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Das nächste Phantomtor

Wieder erhitzen sich Gemüter um die Frage: Tor oder nicht? Dabei gibt es die Technik-Hilfe.

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© dpa

Von Erik Roos

Als die schimpfenden Profis des 1. FC Nürnberg längst verschwunden waren, bot Schiedsrichter Christian Dingert seinen Kritikern die Stirn. „Der Ball muss mit vollem Durchmesser hinter der Linie sein – das war er nicht“, sagte der 33-Jährige mit Nachdruck über die Szene, die den Club mehr noch als der bittere Absturz auf den letzten Platz in Wallungen gebracht hatte. Nicht nur Trainer Gertjan Verbeek maulte wenig diplomatisch: „Der Schiedsrichter hat geschlafen.“

Tor oder kein Tor? Zumindest die Gäste hatten die strittige Situation bei der 1:3-Niederlage gegen Mönchengladbach ganz anders gesehen als der Fifa-Referee. „Klares Tor“, sagte Verbeek über den Ball, der in bester Wembley-Manier von der Unterkante der Latte scheinbar hinter die Linie gesprungen war. Doch statt auf 2:2 durch Josip Drmic entschied Dingert auf weiterspielen – und ließ anschließend durchblicken, ein Freund der Torlinien-Technik zu sein: „Aber wir Schiedsrichter haben das nicht zu entscheiden.“

Ähnlich sah das Nürnbergs Trainer Verbeek. „Ich habe vor zwei Jahren Australian Football gesehen. Dort gibt es einen Video-Schiedsrichter, über den alle Entscheidungen fallen. Es kann doch nicht sein, dass uns am Ende der Saison ein Punkt fehlt und wir absteigen“, sagte der Niederländer und schickte einen Seitenhieb in Richtung Uefa-Präsident: „Wir haben die Technologie, aber wir haben auch einen Michel Platini. Und der ist der Boss.“

Doch klar wurde in Mönchengladbach auch: Bloße TV-Bilder reichen nicht. Denn ob sich die Auswölbung des Balles nicht vielleicht doch über der Linie befand, ließ sich auch mit der Super-Zeitlupe nicht klären. Geholfen hätte wohl nur das Hawk-Eye, wie es seit dieser Saison in der englischen Premier League im Einsatz ist. Dingert jedenfalls war um seine Aufgabe nicht zu beneiden.

Die Diskussionen wären laut der Firma GoalControl mithilfe der Torlinientechnik nicht entstanden. Die Technik hätte die Szene „eindeutig“ auflösen können, sagte GoalControl-Sprecher Rolf Dittrich. „Die Systeme sind so perfekt kalibriert, dass derartige Fälle genau aufgelöst werden können. Das ,GoalControl 4D‘-System ist in der Lage, Toleranzen bis zu 5 mm einzuhalten.“ Diese Technik wird im nächsten Jahr erstmals bei einer Fußball-Weltmeisterschaft zum Einsatz kommen. (sid mit dpa)