zschiedrich und ist dennoch zuversichtlich: „Wir haben uns gut verstärkt, auch wenn uns im Vergleich zu den anderen Teams im Rückraum eine Spielerin von 1,90 Meter Größe fehlt. Doch das werden wir mit spielerischen Mitteln ausgleichen.“ Die Rolle des Außenseiters – genau darin liege die Chance, meint auch der Trainer. Das Ziel ist dennoch allein der Klassenerhalt. „Da gibt es kein Hängenlassen, da sind Kämpferqualitäten gefragt“, betont Knöfler.

Auf die Unterstützung des Publikums können sich die Rödertalbienen auf jeden Fall verlassen. Mit tausend Zuschauern wird das erste Heimspiel am 23. September restlos ausverkauft sein.

Der Gegner ist dann Bad Wildungen. Wo liegt das eigentlich?