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Das Paul Rackwitz kehrt zurück

In Plauen haben die Besitzer der Kultkneipe nichts Passendes gefunden. Nun starten sie am Großen Garten neu.

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© René Meinig

Von Juliane Richter

Wehmütig haben die Gastronomenbrüder Ralph und Rastislav Krause das Inventar des „Paul Rackwitz“ im Sommer 2015 eingelagert. Nach 20 Jahren mussten sie die Kultkneipe am Plauenschen Ring schließen, weil sie die gestiegene Miete nicht mehr aufbringen konnten und wollten. Das Rackwitz hatte durch die Unterteilung in drei Ebenen, seine Holztische und -tresen einen rustikalen und dadurch gemütlichen Charme. „Wir haben seitdem in Plauen etwas Ähnliches gesucht und zum Beispiel auf eine alte Werkstatt gehofft“, sagt Ralph Krause. Weil sie nicht fündig geworden sind, haben sie umgedacht und wollen ihr Rackwitz nun an anderer Stelle wieder aufleben lassen.

Seit Herbst bauen die beiden Brüder ein altes Häuschen, das im Großen Garten direkt an der Stübelallee steht, um. Das kleine Haus samt neuem Anbau und dem geplanten Biergarten wollen sie „Sommerwirtschaft Drachenwiese“ nennen. Seit einigen Wochen ist für beide klar, dass sie in das Häuschen die alten Möbel aus dem „Paul Rackwitz“ einbauen. Auch bekannte Gestaltungselemente wie die historischen Emaille-Schilder sollen dort wieder einen Platz finden. Als Hauptbrauerei greifen sie wie damals auf Staropramen und dessen spezielle Granat-Biersorte zurück. „Wir hatten viele Sportgruppen, die nach dem Training nur deshalb ins Rackwitz gekommen sind“, sagt Krause.

Das Konzept soll am Ende, samt Ornamentfliesen auf dem Fußboden, ganz „charmant und familiär“ werden. Das ergibt sich teilweise schon durch die Platzverhältnisse. Das historische Häuschen, das vermutlich im 18. Jahrhundert errichtet wurde, bietet im Erdgeschoss nur Platz für eine lange Tafel mit rund 30 Stühlen. Dieser Raum kann Sommer wie Winter für private Feiern gemietet werden. Die ersten Reservierungen gibt es schon.

Die obere Etage ist noch kleiner und wird allein für Personalräume genutzt. Weil die Brüder den alten Charme des Hauses erhalten wollen, sanieren sie es so originalgetreu wie möglich. Im alten Dachstuhl hatten sich die Holzwürmer derart ausgetobt, dass er fast zur Hälfte ausgetauscht werden musste. Die neuen, sichtbaren Balken wurden deshalb genauso zugeschnitten wie einst die Originalteile. In der vergangenen Woche haben Handwerker nun die zweite Schicht Putz aufgetragen. Noch eine dritte soll folgen. Dazwischen müssen Ruhe- und Trockenzeiten eingehalten werden. „Allein für den Putz brauchen wir fast vier Wochen. Bei einem Neubau werden modernere Verfahren verwendet, da läuft das natürlich viel schneller“, sagt Krause.

Gemeinsam mit seinem Bruder investiert er rund 250 000 Euro in die Sanierung. Noch einmal so viel Geld hat der kleine flache Anbau gekostet, der in den vergangenen Monaten entstanden ist. Hier soll die Küche samt Ausgabe zum Biergarten integriert werden, weil dafür der Platz im Häuschen fehlt. Fast täglich ist Rastislav Krause auf der Baustelle. „Mein Bruder hat ein grenzenlos technisches Verständnis“, sagt Ralph Krause und weiß um diese Vorzüge. Seit mehr als 20 Jahren machen die beiden Gastronomie in Dresden. So betreiben sie auch das Blumenau in der Neustadt, das Rauschenbach und das Grillkollektiv in der Weißen Gasse sowie das L‘Art de Vie im Societätstheater. Ihre Erfahrungen haben gezeigt, besser jede Leitung und jeden Anschluss zu kennen, vor allem, wenn Technikprobleme auftauchen. „Hier im Häuschen muss man auf kleinem Raum besonders kreativ sein“, sagt Ralph Krause. Weil das Projekt doch sehr herausfordernd ist, haben die Chefs den Eröffnungstermin noch einmal verschoben. Statt Mai soll die Sommerwirtschaft nun im Juni eröffnen. Qualität gehe vor Schnelligkeit. Für das neueste Projekt haben beide nun noch etwas mehr Zeit als gedacht. Vor Kurzem mussten sie ihr Café Central am Altmarkt räumen, weil ihnen dort nach rund zehn Jahren gekündigt wurde.