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Das Primark-Phänomen

Die Modekette ist vor allem bei Jugendlichen beliebt. Paula Haufe erklärt, wieso sie dafür bis nach Berlin gefahren ist.

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© Christian Juppe

Von Juliane Richter

Lange Warteschlangen und Kreischalarm – bei der Eröffnung einer Primark-Filiale strömen die Teenagermädels herbei. Auch heute werden tausende Leute erwartet, wenn der Primark-Laden in der Centrum-Galerie mit dem Verkauf beginnt. Aber was ist eigentlich das Besondere an der irischen Modekette? Die 17-jährige Paula Haufe erklärt das Phänomen.

Am liebsten trägt Paula Grau, Weiß oder Schwarz. Trotz der gedeckten Farben will sie aber nicht langweilig aussehen. Deshalb sucht sie nach Oberteilen und Jacken, die sich irgendwie abheben. „In Dresden habe ich so was beim Shoppen eigentlich überhaupt nicht gefunden“, sagt sie. Seit 2012 fährt die Gymnasiastin deshalb zwei- bis dreimal im Jahr mit ihren Freundinnen nach Berlin. Ein Ziel des Mädelsausflugs: die Primark-Filiale im Schloss-Straßen-Center in Steglitz.

Schon vorab ist stets klar, dass dieser Ausflug auch anstrengend wird. Etwa drei Stunden brauchen die Freundinnen, um das breite Angebot genau unter die Lupe zu nehmen. Der Laden sei in jeglicher Hinsicht voll. Voller Klamotten und voller Menschen. Viele wühlen in Bergen von Sachen, um die richtige Größe zu finden. Für die Umkleidekabinen muss man manchmal eine halbe Stunde lang anstehen. „Das Ambiente entspricht seiner Preisklasse“, sagt Paula Haufe trocken. Und doch geht sie gern zu Primark und freut sich entsprechend auch auf die Eröffnung. Wenn sich nach einigen Tagen der Ansturm gelegt hat, will sie die neue Filiale erkunden. „Bisher hatte Primark immer ein paar besondere Sachen.“ Ihr liebstes Stück ist eine dünne, schwarze Jacke. Asymmetrisch geschnitten und mit Spitze versehen.

Auch ein graues Kleid mit Nieten an den Schultern hat es ihr angetan. Und ihre Lieblingsohrringe sind ebenfalls von Primark: glitzernde Leopardenköpfe. Mit der Qualität ist sie zufrieden. Die Sachen würden genauso lange halten wie die von H&M oder anderen Filialisten. Nur die beigefarbenen Halbschuhe mit den hohen Keilabsätzen haben schon nach etwa einem halben Jahr deutliche Gebrauchsspuren. „Aber das nimmt man für den Preis dann auch in Kauf“, sagt Paula. Maximal 20 Euro hätten die Schuhe gekostet.

Der Preis ist für die Schülerin das Hauptargument, wieso sie bei Primark shoppt. Die Alltagssachen bezahlt sie von ihrem Taschengeld. Darüber hinaus braucht sie häufig Sportsachen, weil sie Hip-Hop tanzt. „Wenn unsere Gruppe für einen Auftritt neue Kostüme braucht, wollen wir nicht jedes Mal die Eltern um viel Geld bitten“, erklärt sie. Deshalb kauft die Tanzgruppe lieber einheitliche Outfits für wenig Geld bei Primark.

Und auch sonst findet sie dort alles, was sie für ihr Tanztraining braucht. Weite Hosen und Shirts in dieser großen Auswahl für so wenig Geld habe sie bisher noch nirgendwo sonst gefunden. „Wenn wir nach Berlin gefahren sind, habe ich schon manchmal zehn bis 15 Teile eingekauft“, erzählt sie. Wie Paula Haufe kaufen auch andere Mädchen und junge Frauen gern bei Primark ein. Nadin Krahmer ist vor einem Jahr von Berlin nach Dresden gezogen und kennt Primark aus der Hauptstadt. Die 26-Jährige meint, dass alles teurer wird – aber bei Primark müsse man einmal nicht aufs Geld achten. „Ich fühle mich gut dabei, mit zwei vollen Tüten den Laden zu verlassen und dem Wissen, dafür nur 50 Euro gezahlt zu haben“, sagt sie. Eine andere junge Frau, die sich bei Facebook als Primark-Fan geoutet hat, sieht weitere Vorteile: Auch für Leute, „die wie ich mehr auf den Rippen haben“, sei immer etwas dabei.

Doch Primark hat nicht nur Fans, sondern auch Gegner, die nichts von allzu billiger Kleidung halten. Zur heutigen Eröffnung wollen sie genauso zur Centrum-Galerie kommen und mit einem Repair-Café und einem Kleidertausch alternativen zur Massen-Billig-Mode bieten.