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Das neue Wehr funktioniert

Am Montagnachmittag haben sich die Klappen zum ersten Mal automatisch geöffnet. Die Bauarbeiter bohren jetzt neben einem reißenden Fluss.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Das neue Klappenwehr am Schloßberg hat seine erste Praxisprobe bestanden. Nachdem die Mulde am Montag durch Regen und Tauwetter angestiegen war, hat es wie vorgesehen vollautomatisch den südlichen Muldenarm geflutet, um den nördlichen Flussarm zu entlasten. Ein Problem nur: In der Flutmulde wird zwischen Niederbrücke und Bahnhofstraße gerade an der Hochwasserschutzmauer gebaut. Die Baufirma hat für das Fertigen der Bohrpfahlwand eine Rampe aufgeschüttet, auf der das schwere Bohrgerät arbeitet. Die Rampe engt den Flussquerschnitt etwa um die Hälfte ein. Der Fluss nagte am Dienstag schon etwas an der Basis. Im schlimmsten Falle wird die Rampe komplett weggespült und muss später neu aufgeschüttet werden, sagte Stefan Hain, Projektleiter bei der Landestalsperrenverwaltung. Das ist so vorgesehen, um einen Rückstau zu vermeiden. In den vergangenen zwei Jahren waren die Bauarbeiten selten durch einen höheren Wasserstand behindert worden. Beim allerersten Abschnitt an der Ritterstraße sah das anders aus. Dort hatte die Mulde die Baustraße im Laufe der Bauzeit mehrere Male weggespült.

Vor der Brücke Bahnhofstraße hing eine Schaltafel in der reißenden Strömung, die von den Bauarbeitern mit Gurten gesichert wurde.
Vor der Brücke Bahnhofstraße hing eine Schaltafel in der reißenden Strömung, die von den Bauarbeitern mit Gurten gesichert wurde. © Jens Hoyer
Die aufgeschüttete Rampe in der Flutmulde wurde seit Montagnachmittag von den Fluten umspült. Die Arbeiten an der Bohrpfahlwand gingen am Dienstag trotzdem weiter.
Die aufgeschüttete Rampe in der Flutmulde wurde seit Montagnachmittag von den Fluten umspült. Die Arbeiten an der Bohrpfahlwand gingen am Dienstag trotzdem weiter. © Jens Hoyer

Am Montagnachmittag war die Mulde bis zu dem Pegelstand gestiegen, bei dem das neue Klappenwehr automatisch geöffnet wird. Der Punkt ist erreicht, wenn die Mulde an den Oberkanten der Klappen schwappt – bei genau 169 Meter über dem Meeresspiegel. Die Wasserhöhe wird direkt am Wehr gemessen. Am Montag gegen 16 Uhr war es so weit, sagte Hain. „Das Leitsystem setzt dann einen Warnanruf an die Flussmeisterei ab und an die Firma, die es gebaut hat“, erklärte Hain. Zehn Minuten später warnen ein Blinklicht und ein Horn, dass etwas passiert. Weitere zehn Minuten später senkt sich die linke Wehrklappe um ein Viertel ab und wässert den Flutgraben. Wenn das Wasser weiter steigt, öffnet die rechte Wehrklappe um ein Viertel, danach wieder die linke auf die Hälfte. Am Dienstag gegen 11 Uhr war diese dritte Stufe erreicht.

Die Baufirma war über das Öffnen der Klappen informiert worden, damit sie die Baustelle beräumen konnte. Eine Schaltafel war mit Gurten gesichert und hing direkt vor der Brücke Bahnhofstraße in der Strömung. Wenn das Wasser höher steigt, kann die Sicherung gekappt werden, sagte Hain. „Im schlimmsten Falle sehen wir die nie wieder“, meint er. Die Baufirma hatte die Bohrungen selbst nach dem Fluten der Baustelle nicht eingestellt. Stefan Hain rechnete damit, dass die Mulde wegen des Tauwetters in den Bergen und weiterer Regenfälle weiter steigt. Die Baufirma sei in ständiger Alarmbereitschaft. „Die kommt aus dem Erzgebirge und kennt sich damit aus“, sagte er.

Auch bei Frost würden die Klappen des neuen Wehres einwandfrei öffnen. Dass sie nicht einfrieren können, dafür sorgt eine Heizung in den Stahlwänden, an denen die Klappen entlanggleiten. „Wir haben das kürzlich ausprobiert und mal ein bisschen Wasser weglaufen lassen“, sagte Hain.