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Das Prinzenpaar aus dem Tresor

Die neuen närrischen Hoheiten des RCC hatte bei den üblichen Spekulationen vor der Krönung niemand auf der Liste. Zumindest diesmal nicht.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Radeburg. Kaum ein anderes Geheimnis wird in der Zille-Stadt so gut gehütet, wie die Personalie des Prinzenpaares vor dessen Krönung zur ersten Prunksitzung. Weder mit Geld noch Mühe wird gespart, um ein vorzeitiges Enttarnen zu verhindern. Mächtig gewaltig, Olaf!

Dass Präsident Olaf Häßlich einmal ganz auf Nummer sicher gehen würde und die närrischen Hoheiten in einen Tresor steckt, war da nur eine Frage der Zeit. Am Sonntagnachmittag war diese nun gekommen. Unter den gespannten Blicken von rund 300 Augenpaaren entstiegen im Hirsch-Saal Bea und Sandro Pohle dem Franz Jäger auf der Bühne.

„Wir waren total aufgeregt, denn wir wussten ja nicht, wie es läuft“, erzählen die beiden Wahl-Radeburger im Gespräch mit der SZ. Denn obwohl Bea I. und Sandro I. in den vergangenen Jahren regelmäßig mit dem RCC gefeiert haben – „bei einer Prunksitzung waren wir noch nie “, gesteht die 33-Jährige. Da war es gut, dass Mime Rainer König – Ehrenmitglied und Haus- und Hof-Clown der Radeburger Karnevalisten – mit den beiden bis kurz vor der Öffnung im Geldschrank stand. „Er hat uns etwas aufgelockert“, ergänzt der Prinz.

Ihre Antrittrede ans närrische Volk hielten die beiden abwechselnd gemeinsam. Und damit wirklich nichts schiefgeht, „haben wir beide den gesamten Text auswendig gelernt“, sagt Bea. So hätte einer für den anderen einspringen können, wenn es notwendig gewesen wäre. War es aber nicht. Und so konnten Ex-Großthiemigerin und der Ex-Tauschaer schließlich die Veranstaltung dann doch noch ganz entspannt genießen.

Das Geheimnis ihrer kommenden Regentschaft mussten die beiden übrigens schon seit der vergangenen Saison mit sich herumtragen. Da hatte sie der RCC-Präsident, dem in Radeburg die geheime Auswahl zukommt, bereits angesprochen. „Allerdings hat uns diesmal kein Einziger darauf angesprochen, sodass es leicht war, die Sache für uns zu behalten“, erzählt der Prinz, der von Beruf Straßenbauer ist. Vor der vergangenen Saison sei das anders gewesen. Da hatten einige Freunde die beiden auf ihrer Kandidatenliste des möglichen Prinzenpaars gehabt.

Nach einer Bedenkzeit sagten sie schließlich zu. „Auch wenn es sicher nicht so einfach wird, alles unter einen Hut zu bringen“, sagt die Prinzessin, die in Radeburg bei Selgros arbeitet. „Aber so haben wir etwas, was wir den Enkeln erzählen können“, ergänzt Bea.

Ihre mit am Tisch sitzende Tochter Celine kommentiert das mit einem freundlichen „Langsam!“. Wie der neunjährige Sohn von Sandro als Kindergarten-Narrenpolizist kann auch die 18-Jährige – im Gegensatz zum Prinzenpaar – schon auf eine Karriere beim Radeburger Carnevals Club verweisen. Sie hat in der Schülergarde getanzt und wechselte dann sogar zur richtigen Garde. „Dort wird viel und hart trainiert.“ Eine Verletzung und ihr Job als Altenpflegerin waren für die junge Frau schließlich der Grund, zu den Funken in Ottendorf-Okrilla zu wechseln.

Die 18-Jährige hatte übrigens schon gut zwei Wochen vor der Krönung etwas geahnt. „Mama war so aufgeregt und hat auch alle meine Termine in Ottendorf abgefragt“, erzählt das Gardemädel. Schließlich standen alle Radeburger Faschingstermine fein säuberlich im Kalender. Ein kleiner Schmuckkarton im Bad mit roten Ohringen war dann ein weiteres Indiz. „Da musste ich nur noch eins und eins zusammenzählen“, sagt Celine und lächelt. „Ich habe dann den Livestream geguckt und noch vor dem Öffnen der Tür eine Nachricht mit Glückwünschen geschickt.“

Diese gab es für das neue Prinzenpaar auch von vielen Leuten im Saal. Und ein Angebot und eine Nachfrage haben die Frischgekrönten auch schon bekommen. „Die Siegergruppe des Vorjahres will unseren Umzugswagen bauen“, sagt Sandro. „Und die Garde möchte mit uns gern einen gemeinsamen Tanz einstudieren“, ergänzt Bea. Hilfe haben auch viele aus dem Verein und Ex-Prinzenpaare versprochen. Das der 59. Saison wohnt gleich neben dem „Giraffenhaus“ in dem Sandro und Bea sich ihre Wohnung im Dachgeschoss eingerichtet haben. Dass ihnen neben Freunden und dem Gartenhobby vor allem die Familie wichtig ist, sieht man an den vielen Fotos.