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Das Mathe-Genie von Ringenhain

Sachsenweit hat Gotthardt Brandt schon mehrfach geglänzt. Jetzt will der Neuntklässler das auch beim Bundesausscheid.

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© Steffen Unger

Von Constanze Knappe

Ringenhain. Eine unendliche Zahl kommt heraus, wenn man berechnet, wie hoch an einem ganz bestimmten Tag zu einer genau festgelegten Uhrzeit der Anteil am Finanzvolumen eines ganzen Jahres in dem Land ist. Für die meisten dürfte das nach böhmischen Dörfern klingen. Nicht für Gotthardt Brandt. Der Ringenhainer knobelt mit Vorliebe an solchen Aufgaben. Wie jüngst bei der sächsischen Mathematik-Olympiade. Unter 30 Teilnehmern wurde ihm dort ein zweiter Preis zuerkannt. Aber nicht nur das. Der Neuntklässler des Kant-Gymnasiums Wilthen hat damit die Chance, sich beim Bundesausscheid zu beweisen. Auf dem Weg dahin steht allerdings noch eine Hürde an. Während die anderen Bundesländer ihre Besten direkt zur Bundesolympiade im Juni in Jena schicken, müssen sich die besten sächsischen Mathe-Asse der 9. bis 12. Klassen nach der Landesolympiade in dieser Woche beim Landesseminar qualifizieren. Für Gotthardt Brandt wäre es der erste Bundesausscheid. Zwar war der 15-Jährige schon in der 5., 6. und 7. Klasse sachsenweit ganz vorne dabei. Doch in den Altersklassen ist auf Landesebene Schluss. Jetzt könnte es einen Schritt weiter gehen. Aufgeregt sei er nur ein bisschen. „Alles, was jetzt kommt, ist Zugabe“, erklärt er.

Gotthardt Brandt mag knifflige Aufgaben. Sie fordern das logische Denken, sagt er. „Er war schon als Kleinkind sehr wissbegierig“, erklärt sein Vater Mike Brandt. Und Mutti Cornelia ergänzt: „Er gibt nie auf, wenn er sich mit einem Problem befasst.“ In der Grundschule durfte Gotthardt zwei Klassen höher an den Mathe-Stunden teilnehmen, weil es ihm in der eigenen Klasse zu langweilig war. Im Mathe-Unterricht der Klasse 9/1 könnte er gelegentlich die Augen zumachen. Er schaltet aber nicht ab. Im Gegenteil. Er arbeitet gern mit, während andere „bei Mathe lieber Abstand halten“. Als Streber bezeichnen sie ihn aber nicht. Manche Mitschüler lassen sich von ihm die Aufgaben erklären. Mit seinen Leistungen hätte Gotthardt Brandt ans Landesgymnasium für Hochbegabte St. Afra in Meißen oder an ein Mathe-Spezialgymnasium in Chemnitz wechseln können. „Ich wollte aber nicht ins Internat“, begründet er, warum er sich dagegen entschied. Seine Eltern redeten ihm da nicht hinein. Sie sind stolz auf ihn. Während andere ihre Kinder zu Sportwettkämpfen chauffieren, sind die Brandts in Sachen Mathe unterwegs. Mit Gotthardt. Oder mit seiner jüngeren Schwester Elisabeth, die sachsenweit bei Physikausscheiden vorne mitmischt.

Zehn Stunden am Stück knobeln

Wie wird man ein Mathe-Genie? „Da ist viel Fleiß dabei“, sagt der Ringenhainer Schüler. Drei bis vier Stunden Mathe am Sonnabend und dasselbe am Sonntag, das ist für ihn selbstverständlich. Egal, ob es draußen regnet oder bei 30 Grad die Sonne brennt. Von einem „Korrespondenzzirkel“ bekommt er regelmäßig Aufgaben zugeschickt, die weit über den Unterrichtsstoff hinausgehen. Da knobelt er dann auch mal zehn Stunden am Stück. „Es macht Spaß, wenn man irgendwann die Lösung hat“, sagt Gotthardt Brandt. Er bedankt sich bei den Mathelehrern des Wilthener Gymnasiums für deren Unterstützung.

In den Ferien beschäftigt er sich „vergleichsweise wenig“ mit Mathe. Zum Ausgleich geht die Familie wandern – vorzugsweise auf Touren der „Harzer Wandernadel“. 222 Stempelstellen enthält das Heft, 143 hat Gotthard Brandt gesammelt, davor zwei andere Hefte gefüllt. Mathe-Bücher holt er höchstens auf der Heimfahrt raus.