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Das Paradies an der B 115

Das Gasthaus in Haide öffnet wieder. Im „Naturhof“ gibt es vegane Speisen. Doch das ist nicht alles.

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© Hagen Linke

Von Hagen Linke

Weißkeißel. Spricht man eine Weile mit Ela Lindner über den ehemaligen Gasthof „Grüne Tanne“ im Weißkeißeler Ortsteil Haide, fällt auch schon mal das Wort „Paradies“. „Ich habe so was Schönes in der Umgebung noch nie gesehen“, sagt sie. Ela Linder sprüht vor Begeisterung und Ideen und wenn alles gut geht, wird sie hier in ihrem Paradies glücklich.

Ende nächster Woche soll es losgehen. Der Gasthof direkt an der B 115 hatte fast vier Jahre leergestanden, bevor er Ende 2015 als „Restaurace Vaclavs“ öffnete – mit böhmischen und mährischen Speisen und tschechischem Bier. Nach Betreiberwechseln war das Haus seit März geschlossen. Gepachtet hat es nun Elas Mann Steffen, der in der Bautzener Straße in Weißwasser ein Uhren- und Schmuckfachgeschäft führt. Seine Frau wird sich in Haide um das Tagesgeschäft kümmern. Pläne gibt es viele. Und zu tun derzeit reichlich.

Regional und pflanzlich

Eva Lindner bringt einige gastronomische Erfahrungen mit, zuletzt als Servicekraft im Scheunen-Café auf dem Erlichthof in Rietschen. Im Restaurant in Haide war sie zuvor angestellt. In dem größeren der beiden Gasträume bemalte gestern eine junge Frau eine Wand mit Naturmotiven. Daran angelehnt ist auch der Name des Hauses. Gestern fiel nach reiflicher Überlegung die Entscheidung: „Naturhof“ mit dem Zusatz „vegan genießen“. Regionale Speisen werden auf vegane Kost umgestellt. Es gibt also kein Fleisch, keine Eier, keine Milch, dafür viele Salate, viel Rohkost. Die Gäste dürfen auch neugierig sein auf Soljanka mit geräuchertem Paprika und Knoblauch, überbackende Aubergine oder das vegane Eis von der Manufaktur Gruners aus Uhyst.

Zwei Köche, zwei Küchenhilfen, zwei Servicekräfte sollen hier künftig arbeiten. Mit dem Gasthaus allein wird der Betrieb nicht laufen. Im Obergeschoss befinden sich zwei Doppelzimmer mit Bad und Dusche, vier weitere Doppelzimmer gibt es im Nebengebäude. In dessen Erdgeschoss soll ein Hofladen entstehen, in einem ehemaligen Lagerraum oben richtet die gelernte Kosmetikerin ein Schönheits-Studio ein. Man soll sich rundum wohlfühlen.

„Das ist so idyllisch“, sagt sie bei einem Rundgang über das Grundstück. Hier die Scheune, gegenüber die zweistöckige Pension, dahinter die Wiese, wo es schon grünt und blüht. „Hier kommt ein Schild Barfußzone hin“, erzählt Ela Linder, die selbst häufig ohne Schuhe unterwegs ist. „Es ist wichtig, dass wir zur Natur zurückkommen“, sagt sie über ihr Anliegen. Naturbelassene, frische Lebensmittel wird man hier sehen, riechen, anfassen und schmecken können. „Wir kaufen keine Petersilie aus dem Großmarkt.“ Also können Kinder die Tomaten pflücken, die an der Rückseite des Gasthauses wachsen werden. Ein Gurken-Gewächshaus ist geplant. Die Hänge-Erdbeeren warten darauf, in den Boden zu kommen. Pfirsich- und Apfelbäume sind schon gepflanzt, nicht weit davon wächst die Maibeere. In der Barfußzone dürfen Decken ausgerollt und Liegen aufgestellt werden, Wein oder Espresso kommen hier auf Bett-Tabletts zum Gast.

Workshops in der Scheune

Dazu passt die urige Scheune mit Tresen und dem Klavier, an dem zur Eröffnung am Samstag, dem 28. April, Pianist Martin Baldenius Platz nehmen wird. Regelmäßige Klavierabende? Warum nicht! Ela Lindner hat viele Ideen zur Nutzung des Areals. Workshops sind denkbar. Wie macht man Marmelade? Wie baut man sich Gewürze zu Hause an? Wie backt man gesundes Brot? Solche Fragen treiben sie an.

Zu tun gibt es noch reichlich. Viele Freunde helfen. Ein Termin jagt den anderen. Gewerbeamt, Absprache mit dem Koch und auch die Ausschau nach geeigneten Möbelstücken läuft. Zum Beispiel sucht sie noch Unterstützung für die Ausstattung des Biergartens mit Stühlen und Tischen. „Ich weiß, das ist alles viel Arbeit“, sagt Ela Lindner. Wer sie eine Weile begleitet, spürt rasch ihren Enthusiasmus. Und wer einmal so viel Schönes um sich herum hat, will sicher nicht so schnell wieder weg. Über dem Gastraum ist eine Wohnung. „Ich bin im Paradies gelandet“, sagt sie und lacht.

Eröffnung ist am 28. April ab 15 Uhr. Der reguläre Betrieb soll am 1. Mai starten. Kontakt: 0151 10605245