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Das Mehrzweckgebäude wird 45

Teil eins: Warum das MZG, wie es die Einheimischen liebevoll nennen, entstand und durch wen.

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© Ulrich Vogel

Von Ulrike Scholz

Ebersbach. Um 1970 gab es in Niederebersbach den für sein Essen und seine Gastlichkeit berühmten Gasthof Kummer, den Gasthof Koch, eine eigene Feuerwehr, einen Männergesangsverein, das Vogelschießen, das Landambulatorium, die Maschinen-Traktoren-Station, verschiedene landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG), Bäcker und Gärtner. Gleich neben der Kirche gingen die Kinder von ganz Ebersbach und Freitelsdorf in die Schule, Klassen eins bis vier. Daneben war eine Turnhalle. Bei Kummers war alle zwei Wochen entweder Tanz oder Tanztee mit richtiger Kapelle, ab und an Tanzstunde mit Tanzcafé und Tanzstundenball. Wirt Andreas Kummer war außerdem ein wichtiger Förderer des Ebersbacher Fußballs.

Auch in Oberebersbach war ein Gasthof für Essen und Gastlichkeit berühmt: der Gasthof Freund mit seiner Fleischerei. Hier fanden die weit bekannten und äußerst beliebten Faschingsveranstaltungen, Pfingstfrühschoppen und Weinfeste statt, früher auch Sportvorführungen auf dem Saal. Oberebersbach hatte ebenfalls eine Feuerwehr, Männergesangsverein, Frauenchor, eine Kinderkrippe, an der Stelle der heutigen Mittelschule einen Kindergarten, neben der Kirche eine Schule mit den Klassen fünf bis acht, zuletzt auch neun und zehn. Es gab eine große Kartoffelsortierhalle, LPG’s. Molkerei, Bäcker, Schuhladen, Konsum, die Gasthöfe Zur Sonne, Scharfe Ecke und die BHG.

Jeder machte sein Ding; die Niederebersbacher, die Oberebersbacher. Jede Schule, jede Einrichtung, jeder Handwerksbetrieb kochte selbst das Mittagessen. Viele Bauersfrauen kochten zu Hause. Ihre Arbeitskraft fehlte in Stall und Feld. Die verschiedenen Küchen waren veraltet, unzureichend, nicht unbedingt effektiv.

Die Schulräume platzen aus den Nähten, der Werkenunterricht, ESP (Einführung in die sozialistische Produktion) und Zeichenunterricht fanden in einer Baracke am Zweitannenweg auf dem alten Bauplatz vom Baumeister Martin Schiefner statt. Der Waldsportplatz wurde aufgegeben für eine Sauenzuchtanlage, am neuen Sportplatz gab es weder Möglichkeiten zum Umkleiden noch Toiletten oder Duschen. Saunieren kam in Mode. Kegeln war eine angesagte Sportart. Beides war aber in Ebersbach nicht möglich. Die Zimmerchen im Kindergarten und der sumpfige Garten waren auf Dauer keine Lösung. Und Karl-Otto Behla trieben die Gedanken um, wie er seine Mitarbeiter mittags versorgen könnte.

Was wäre, wenn es eine zentrale Küche gäbe? Und eine Kegelbahn? Und eine Sauna? Und, und, und? Die Familie packte alle Wünsche auf den Tisch und machte Pläne. Ziemlich schnell nahm die Idee von einem Mehrzweckgebäude Form an. Es wurde gezeichnet, gesponnen, geändert und dann ein Modell gebaut. Es bestand aus dem später aus Ziegeln gemauerten Kellergeschoss und dem Obergeschoss im damals üblichen Barackenstil. Die obere Etage im Modell konnte man abheben, um das Kellergeschoss problemlos betrachten zu können. en.

(Fortsetzung folgt)